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Die Rezessions-Angst geht um Wenn Chinas Krise auf eine fragile Eurozone trifft

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China exportiert Deflation

Auch wenn es jetzt nicht zu einem anhaltenden Verfall der chinesischen Währung kommt, wogegen auch die hohe Verschuldung chinesischer Unternehmen in Dollar von fast 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts spricht, bleibt der deflationäre Druck fallender Produzentenpreise. Mit fatalen Wirkungen für die überschuldete Weltwirtschaft.

Europa erlebt im Sommer 2015 die lang erwartete Erholung. Tiefe Zinsen, schwacher Euro und günstiger Ölpreis haben nach sieben Jahren Dauerkrise die Peripherie belebt. Deutschland sonnt sich im Export-Boom nach China, in die Schwellenländer, die USA und die Nicht-Euroländer Europas.

Die Politiker feiern das vermeintliche Ende der Krise, gerade jetzt, wo doch Griechenland endlich gelöst ist. Zumindest für die nächsten drei Jahre. Die EZB feiert den eigenen Erfolg in der Deflationsbekämpfung.

Doch die Lage ist fragil. Keines der grundlegenden Probleme der Eurozone wurde gelöst. Die Schuldenstände bleiben zu hoch und wachsen weiter und die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer bleibt schwach.

Selbst Spanien als Musterschüler bräuchte bei derzeitigem Tempo noch zehn Jahre und einen Schuldenschnitt, um die Krise zu überwinden.

Chinesische Krise trifft auf fragile Eurozone


Auf diese fragile Eurozone trifft nun die chinesische Krise. Die schwache Konjunktur in China wirkt auf verschiedene Wege negativ auf uns. Zunächst sinken die Exporte nach China. Das trifft vor allem Deutschland.

Die sinkende Nachfrage nach Rohstoffen dämpft die Konjunktur in den Rohstoffländern von Australien bis Südafrika. Damit sinkt auch hier die Import-Nachfrage und wächst das Risiko von weiteren Finanzkrisen angesichts der auch dort aus dem Ruder gelaufenen Verschuldung.

Fallende Rohstoffpreise und sinkende Exportpreise aus China verstärken den deflationären Druck. Den Notenbanken im Westen bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten gegenzusteuern. Bleibt nur noch die direkte Finanzierung von Staatsausgaben, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu zwingen. Ob und wie schnell es dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Ende des Euro-Projekts?

Klar ist hingegen, dass eine erneute Rezession die Zerfallsprozesse im Euro beschleunigen wird. Spätestens bei der nächsten Rezession wird es zu einem politischen Erdrutsch in einem der Krisenländer kommen. Die Wahlsieger werden dann das Projekt beenden. Mit massiven Schäden für uns alle.

Doch wie gesagt. China will nicht, dass es soweit kommt. Deshalb wird die Abwertung nicht so weit gehen, wie viele befürchten und mit lockerer Geldpolitik wird China denselben Weg gehen wie wir.

Die Krise, die durch zu viele Schulden ausgelöst wurde, durch noch mehr Schulden zu bekämpfen. Eine Runde geht noch. Offen nur, ob es auch für die Eurozone reicht.


Über den Autor:

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums „Beyond the Obvious“. Er war von 1990 bis 2013 Unternehmensberater bei der Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior-Partner und Geschäftsführer. Seit 2007 berät er internationale Unternehmen im Umgang mit den Herausforderungen der fortschreitenden Finanzkrise.

Aktuell hat Stelter eine Replik auf das Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ des französischen Ökonomen Thomas Piketty im Verlag Frankfurter Allgemeine Buch veröffentlich. Mit seinem Buch „Die Schulden im 21. Jahrhundert“, das schon im Titel auf Pikettys Bestseller Bezug nimmt, weist Stelter auf die gravierende Betrachtungslücke seines französischen Kollegen hin, der in seiner Veröffentlichung übersieht, dass die Vermögen nur ein Symptom, die Schulden aber das wahre Problem der wirtschaftlichen Entwicklung sind.

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