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„Die Liquidität an Europas ETF-Markt muss besser werden“

Der europäische ETF-Markt ist nicht einheitlich. <br> Quelle: Fotolia
Der europäische ETF-Markt ist nicht einheitlich.
Quelle: Fotolia
Dass die Marktteilnehmer zu wenig über Themen wie die Liquidität von ETFs wissen, wurde auch auf der Geneva ETF Conference 2011 vergangene Woche deutlich. Viele Investoren verstehen noch nicht einmal, was alles in die Liquidität eines ETFs hineinfließt. Meiner Ansicht nach umfasst sie zunächst einmal die Umsätze an allen Börsen, an denen das Produkt gelistet ist. Hinzu kommen - und das vergessen viele - der außerbörsliche Handel und die Umsätze an den alternativen Handelsplätzen wie BATS oder Chi-X. Leider sind diese Gesamtzahlen in der Praxis schwer zu erheben. Denn die einzelnen Handelsplätze sind nicht verpflichtet, die entsprechenden Zahlen in einer standardisierten Form zu liefern. Und so kommt es, dass beispielsweise der Hedgefonds-ETF der Deutschen Bank vielfach als illiquide gilt, nur weil er fast ausschließlich außerbörslich gehandelt wird und in den offiziellen Statistiken nicht auftaucht.

Aber wie kann die ETF-Branche die Liquidität nach meiner Definition und damit die Preisbildung verbessern? Um die Liquidität ihrer Fonds zu erhöhen, arbeiten die ETF-Anbieter in der Regel mit mehreren Market Makern zusammen. Dadurch sinken die Spannen zwischen den An- und Verkaufspreisen, die sogenannten Spreads - und die ETFs werden für die Investoren günstiger. Allerdings verringert sich gleichzeitig die Markttransparenz, da sich insbesondere der außerbörsliche Handel auf viele verschiedene Market Maker verteilt. Im Sinne einer verbesserten Transparenz und Preisfindung wäre es wünschenswert, dass sich die Market Maker auf einen freiwilligen Berichtsstandard für die außerbörslichen Transaktionen einigen.

Ein weiterer Faktor, der die Transparenz im ETF-Handel reduziert und die Gesamtkosten  steigert, ist die Zersplitterung des europäischen ETF Marktes auf viele lokale Börsen. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Sprachen und regulatorischen Anforderungen innerhalb Europas. Würden sich die Anbieter auf die wichtigsten europäischen Börsenplätze fokussieren, könnten sie ihre Kosten senken und diesen Vorteil an die Investoren weitergeben. Die Investoren würden dadurch meiner Meinung nach kaum eingeschränkt. Denn mehr als 80 Prozent des börslichen ETF-Handels in Europa laufen über die fünf umsatzstärksten Börsen ab. Für einzelne Listings spricht, dass ETFs auf europäische Länderindizes wie den deutschen Dax oder den französischen CAC 40 ihre höchsten Umsätze an den jeweiligen Heimatbörsen aufweisen, insbesondere wenn diese von lokalen Anbietern aufgelegt wurden.

Zudem erschweren die unterschiedlichen Standards der einzelnen Börsen für Handel, Settlement und Transfer von ETFs derzeit einen pan-europäischen ETF-Handel - und damit auch den Wettbewerb unter den einzelnen Börsenplätzen. Aus meiner Sicht sollte die Industrie dort freiwillig zu einem einheitlichen Standard finden, bevor der Gesetzgeber Vorgaben macht. Eine solche Vereinheitlichung im Börsenhandel würde zu mehr Wettbewerb und damit faireren Preisen führen, da professionelle Marktteilnehmer jede Ineffizienz bei der Preisbildung ausnutzen könnten. Momentan ist das nicht möglich, weil die Transaktionsstandards unterschiedlich sind. Zudem fallen mitunter zusätzliche Steuern oder andere Kosten an, die im schlimmsten Fall die Arbitrage-Gewinne auffressen können.

Die genannten Beispiele zeigen: Es gibt ein enormes Potenzial, um die Liquidität am europäischen ETF-Markt zu verbessern. Das sollte der nächste Schritt der europäischen ETF-Evolution werden - nachdem die Produktpaletten inzwischen weitestgehend ausgereift sind. Detlef Glow schreibt regelmäßig in der Online-Community von Thomson Reuters - Lipper, die nur für professionelle Investoren (Vermögensverwalter mit §32 KWG Zulassung o.ä.) zugänglich ist.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.


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