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Die Krux mit Indizes und ETFs
Wenn Butter läuft, läuft nicht unbedingt auch Käse
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Die Krux mit Indizes und ETFs Wenn Butter läuft, läuft nicht unbedingt auch Käse

Thomas Buckard, Vorstand von MPF
Thomas Buckard, Vorstand von MPF: Investieren Anleger per ETF in einen Index, haben sie naturgemäß auch immer die Aktien im Portfolio, die schwach performen. | Foto: Fotomontage, Jessica Hunold, MPF, Thomas Buckard, Canva

Der Technologieindex Nasdaq 100 ist auf Sicht der zurückliegenden zwölf Monate ziemlich unter die Räder gekommen. Das Minus beläuft sich fast auf 30 Prozent. Die Gründe sind klar. In einem Umfeld steigender Zinsen leiden Wachstumswerte aufgrund der höheren Diskontierung künftiger Gewinne besonders stark. Dazu kommen plötzlich Zweifel an den Geschäftsmodellen von Amazon, Meta und Co. Die Unternehmen schreiben „plötzlich“ rote Zahlen und entlassen im großen Stil Mitarbeiter.

Die Börsianer lassen die ehemaligen Lieblingswerte fallen wie eine heiße Kartoffel. Amazon hat in den zurückliegenden zwölf Monaten mehr als 40 Prozent an Wert verloren, Meta sogar fast zwei Drittel. Kein Wunder, dass sich der Technologieindex schwertut. Werte wie Amazon und Meta sind im Nasdaq hoch gewichtet und haben den Index jahrelang nach oben getrieben. Doch seit rund einem Jahr geht es genau in die andere Richtung, was die Schwächen von Indizes beziehungsweise entsprechenden ETFs offenbart.

In Zeiten steigender Kurse schauen Anleger erfahrungsgemäß weniger genau hin. Wenn alle Werte im Plus notieren, stört es offenbar weniger, dass einige Aktien sich deutlich besser entwickeln als andere. In Abwärtsphasen sieht das anscheinend anders aus.

Die Schlusslichter im Portfolio

Investieren Anleger per ETF in einen Index, haben sie naturgemäß auch immer die Aktien im Portfolio, die schwach performen. Außerdem sind ETF-Anleger häufig gar nicht so breit diversifiziert aufgestellt, wie sie glauben. Jahrelang war es nur rund eine Hand voll Tech-Unternehmen, die den Nasdaq, aber auch den S&P 500 maßgeblich nach oben getrieben haben.

Die Schwäche kann jedoch auch genau im Gegenteil begründet sein. Beispiel Dax. Der deutschen Standardwerteindex umfasst mit SAP nur einen einzigen Technologiewert. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der Dax jahrelang hinter der Wall Street hinterherhinkte.

 

Nennenswerte Klumpenrisiken

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Außerdem bergen solche Indizes das Risiko eines Blasen- und Lawineneffektes: Solange der Kapitalfluss und der Trend anhalten, wird das Gewicht der Top-Performer immer größer, und die Performance steigt scheinbar unaufhörlich. Dreht der Trend und fließt das Kapital massiv ab, verkehrt sich die Entwicklung ins Gegenteil und löst einen Lawineneffekt aus. Genau das ist derzeit im Technologiesektor zu beobachten. Ein weiterer Nachteil von ETFs ist der Wegfall der Stimmrechte. Diese liegen nicht beim Anleger, sondern beim Emittenten des Indexfonds.

Nutzen Investoren einen Index als Maßstab für den Anlageerfolg ihres Vermögensverwalters, sind ebenfalls Fehlentwicklungen vorprogrammiert. Denn der Vermögensverwalter wird immer bestrebt sein, vergleichsweise nah am Index investiert zu sein. So läuft er im Zweifelsfall nicht Gefahr, zu sehr gegenüber der Messlatte ins Hintertreffen zu geraten. Aber wozu braucht der Anleger dann einen Vermögensverwalter? Dann kann er auch direkt in den entsprechenden Index investieren und sich unnötige Kosten sparen.

Erwarten Anleger nicht viel eher eine solide Titelauswahl, eine auf Werterhalt basierte Anlagestrategie, die möglichst viele Risiken ausschließt und bestenfalls auf das Marktrisiko reduziert ist? Ein jahr(zehnte-)langer Trackrecord ist dann deutlich wichtiger als der Vergleich zu welchen Indizes auch immer.

Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen. Investments in einen Index verwehren per se die Chance, diesen durch eine erfolgreiche Auswahl von Einzeltiteln zu schlagen. Allerdings ist fairerweise hier anzumerken, dass eine so angestrebte Outperformance auch immer mit entsprechenden Risiken verbunden ist.

Generell sollten Anleger nicht jedem Trend hinterherlaufen. Um noch einmal die Technologiewerte zu erwähnen: Jahrelang kannten sie nur eine Richtung: die nach oben. Doch jetzt zeigt sich in der Abwärtsbewegung, dass der Sektor weitaus weniger homogen ist als gedacht. Während Alphabet, Amazon oder Meta in den vergangenen Monaten schmerzhafte Verluste hinnehmen mussten, sieht das Bild bei Apple schon ganz anders aus. Der Erfinder des iPhones notiert auf Sicht eines Jahres im Plus – trotz des schwierigen Umfelds an den Aktienmärkten.

Es trennt sich momentan also die Spreu vom Weizen; der alte Börsenspruch „läuft Butter, läuft auch Käse“ trifft leider im aktuellen Börsenumfeld nicht zu. Somit kommt der fundierten Analyse von Unternehmensdaten durch entsprechende Profis wieder vermehrt eine hohe Bedeutung zu.

Über den Autor: Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied der MPF AG. Als Vorstandssprecher ist er für die Kundenakquisition und -betreuung sowie die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die MPF AG gehört mit einem verwalteten Vermögen von fast zwei Milliarden Euro zu den größten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland.

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