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Aktualisiert am 27.01.2020 - 16:25 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 3 Minuten

„Die Rürup-Rente ist moderner als die Riester-Rente“

Bert Rürup
Bert Rürup

DAS INVESTMENT.com: Sind Sie zufrieden mit der Nachfrage nach der Basis-Rente? Bert Rürup: Ja. In der letzten Zeit hat sich die Zahl der Abschlüsse recht erfreulich entwickelt, derzeit dürften es meines Erachtens etwa 850.000 Verträge sein. DAS INVESTMENT.com: Machen die Absatzzahlen der Riester-Rente etwas neidisch? Rürup: Nicht wirklich, denn bei der Riester- und Rürup-Rente gibt es deutliche Unterschiede. Die Riester-Rente ist als Zusatzversorgung wie die bAV ein Produkt der zweiten Schicht des Alterseinkünftegesetzes, daher die Grenze von 2.100 Euro. Die Rürup-Rente ist ein Produkt der ersten Schicht, der Basissicherung. Dies erklärt den Förderrahmen von 20.000 Euro. Sie ist zudem moderner als die Riester-Rente. DAS INVESTMENT.com: Inwiefern? Rürup: Eine Basis- oder Rürup-Rente kann im Prinzip von jedem abgeschlossen werden und setzt nicht wie die Riester-Rente oder die betriebliche Altersversorgung im Grundsatz eine abhängige Beschäftigung voraus. Die Attraktivität der Basis-Rente hängt jedoch vom Unterschied der Einkommensteuerbelastung in der Anspar-und Auszahlungsphase ab, darum ist der Kreis potenzieller Sparer kleiner als bei Riester-Renten. DAS INVESTMENT.com: Bieten die bisherigen Produkte das, was Ihnen bei der Konzeption der Basis-Rente vorschwebte? Rürup: Im Prinzip ja. Damit ist allerdings nicht gesagt, dass es nicht bessere oder schlechtere Produkte am Markt gibt. Zu begrüßen ist die neu eingeführte Zertifizierung der Angebote – wie sie es bei der Riester-Rente heute schon gibt. DAS INVESTMENT.com: Reichen die steuerlichen Anreize der Basis-Rente aus? Rürup: Zum jetzigen Zeitpunkt schon. Über eine Anhebung der 20.000-Euro- Grenze pro Jahr und Person wird man erst in der längeren Frist nachdenken müssen. DAS INVESTMENT.com: Aber warum sind die Bedingungen für die Rürup-Rente so rigide? Insbesondere daran, dass die Rente nicht vererbt werden kann, scheiden sich die Geister. Rürup: Die Bedingungen der Rürup-Rente sind nicht rigider als bei anderen Absicherungsformen der ersten Schicht. Auch die in einem berufsständischen Versorgungswerk erworbenen Ansprüche können nicht vererbt werden. Und es sprechen noch weitere Argumente gegen eine Aufweichung des Vererbungsverbots. DAS INVESTMENT.com: Zum Beispiel? Rürup: Durch den Beitritt in eine Versicherungsgemeinschaft – sei es die gesetzliche Rentenversicherung, eine betriebliche Altersversorgung, ein berufsständisches Versorgungswerk oder eine private Leibrentenversicherung – wird das sogenannte Langlebigkeitsrisiko abgesichert, also die Wahrscheinlichkeit, länger als der Durchschnitt zu leben. Auch wer älter als Johannes Heesters werden sollte, kann sicher sein, dass ihm im Alter das Geld nicht ausgeht. Natürlich muss es – wie bei jeder Versicherung – im Nachhinein Nettozahler und -empfänger geben. Insofern geht – krass gesagt – jedes Mitglied in jeder Rentenversicherung immer auch eine Wette gegen den eigenen Todeszeitpunkt ein. Dies muss so sein, um die Längerlebenden, auszahlen zu können. Da im Regelfall niemand weiß, zu welcher Gruppe er gehören wird, profitieren aber alle Versicherten von der Versorgungssicherheit. DAS INVESTMENT.com: Apropos Sicherheit: Wie sinnvoll ist es, an ein Basis-Renten-Produkt eine Garantie anzudocken? Rürup: Die Frage stellt sich nicht für versicherungsförmige Lösungen, sondern nur bei Fondsprodukten. Bei einer Garantie liegt das Kapitalmarktrisiko beim Produktanbieter. Für ältere Vorsorgesparer macht daher vor allem bei aktienfondsgebundenen Lösungen eine Beitragsgarantie zum Auszahlungszeitpunkt durchaus Sinn. In allen Fällen muss dies aber mit Renditeabschlägen bezahlt werden. DAS INVESTMENT.com: Haben Sie eigentlich selbst eine Basis-Rente abgeschlossen? Rürup: Meine Frau und ich haben jeweils einen versicherungsförmigen Basis-Renten-Vertrag. Bert Rürup ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Darmstadt. Der Politikberater und frühere Chef der Wirtschaftsweisen ist seit April Chefökonom beim Hannoveraner Finanzdienstleister AWD.

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