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„Die Krise ist vorbei“

Privatanleger können aufatmen – und Aktien kaufen. Die größte deutsche Fondsgesellschaft DWS erklärt die Finanzmarktkrise für beendet. DAS INVESTMENT.com sprach mit Thomas Gerhardt, der in Abwesenheit von DWS-Chef Klaus Kaldemorgen als Leiter eines vierköpfigen Investmentkomitees die Aktiengeschäfte der Gesellschaft leitet.

DAS INVESTMENT.com: Lassen Sie die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ in diesem Jahr gelten?

Thomas Gerhardt: Nein. Von der Regel halte ich ohnehin nicht viel - aber wer sie dieses Jahr berücksichtigt, der wird einiges verpassen. Die Finanzmarktkrise ist vorbei oder um es noch plakativer auszudrücken: Das Thema „Subprime“ ist durch. Die Hypotheken-Krise ist in den derzeitigen Aktienkursen eingepreist.

DAS INVESTMENT.com: Was macht sie so sicher?

Gerhardt: Die Erfahrung: Aktienmärkte handeln immer frühzyklisch. Das heißt, sie nehmen volkswirtschaftliche Entwicklungen voraus. Natürlich wird es in den USA noch zwei bis drei schwierige und schwache Quartale geben, vielleicht auch ein negatives Wachstum. Aber dann wird es zu einer breiten Erholung kommen, und diese Entwicklung werden die Märkte schon  für bare Münze nehmen. Sie können nur nicht erwartet, dass jemand mit einer großen Glocke durch die Gegend rennt und das Ende der Krise verkündet.

DAS INVESTMENT.com: Schließen Sie negative Unternehmensnachrichten künftig aus?

Gerhardt: Nein, natürlich werden einige Unternehmen vom Schlage einer General Electric die Märkte noch nervös machen. Aber die breite Masse – und deshalb haben wir auch verstärkt Indexfuture gekauft – wird nicht mehr enttäuschen.

DAS INVESTMENT.com: Derzeit liegt sehr viel liquides Kapital neben dem Spielfeldrand oder ist in Rohstoffe investiert. Rechnen Sie mit einer Trendwende in dem Bereich?

Gerhardt: Die Frage muss ich zweigeteilt beantworten. Zur Liquidität: Richtig, es gibt einen enormen Anlagebedarf und dieses Geld wird an den Markt kommen. Zu den Rohstoffen: Strategisch betrachtet bleiben Rohstoffe eine hochinteressante Anlageklasse. Wer taktisch in Rohstoffe investiert hat, wird sicher an den Aktienmarkt zurückkehren.

DAS INVESTMENT.com: Hat es Sie überrascht, dass sich einzelne Schwellenländer, wie Brasilien, Teile Afrikas und des Nahen Ostens so trefflich gegen den Ausverkauf wehren konnten und derzeit satt im Plus notieren?

Gerhardt: Nein, überhaupt nicht. Was mich etwas überrascht hat, ist die sehr hohe Performance, besonders der brasilianischen Aktien. Das hatte ich so nicht erwartet.

DAS INVESTMENT.com: Im DWS Vermögensbildungsfonds I sind Schwellenländer sehr vornehm mit 17 Prozent gewichtet.

Gerhardt: Ich bin ein Schwellenländer-Fondsmanager und nicht für den Fonds verantwortlich. Wäre ich es, wäre der Anteil höher. Gemessen am Vergleichsindex ist die Gewichtung jedoch recht anständig.

DAS INVESTMENT.com: Nun ist die Krise ihrer Meinung nach zu Ende. Wird es für einen Eintrag in die Geschichtsbücher reichen?

Gerhardt: Das kann ich nicht entscheiden. Es hätte jedoch viel schlimmer kommen können. Die Krise betraf die Banken: Sie sind das Blut in den Adern der Aktienmärkte. Gut war, dass die Zentralbanken so schnell gehandelt haben. Wenn es eine größere Bank erwischt hätte, sähe die Welt heute ganz anders aus.

DAS INVESTMENT.com: Wo steht der Dax am Ende des Jahres?

Gerhardt: Vorsichtig optimistisch etwa 10 Prozent höher als heute. Aber auch 8.000 Punkte sind möglich.

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