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Die Nifty Fifty´s von heute Warum hoch bewertete Aktien nur Lebensabschnittsbegleiter sind

Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH
Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH
Im Sommer des Jahres 1972 sah sich die amerikanische Maklerfirma Kidder Peabody der Frage ihrer Kundschaft ausgesetzt, warum man, nach einem kolossalen Aufschwung an der Börse, offensichtlich teure Aktien kaufen solle. Die Börse war bester Stimmung: Die Innovationen, welche die erste Mondlandung mit sich gebracht hatte, wurden in Produkte umgemünzt und die Blumenkinder der Anti-Vietnamkriegsgeneration machten sich daran, Firmen wie Microsoft oder SAP zu gründen.

Diejenigen, an denen der Bullenmarkt vorbeigelaufen war, waren aber offensichtlich nicht gut gelaunt und fragten nach, ob man die teuer gewordenen Wachstumsaktien noch kaufen könne. Maklerfirmen, das muss man wissen, sind immer dafür, dass gekauft wird, denn davon leben sie. Also kommen sie immer wieder mit den immer alten Argumenten und drohen ihr Publikum zu langweilen.

Damals, 1972, dachte sich Kidder Peabody zwar kein neues Argument, aber immerhin einen neuen Begriff aus: Die Firma stellte eine Liste von 50 Aktien zusammen, die zwar hoch bewertet waren – die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) lagen zwischen 46 und 92 –, die aber, so die Idee, dennoch gekauft werden konnten, da ihr Geschäftsmodell für die Zukunft ein so gewaltiges Wachstum erwarten ließ, dass die gegenwärtige Bewertung irrelevant war. Diese Liste bekam einen griffigen Namen, Nifty Fifty. Bis heute wird der Begriff immer wieder herangezogen, wenn Bullenmärkte alt und Kaufargumente dünn werden. So auch jetzt.

Hochbewertete Aktien von heute

Der Aufschwung an den Börsen, den wir seit dem Beinahe-Zusammenbruch von 2009 verfolgen, wird seit langem von Wachstumsaktien getragen, deren Kursentwicklung alle anderen Investitionen im Staub zurück gelassen hat, die sich nach klassisch-vorsichtiger Art auf Staatsanleihen und bewährte Traditionsaktien wie Siemens oder Allianz konzentriert haben.
Die Helden des Internets, Facebook, Google, Amazon, Apple und Netflix, machen einen guten Teil der Wertentwicklung aus, und Indizes wie der Dax, in denen solche Titel nicht enthalten sind, sehen nicht gut aus, knapp minus 10 Prozent zum Halbjahr. Das geht, genau genommen, seit Jahren so. Aber soll man diese Titel heute noch kaufen?

Nifty Fifty – der Teufel liegt im Detail

Es lohnt sich, einen etwas genaueren Blick auf die originalen Nifty Fifty zu werfen. In der Tat hätte man den amerikanischen Aktienmarkt deutlich geschlagen, wenn man die Nifty Fifty 1972 gekauft hätte, ohne Rücksicht auf die Bewertung. Genau genommen hätte man fast doppelt so viel verdient wie mit dem Kauf eines Indexfonds auf den S&P 500, wenn es so etwas damals schon gegeben hätte. Aber der Gewinn ist mit Vorsicht zu genießen.

Erstens war die Entwicklung sehr volatil. Auch Aktien, die über die lange Frist den Markt deutlich geschlagen haben, verloren zwischenzeitlich über 70 Prozent, zum Beispiel Disney. Zweitens war der Gewinn auf wenige Aktien konzentriert. Acht der Nifty Fifty haben über 1.000 Prozent zugelegt – Wal-Mart sogar um 15.000 Prozent, und IBM, Johnson & Johnson, General Electric und Coca Cola waren natürlich auch nicht schlecht.

Aber die Mehrheit der Aktien, 30 um genau zu sein, entwickelten sich deutlich schlechter als der Markt. Avon, Xerox und Polaroid waren kein Spaß. Ein Kommentator des Forbes-Magazins berichtete, „die Nifty Fifty wurden einer nach dem anderen herausgeführt und einzeln erschossen“. Genau genommen wären die Nifty Fifty nur so gut wie der Index gelaufen, wenn Wal-Mart nicht dabei gewesen wäre.
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