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Daniel J. Ivascyn im Gespräch „In den nächsten Jahren werden Anleihen volatiler“

PIMCO-Investmentchef Daniel Ivascyn
PIMCO-Investmentchef Daniel Ivascyn: PIMCO-Investmentchef Daniel Ivascyn: Verschuldung, ökologischer Umbau und technologische Innovationen sind drei große Themen, die auf den Fixed-Income-Markt einwirken. | Foto: PIMCO

Herr Ivascyn, wie sind die Aussichten für die globale Wirtschaft im kommenden Jahr? Hält der Inflationsdruck an?

Daniel J. Ivascyn: Die Erholung des Weltwirtschaftswachstums dürfte sich im Großen und Ganzen fortsetzen. Zwar sind Rückschläge möglich, dennoch sollte sich die wirtschaftliche Lage bessern, sobald sich die Pandemie mehr und mehr in den Griff bekommen lässt.

Allerdings stellt die Inflation kurzfristig eine große Herausforderung dar. Der Inflationsdruck ist nach wie vor beträchtlich, sollte aber mit der Normalisierung des Wirtschaftslebens abnehmen. Dennoch positionieren wir uns im Hinblick auf Inflation und Zinsanstiege nach wie vor defensiv – wir wollen gewappnet sein.

Wie sieht Ihr Ausblick für die US-Geld- und die Finanzpolitik aus?

Ivascyn: Rund um die Welt halten die Zentralbanken unverändert an einer expansiven Politik fest. Die US-Währungshüter haben zwar angekündigt, mit der Drosselung ihres Ankaufprogramms zu beginnen, scheinen aber dennoch gewillt, das Zurückfahren im Fall verschlechterter Wirtschaftsdaten zu unterbrechen. Umgekehrt signalisiert die US-Notenbank eine energischere Vorgehensweise, sollten die längerfristigen Inflationserwartungen außer Rand und Band geraten.

Fraglicher ist, wie es bei der US-Finanzpolitik weitergeht. Unserer Einschätzung nach liegt der Höhepunkt der Konjunkturhilfen bereits hinter uns. Die beiden Infrastrukturgesetze sollten bis zum Jahresende in Kraft treten, wobei ihr Gesamtumfang deutlich geringer ausfällt, als von der Biden-Administration ursprünglich angedacht. Und wenn die Republikaner im Jahr 2022 die Kontrolle über das Repräsentantenhaus übernehmen – wie es den Anschein hat –, wären die Machtverhältnisse in der Regierung abermals geteilt, was künftigen Konjunkturprogrammen den Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Im Fall eines unerwarteten Wirtschaftsschocks stellt dies ein weiteres Risiko für die Märkte dar.

Blicken wir etwas weiter in die Zukunft: Welche langfristigen Trends könnten in den kommenden Jahren auf die Portfolios einwirken?

Ivascyn: Über einen Zeithorizont von fünf oder mehr Jahren fließt eine Reihe von zentralen Themen in unsere allgemeine Portfoliopositionierung ein. Das erste ist die Überschuldung: Weltweit gibt es mehr Schulden, als realistischerweise zurückgezahlt werden können. Damit steigt das Risiko dauerhafter Vermögensverluste im Zuge von Umschuldungsmaßnahmen, ebenso wie das Risiko einer inflationären Geldpolitik, um diese Schulden zu begleichen.

Zweitens unterstützen die Regulierer wegen der Klimakrise zunehmend eine Förderung grüner Technologien.

Ein dritter entscheidender Trend, den Anleger mit langfristigem Anlagehorizont im Blick haben sollten, ist der tiefgreifende technologische Umbruch. Neue Technologien halten in Schlüsselindustrien Einzug, wobei die Pandemie diesen Trend noch beschleunigt. Weil das damit verbundene Wirtschaftswachstum dem Preisauftrieb Vorschub leistet, könnten die Realzinsen steigen, was wiederum Druck auf hochwertige festverzinsliche Wertpapiere entstehen lässt.

Wie ist die Income-Strategie von PIMCO positioniert, um das schwierige Gleichgewicht zwischen Ertragserzielung und Kapitalerhalt für die Anleger herzustellen?

Ivascyn: Wie immer wollen wir einen attraktiven Ertragsstrom erzielen und uns zugleich gegen Abwärtsrisiken absichern. Doch die Zinssätze sind niedrig und die Anleihe-Spreads relativ eng – was uns vor Herausforderungen stellt. Unserer Arbeit kommt entgegen, dass die Income-Strategie auf Flexibilität ausgelegt ist: Wir können auf das setzen, was uns am 120 Billionen US-Dollar schweren globalen Anleihemarkt am aussichtsreichsten erscheint. Dabei wird unser Team von mehr als 200 Portfoliomanagern und Research-Analysten rund um die Welt unterstützt.

Wie sieht Ihr Zinsausblick aus? Welchen Einfluss hat dieser auf die Portfoliopositionierung?

Ivascyn: Obwohl die Inflation in unserem Basisszenario vorübergehender Natur ist, werden wir nach unserer Auffassung nicht ausreichend dafür kompensiert, gegen sie zu wetten. Daher sind wir defensiv positioniert. Verglichen mit unserem langfristigen Durchschnitt ist unser aktuelles Zinsengagement sehr gering. Zur Absicherung halten wir eine angemessene Allokation in inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS), die in den vergangenen Monaten von den Inflationssorgen profitieren konnten.

Sollten die Zinssätze deutlich zulegen, würden wir in Erwägung ziehen, abermals Durationspositionen in das Portfolio aufzunehmen; vorerst sind wir aber eher wegen eines möglichen Anstiegs von Inflation und Zinsen besorgt.