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US Small Caps: „Renditen auf Niveau, das wir lange nicht hatten“

Während manche Anleger angesichts immer neuer Börsenrekorde allmählich nervös werden, sieht Carsten Kutschera von T. Rowe Price noch reichlich Potenzial an den US-Märkten. Im Gespräch mit DAS INVESTMENT erklärt er, warum nun wirklich die Stunde der Small Caps schlägt, weshalb passive Investments nicht immer die beste Wahl sind und wie der Asset Manager plant, den deutschen Anleihemarkt zu erobern.
DAS INVESTMENT: Herr Kutschera, die Magnificent Seven beherrschten das Jahr 2023. Und auch in diesem Jahr scheint denen die Puste nicht auszugehen, Nvidia wurde jüngst zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Ist das nicht langsam ungesund?
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Während manche Anleger angesichts immer neuer Börsenrekorde allmählich nervös werden, sieht Carsten Kutschera von T. Rowe Price noch reichlich Potenzial an den US-Märkten. Im Gespräch mit DAS INVESTMENT erklärt er, warum nun wirklich die Stunde der Small Caps schlägt, weshalb passive Investments nicht immer die beste Wahl sind und wie der Asset Manager plant, den deutschen Anleihemarkt zu erobern.
DAS INVESTMENT: Herr Kutschera, die Magnificent Seven beherrschten das Jahr 2023. Und auch in diesem Jahr scheint denen die Puste nicht auszugehen, Nvidia wurde jüngst zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Ist das nicht langsam ungesund?
Carsten Kutschera: Es stimmt, die Marktkonzentration an den US-Aktienmärkten ist historisch hoch. Die Fundamentaldaten rechtfertigten bislang durchaus die bisherigen Bewertungen, allerdings ist der Markt quasi für Perfektion eingepreist und einzelne Bewertungen erscheinen gemäss unserem Investment-Team bereits sehr ambitioniert. Deshalb bewegen wir uns selektiver und setzen auf eine sukzessive Verbreiterung der Marktentwicklung.
Das klingt fast, als würden Sie eine Rotation weg von den Megacaps erwarten. Wohin könnte das Geld fließen?
Kutschera: Ein interessanter Bereich sind definitiv die US Small und Mid Caps, auf die wir seit einigen Monaten eine positive Sicht haben. Historisch betrachtet bieten sie eine attraktive Asymmetrie: In schwachen Marktphasen fallen sie oft weniger stark als Large Caps, können aber in Bullenmärkten größeres Aufholpotenzial bieten.
Das Comeback der Small und Mid Caps hört man allerdings schon seit einer Weile. Bisher hat sich die Prognose nicht bewahrheitet.
Kutschera: Da haben Sie Recht, die Performance war bisher eher eine Seitwärtsbewegung und insgesamt relativ enttäuschend. Aber lassen Sie mich einen interessanten Fakt nennen: Wir befinden uns aktuell in der längsten Underperformance-Phase von Small & Mid Caps gegenüber Large Caps seit fast 100 Jahren. In den sieben vorherigen Phasen dieser Art folgte danach fast jedes Mal eine signifikante Outperformance über mehrere Jahre.
Geschichte wiederholt sich aber nicht unbedingt. In früheren Zeiten gab es etwa keine passiven Zuflüsse in diesem Ausmaß. Was, wenn diesmal alles anders ist?
Kutschera: Natürlich gibt es keine Garantien. Aber denken Sie daran: Niemand läuft durch die Straßen und läutet die Glocke, wenn die Rally startet. Als Investor kann man es sich nicht leisten, an bestimmten Tagen nicht dabei zu sein. Market-Timing funktioniert einfach nicht zuverlässig.
Lassen Sie uns über einen Ihrer Fonds sprechen, den US Structured Research Equity Fund. Der ist relativ neu auf dem deutschen Markt.
Kutschera: Genau, wir haben ihn im Dezember letzten Jahres aufgelegt. Aber er basiert auf einer Strategie, die wir seit über 25 Jahren in den USA erfolgreich umsetzen. Das Besondere ist die Kombination aus aktivem Management und geringem Tracking Error. Er orientiert sich also nah an der Benchmark.
Das klingt fast wie ein Widerspruch. Wie funktioniert das?
Kutschera: Es ist tatsächlich eine Herausforderung, aber genau das macht die Strategie so spannend. Wir haben mehr als 30 Analysten als Ideengeber, die jeweils Experten in ihren Sektoren sind. Der leitende Portfoliomanager fungiert dann als eine Art Dirigent, der sicherstellt, dass das Gesamtportfolio in einem definierten Risikorahmen bleibt.
Aber wenn man so nah an der Benchmark klebt, wird es doch schwer, diese zu schlagen, oder?
Kutschera: Das könnte man meinen, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Über verschiedene rollierende Zeiträume hinweg – 1, 3, 5 Jahre – lag unsere Wahrscheinlichkeit der Outperformance in den vergangenen rund 25 Jahren zwischen 77 und 93 Prozent. Und das nach Kosten.
Apropos Kosten – wie positionieren Sie sich da im Vergleich zu ETFs?
Kutschera: Wir sind natürlich nicht so günstig wie die günstigsten ETFs mit einstelligen Basispunkten. Aber mit rund 30 Basispunkten laufenden Kosten für institutionelle Anleger sind wir sehr wettbewerbsfähig, gerade angesichts der Outperformance-Chancen.
Wie wollen Sie denn Volumen auf den Fonds kriegen? Setzen Sie eher auf den Retail-Vertrieb oder auf institutionelle Kunden?
Kutschera: Wir standen gut sechs Monate nach Auflegung bereits bei rund 1 Milliarde US-Dollar Fondsvolumen und haben uns bis dato auf Allokatoren und institutionelle Anleger in Europa fokussiert. Die Auflegung einer Anteilsklase für den Retail-Bereich steht noch zur Diskussion. Ich glaube, dass wir damit auch Anleger ansprechen könnten, die bisher eher auf eine Auswahl an Einzeltiteln oder passive Vehikel gesetzt haben.
Was ist Ihr Zielvolumen für den Fonds?
Kutschera (schmunzelt): Lassen Sie es mich so sagen: Wenn ich mir unsere Hauptwettbewerber anschaue, sehe ich noch viel Luft nach oben – umso mehr, wenn sich der Track rumspricht und wir auch im Ucits-Mantel über einen längeren Jahre Track Record verfügen.
Sprechen wir über einen anderen Bereich, der gerade viel Aufmerksamkeit bekommt: Anleihen. Wie positionieren Sie sich da?
Kutschera: Wir sehen definitiv eine Renaissance bei Anleihen. Unser Bestseller war bis vor Kurzem ein Fonds für europäische Investment-Grade-Anleihen. Viele Investoren bewegen sich noch am kurzen Ende, aber wir gehen davon aus, dass bei weiteren Zinssenkungen sukzessive noch mehr Anleger in Spread-Produkte bzw. längere Laufzeiten gehen werden.
Apropos Zinssenkungen – glauben Sie, dass die Märkte da zu optimistisch sind?
Kutschera: Es stimmt, die Märkte hatten teilweise sehr aggressive Zinssenkungserwartungen eingepreist. Aber selbst wenn die Zentralbanken etwas weniger forsch agieren sollten, sehen wir attraktive Chancen im Anleihenbereich. Die Renditen sind auf einem Niveau, das wir lange nicht mehr gesehen haben.
Stichwort attraktive Renditen – wie sehen Sie das Thema Private Debt im Vergleich zu liquiden Anleihen?
Kutschera: Das ist eine interessante Frage. Wir sehen, dass viele institutionelle Investoren ihre Allokation in Private Markets erhöht haben. Allerdings glauben wir, dass liquide Anleihen seit geraumer Zeit wieder sehr attraktiv sind und auch ausreichend sein können. Besonders institutionelle Investoren haben verstärkt auch wieder die Vorzüge der liquiden Anleihemärkte erkannt.
Für Privatanleger sind Anleihen sind ja oft ein Buch mit sieben Siegeln, das zeigte neulich erst wieder eine Studie. Wie wollen Sie diese Zielgruppe erreichen?
Kutschera: Da haben Sie einen wichtigen Punkt angesprochen. Wir arbeiten gerade an einem Projekt, um unter anderem Anleihethemen ansprechend und in der Breite verständlicher zu präsentieren. Weniger Text, mehr Bilder, einfache Bausteine. Am Ende geht es darum, die Komplexität rauszunehmen und Anleihen als Anlageklasse greifbarer und interessanter zu machen.
Reicht das, um gegen die Macht der ETFs anzukommen?
Kutschera: ETFs haben sicherlich ihre Berechtigung. Aber wir glauben, dass es gerade im Anleihenbereich gute Gründe für aktives Management gibt. Der Anleihenmarkt ist weniger effizient als der Aktienmarkt, und gute Manager können hier echten Mehrwert schaffen. Zudem bieten wir Lösungen an, die es in dieser Form eher nicht als ETF gibt – denken Sie an unsere Multi-Sektor-Ansätze.
Blicken wir nach vorne. Was ist die größte Herausforderung für T. Rowe Price im deutschen Markt in den nächsten 12 bis 18 Monaten?
Kutschera: Die größte Herausforderung wird sein, unseren Teil vom wachsenden Kuchen im Anleihenbereich abzubekommen. Wir müssen sicherstellen, dass die Marktteilnehmer wissen, dass wir auch bei Renten sehr gut und breit aufgestellt sind. Im Aktienbereich sind wir schon gut positioniert, bei Anleihen möchten wir unser Profil weiter schärfen.
Wie wollen Sie das konkret angehen?
Kutschera: Es gilt, auf smarte und differenzierte Weise das Interesse der Investoren zu wecken. Wir müssen zeigen, dass auch wir in dieser Liga mitspielen können. Der Erfolg mit unserem europäischen Corporate-Bond-Fonds gibt uns da Rückenwind, wenn auch Brand-Building seine Zeit braucht.
T. Rowe Price ist ja nicht unbedingt der erste Name, der einem bei Anleihen in den Sinn kommt...
Kutschera: Das stimmt, viele denken bei uns zuerst eher an Aktien. Aber wissen Sie, das sehe ich auch als Chance. Wir können die Investoren positiv überraschen. Wenn unsere Rentenexperten am Tisch sitzen, spüren die Kunden schnell die Glaubwürdigkeit und Expertise.
Apropos Expertise – wie stellen Sie sicher, dass Sie in allen Bereichen top aufgestellt sind? Man wird ja nicht unbedingt besser, wenn man überall mitmischt.
Kutschera: Das ist ein wichtiger Punkt. Wir setzen auf das Prinzip der „Karriere-Analysten“. Wenn jemand einmal einen Sektor betreut, bleibt er in der Regel dabei. So bauen wir über Jahre hinweg tiefgreifendes Expertenwissen auf. Das zahlt sich aus – nicht nur bei Aktien, sondern gerade auch im komplexen Anleihenuniversum.
DAS INVESTMENT: Kommen wir nochmal auf die Produktpalette zurück. Planen Sie, hierzulande aktive ETFs anzubieten?
Kutschera: Wir beobachten das Segment und die Entwicklung sehr genau. In den USA haben wir damit bereits große Erfolge und dürfen bereits mehrere Milliarden an Kundengeldern verwalten. Aber für den europäischen Markt gibt es aktuell noch keine konkreten Pläne. Wir wollen das sehr sorgfältig abwägen – getreu unserem Anspruch, dass wenn wir es machen, dann zu 110 Prozent.



