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Aktualisiert am 27.01.2020 - 15:47 Uhrin ImmobilienLesedauer: 3 Minuten

„Die Private-Equity-Jungs tun mir leid“

Nico Tates, Aberdeen Property Investors
Nico Tates, Aberdeen Property Investors

DAS INVESTMENT.com: Wie gefällt Ihnen das Hotel? Nico Tates: Sehr schön, wunderbar. Ein anständiges Fünf-Sterne-Hotel. DAS INVESTMENT.com: Wäre das was für Sie? Tates: Nein, ich kaufe keine Hotels. Um profitabel zu sein, müssen solche Häuser eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent haben. Das ist sehr ambitioniert. Gerade in diesen Zeiten. Als Investor ist es sicherlich interessant, das gesamte Management zu kaufen, wenn dieses seinen Job gut macht. DAS INVESTMENT.com: Die aktuelle Krise ist hausgemacht: Subprimekrise, Finanzkrise, Weltwirtschaftkrise. Haben Sie so etwas schon mal erlebt? Tates: Nein, in dieser Dimension noch nicht, das ging alles sehr schnell und war sehr massiv. Ich bin sehr froh, dass wir konservative Investoren sind. Diese Eigenschaft kommt uns heute zugute. Und ich bin mir auch sicher, dass wir ganz vereinzelt im Immobilienbereich das Ende der Krise sehen, und sich erste Kaufgelegenheiten bieten. DAS INVESTMENT.com: Wo sind derzeit interessante Immobilien zu bekommen? Tates: Das ist ganz unterschiedlich. Von Land zu Land und auch von der Nutzung her vollkommen unterschiedlich. Es gibt gute Logistikimmobilien in Finnland. Der Vorteil an Logistikunternehmen ist, dass sie von der Krise profitieren können: Wenn weniger konsumiert wird, ist das Lager länger voll. Allerdings kann ein Logistiker Pleite gehen, die Margen sind recht dünn. Was passiert dann mit einer 40.000 Quadratmeter großen Halle? Einkaufspassagen sind sicherer. Da zieht mal ein Mieter aus, das ist weniger spektakulär, da das Risiko gestreut ist. DAS INVESTMENT.com: Können Sie sich denn geografisch eingrenzen? Tates: Riskant und immer noch deutlich zu teuer ist Osteuropa. Dort fand eine enorme Preistreiberei ohne Rücksicht aufs Risiko statt. Weder das politische noch das unternehmerische Risiko wurden in Betracht gezogen. In der tiefsten Ukraine gab es eine Zeit lang die gleiche Rendite wie in einer deutschen B-Lage, etwa in Worms. Wenn es keine Risikoprämie gibt, ist der Markt völlig überhitzt. Abgekühlt ist er noch nicht. Ich finde Großbritannien langsam wieder interessant, Frankreich und auch Deutschland und die nordeuropäischen Länder. Spanien, Italien, und besonders Irland und Griechenland bleiben heikel. DAS INVESTMENT.com: In Großbritannien sind die Preise um bis zu 60 Prozent gefallen. Das ist sehr viel, doch wie können Sie einschätzen, dass es nicht noch tiefer geht? Tates: Ich vertraue da ganz unserem volkswirtschaftlichen Research. Dieses Jahr wird die britische Wirtschaft stark schwächeln, aber im kommenden Jahr kann es schon ganz anders aussehen. Das gilt auch für Deutschland. Gleichzeitig kommen große institutionelle Investoren auf uns zu. Die wollen ihre Portfolios rebalancieren, denn auch Immobilieninvestments haben gelitten. Daher wird jetzt aufgestockt. Das ist auch ein gutes Zeichen. DAS INVESTMENT.com: Sie arbeiten mitunter auch mit Fremdkapital. Ist es noch schwierig, Kredite zu bekommen? Tates: Ja, und es dauert halt etwas länger. Wir bewegen allerdings recht niedrige Summen bei einzelnen Transaktionen, so zwischen 50 und 70 Millionen Euro. Dafür gibt es einfacher Geld als für sehr große Summen. Aber die Finanzierungen sind durch die Zinssenkungen günstiger geworden, und dafür nehme ich gerne den Zeitfaktor auf mich. DAS INVESTMENT.com: Besonders Private-Equity-Gesellschaften haben in der Vergangenheit fast jeden Preis bezahlt, vielfach auf Pump. Die werden doch fast gezwungen, wieder zu verkaufen. Tates: Ich bin mir sicher, künftig aus diesem Bereich gut Verkäufer zu finden. DAS INVESTMENT.com: Kein Mitleid mit den Glücksrittern? Tates: Doch, natürlich. Mir tun die Private-Equity-Jungs leid. Die glaubten es ging immer nur nach oben. Das ist natürlich jetzt sehr bitter. Aber auch eine Erfahrung. Viele von ihnen sind noch sehr jung. Die haben doch noch nie eine richtige Krise erlebt. Während der Asien-Krise waren die noch in der Schule. DAS INVESTMENT.com: Viele offene Immobilienfonds sind derzeit nicht nur in Deutschland geschlossen. Können sich Immobilien und Mobilität vertragen? Tates: Das ist sicher schwierig. Unsere Investoren müssen sich mitunter für fünf Jahre verpflichten, investiert zu blieben, und wir nehmen auch nicht jederzeit Geld an. Das würde zu voreiligen Käufen führen. Heikel wird es, wenn wie in Deutschland, Dachfonds-Manager massiv Kapital aus Fonds abziehen. Dann rennen Privatanleger einfach hinterher. Hier müssen striktere Regeln möglichst schnell umgesetzt werden.

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