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Robert Halver zum Dax-Rekord
Warum Anleger auf deutsche Aktien setzen sollten
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Robert Halver zum Dax-Rekord Warum Anleger auf deutsche Aktien setzen sollten

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Globalisierung wird nicht zur aussterbenden Spezies

Sicherlich lässt die Konjunktur als fundamentale Unterstützung für die Aktienseite noch zu wünschen übrig. Doch ist zu erwarten, dass massive fiskal- und geldpolitische Maßnahmen der KP die Ladehemmung Chinas beseitigen und die allmähliche US-Zinssenkungsphantasie Kredit-Amerika wieder stimuliert. Beides kommt zyklischen Aktien zugute, die in Europa und vor allem in Deutschland auf dem Kurszettel stehen.   

 

 

 

Überhaupt sind die Vorteile der Globalisierung so groß, dass man sie nicht einstampfen wird. So zelebrierte der letzte G7-Gipfel zwar die Systemrivalität zwischen freier und autoritärer Welt, doch sprach man sich klar für friedliche Koexistenz mit China aus. Der Westen, speziell Europa kann mit den Standortvorteilen Asiens nicht mithalten. Umgekehrt wird China nicht auf seine starken Außenhandelspartner Amerika und Europa verzichten. China und der Westen führen eine Vernunftehe und die kann bekanntlich länger halten als so manche Liebesbeziehung. 

Als Handicap für deutsche Aktien betrachten viele Aktienanleger das Berliner „Wirtschaftsfeindlichkeitsministerium“. Doch können Unternehmen dem hiesigen Standort „fremdgehen“. Sie verfügen über grandioses Know-how und werden global bei der fortlaufenden Rationalisierung der Industrie und beim Klimaschutz gebraucht. Weltweit werden sie wie Popstars geschätzt. Ihren Aktienkursen schadet es also nicht, wenn Berlin ihnen keine ordentliche Bühne bietet.  

Schwarze Schwäne sind nicht auszuschließen, aber auch nicht auf jeder Pfütze zu vermuten 

Sprechen wir zum Schluss noch über den Weltuntergang, der uns seit 2008 regelmäßig prognostiziert wird. Auch heute wird der Teufel wieder an die Wand gemalt: Die Finanzwelt befände sich in der größten Anlage- und Schuldenblase aller Zeiten und der Knall komme bald. Aktuell geht es um den Zahlungsausfall Amerikas als ultimativen schwarzer Schwan. Käme es dazu, wird die amerikanische Hauptstadt Washington in Mad City umbenannt. Der amerikanische Adler würde sich selbst die Krallen ziehen und geopolitisch die Pole Position an den chinesischen Drachen abgeben. Nein, zum Schluss wird der gesunde Menschenverstand auch bei pathologisch selbstverliebten US-Politikern wieder die Oberhand gewinnen.

Natürlich hat die heutige Zeit mit früherer (Finanz-)Stabilität so wenig zu tun wie Pommes Schranke mit Nulldiät. Aber haben sich die umherlaufenden Hiobs - abseits ihrer angestrebten medialen Aufmerksamkeit - einmal gefragt, was ein Systemcrash für Weltkonjunktur, Finanzmärkte und soziale Ordnung bedeuten würde? Kein Stein bliebe auf dem anderen. Diese Endzeitstimmung wird kein Politiker riskieren.  Und selbst wenn es im hypothetischen Fall eng würde, wäre man mit Aktien immer noch deutlich besser dran als mit Zinspapieren. Denn nach jedem Zusammenbruch kommt der Neuanfang, für den man Unternehmen braucht, was Aktien wiederbelebt. Siemens oder Daimler haben zwei Weltkriege überlebt. 

Dagegen hätten Zinspapiere – das lehrt die Finanz-Geschichte – nur noch den Wert von einlagigem Toilettenpapier und selbst diesen Zweck könnten sie nicht mehr erfüllen, da sie heute nur noch virtuell existieren. 

All das sieht der deutsche Aktienmarkt offenbar genauso. Er spinnt nicht, er wägt die Dinge realistisch ab. Und der Markt hat immer Recht.  

 


Robert Halver, Foto: Baader Bank

Über den Autor:
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

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