Opting-Out-Modell Die meisten Arbeitnehmer wollen bedingte bAV-Pflicht
90 Prozent der Firmen in Deutschland bieten ihren Beschäftigten die Umwandlung von Entgelt in Altersvorsorgeansprüche an. Aber nur in vier von zehn Unternehmen nutzt mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden das Angebot. Das zeigt eine WTW-Studie. Auch das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) hat daran laut Studie kaum etwas geändert.
Als Grund für die mangelnde Akzeptanz ihrer bAV-Angebote nennen die meisten Befragten fehlendes Wissen über den Versorgungsbedarf. Auch die Zuschüsse spielen dabei eine große Rolle: Eine attraktive Zuschussgestaltung über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus führt laut Studie zu einer höheren Nutzung der bAV.
12 Prozent der Unternehmen mit Opting-Out
Die bAV ist derzeit für Arbeitnehmer freiwillig. Angesichts der mangelnden Akzeptanz betrieblicher Versicherungsangebote spielen einige Experten mit dem Gedanken, eine bedingte bAV-Pflicht einzuführen, das sogenannte Opting-Out-Modell. Damit nähme jeder Beschäftigte an der Entgeltumwandlung teil, es sei denn, er widerspricht dem aktiv. Bei den Arbeitnehmern stößt dieses Modell laut Studie auf große Akzeptanz: 73 Prozent der befragten Beschäftigten würden ein Opting-Out in der bAV begrüßen. Anders die Arbeitgeber: Hier stehen 76 Prozent dem Modell skeptisch gegenüber oder lehnen es ab. Nur 12 Prozent haben es eingeführt.
Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten und Preisanstiege haben im Jahr 2022 knapp über 20 Prozent der Mitarbeiter die Beitragszahlungen ausgesetzt oder reduziert. Für 2023 erwarten Unternehmen eine ähnliche Entwicklung: Etwa 30 Prozent rechnen damit, dass Mitarbeitende ihre Beitragszahlungen anpassen werden.
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Um höhere Renditen zu erzielen, setzen Anbieter zunehmend auf kapitalmarktorientierte Produkte mit verminderten Garantien. Die Akzeptanz dieser Produkte bei den Unternehmen und die Zahl derer, die ihren Mitarbeitenden entsprechende Produkte anbieten, hat sich seit der Untersuchung 2021 verdreifacht. „Dabei herrscht weitgehend Einigkeit, dass ein gewisses Garantieniveau (80 bis 100 Prozent der gezahlten Beiträge) gegeben sein sollte“, heißt es von WTW. Die Betriebsrente auf Basis einer reinen Beitragszusage mit Verzicht auf Garantien, sogenanntes Sozialpartnermodell, ist demnach eher weniger gefragt.
Über die Studie
Für die Studie haben WTW-Forscher 85 bAV- und Fachverantwortliche aus Unternehmen aller Größen und Branchen befragt. Die kompletten Studienergebnisse findest du hier.
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