LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

Gefragter Rohstoff Die Jagd nach dem weißen Gold

Seite 2 / 2

„Der Lithiumsektor ist weiter Meilen weit davon entfernt, die prognostizierten Mengen an Lithium zu produzieren, und wir sehen derzeit weit und breit keine Möglichkeit, den massiven Produktionsengpass zu beheben“, meint Tobias Tretter. Um den Erfolg der Elektromobilität nicht zu gefährden, mahnt der Rohstoffexperte von Commodity Capital einen schnellen und massiven Ausbau der Produktion an. In seinen Augen sind aber derzeit lediglich Explorer aus Australien und Kanada dazu imstande. Zwar ist Lithium auf der Erde grundsätzlich in ausreichenden Mengen vorhanden. Viele kleine Gesellschaften verfügen jedoch über wenig Know-how und finanzielle Reserven.

Die rasant steigende Nachfrage hat den Preis für batterietaugliches Lithium im Jahr 2021 durch die Decke gehen lassen. Je nach Qualität verteuerte sich das weiße Gold um bis zu 500 Prozent. Für dieses Jahr erwarten Experten ein noch größeres Defizit zwischen Angebot und Nachfrage. Der Marktdatenanbieter Benchmark Mineral Intelligence (BMI) geht von einem Lithium-Unterangebot von etwa 26.000 Tonnen aus. Im Jahr 2023 soll sich das Defizit noch weiter erhöhen, der Höhepunkt wird für 2024 erwartet. Ab 2025 würden voraussichtlich viele neue Lithiumproduktionen in Betrieb gehen und für Entspannung sorgen.

Produzenten wie Albemarle, Lithium Americas oder Livent profitieren. So erzielte Livent im ersten Quartal 2022 einen Nettogewinn von 53,2 Millionen Dollar. Im Vorjahr stand noch ein Verlust von 800.000 Dollar zu Buche. Auch beim Umsatz wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen. Während diese mit einem Umsatz von 140 Millionen Dollar rechneten, erzielte Livent 143,5 Millionen Dollar. Insgesamt entspricht das Ergebnis einem Wachstum zum Vorjahr von 56 Prozent.

Lithium – „Made in Germany“

Neben dem Bergbau und den Salzseen in Südamerika gibt es noch eine dritte Möglichkeit, den begehrten Rohstoff zu gewinnen. Die Rede ist von Geothermie. Die hohen Preise rücken diese Alternative neuerdings ins Rampenlicht. Ähnlich wie in Südamerika wird das Lithium aus Tiefenwasser gewonnen, jedoch deutlich umweltschonender. Dabei wird bis zu 200 Grad Celsius heißes und unter hohem Druck stehendes Tiefenwasser durch 2 bis 5 Kilometer tiefe Bohrungen an die Oberfläche transportiert.

Per Wärmetauscher wird ein Großteil der Wärme entzogen und in die Versorgungsnetze geleitet. Die Idee ist, dem ohnehin an die Oberfläche hochgepumpten Wasser das enthaltene Lithium zu extrahieren, bevor es zurück in die Erde kommt. Möglich wäre das in Deutschland vor allem im Oberrheingraben, einer etwa 300 Kilometer langen und bis zu 40 Kilometer breiten Senke zwischen Basel und Frankfurt. In der Region wird Europas größtes Lithium-Vorkommen vermutet.

Der deutsch-australische Geothermie-Spezialist Vulcan Energy setzt auf den Standort Deutschland und kaufte im Dezember 2021 ein Geothermiekraftwerk in Insheim in Rheinland-Pfalz. Das Unternehmen will bis 2024 im Zuge der Stromerzeugung eine kommerzielle Lithium-Verarbeitung aufbauen. Als Kunden wurden bereits Autokonzerne wie Renault, Volkswagen und Stellantis gewonnen. Ungeachtet aller geplanten Projekte ist jedoch aufgrund der weiter stark steigenden Nachfrage in naher Zukunft keine Marktsättigung zu erwarten.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen