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„Die Sorge um eine Preisblase bei Immobilien ist unbegründet“

Bernd Hertweck
Bernd Hertweck
DAS INVESTMENT.com: Eine aktuelle Vertriebsstudie hat gezeigt, dass Baufinanzierungsprodukte zu den Verkaufsschlagern der vergangenen Monate gehören. Wie erklären Sie sich das?

Bernd Hertweck: Da muss ich widersprechen. Seit dem Frühjahr 2008 ist das Kreditvolumen für den privaten Wohnungsbau nur um knapp 18 Milliarden Euro auf nun 806,9 Milliarden Euro gestiegen, also um rund 2,4 Prozent. Die derzeit starke Nachfrage nach Immobilien resultiert zu großen Teilen aus Vermögensumschichtungen von Geld- in Sachvermögen wegen Inflationserwartungen und mangelnder Anlagealternativen. Viele Anleger benötigen daher gar keine oder nur kleine Finanzierungen. Das dürfte mit dazu beigetragen haben, dass die Immobilienkäufer heute offenbar mehr Eigenkapital als früher einsetzen.

Zwar ist die Kreditnachfrage für den privaten Wohnungsbau im vergangenen Jahr von 185,1 Milliarden Euro um 7,3 Milliarden Euro gestiegen, das ist ein Plus von 4 Prozent. Doch im bisherigen Verlauf des Jahres 2012 hat sich diese Entwicklung wieder abgeschwächt – in den ersten acht Monaten dieses Jahres ist das Neugeschäftsvolumen für private Wohnungsbaukredite nach Angaben der Deutschen Bundesbank nur noch um knapp ein Prozent gestiegen.

DAS INVESTMENT.com: Sie sprachen gerade die fehlende Anlagealternativen an. Viele Anleger strömen aus Mangel an sicheren und gut verzinsten Investments in Immobilien. Droht hier die nächste Blase?

Hertweck:
Die Lage auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt ist erfreulich, wenn auch nicht gänzlich ungetrübt. Vom demografiebedingten Pessimismus vergangener Jahre ist jedenfalls kaum noch etwas zu spüren. Die Nachfrage hat sich seit dem Beginn der Euro-Krise deutlich belebt und wird breit gestützt. Dennoch ist die Sorge, dass sich eine Preisblase bildet oder bereits gebildet hat, nach Einschätzung von Experten insgesamt unbegründet. Beleg dafür ist insbesondere die Tatsache, dass die heimischen Immobilienpreise im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn immer noch sehr moderat sind.

Es hat in den vergangenen Jahren zwar Preissteigerungen gegeben, diese sind aber regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Die Preissteigerung für das selbstgenutzte Wohneigentum lag 2011 nach Angaben der Deutschen Bundesbank im Durchschnitt bei 2,5 Prozent. In Ballungszentren, insbesondere in guten Wohnlagen sowie in Universitätsstädten steigen die Immobilienpreise recht stark und es gibt dort erste Überhitzungstendenzen. Hier steht der steigenden Nachfrage – auch von Kapitalanlegern, die die Immobilie neu entdeckt haben – ein zu geringes Angebot gegenüber.

DAS INVESTMENT.com: Immer mehr Versicherer entdecken jetzt den Charme der Baufinanzierung. Macht Ihnen die mögliche Konkurrenz Sorgen?

Hertweck:
In der privaten Baufinanzierung ist der Wettbewerb seit jeher intensiv. Insofern entsteht keine grundlegend neue Situation, zumal die Lebensversicherer hier auch bisher schon aktiv waren. Die W&W-Gruppe ist über die Versicherungstochter Württembergische Leben außerdem am verstärkten Engagement in der privaten Baufinanzierung beteiligt, es bleibt also in der Familie. Eine Stärke der W&W-Baufinanzierung besteht in der Kombination der möglichen Bausteine zu einer individuellen Finanzierungslösung für den Kunden – darin waren die Hypothekendarlehen der Württembergischen Leben schon mit einbezogen.

Auf der kommenden Seite geht es um den Wohn-Riester.
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