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Portfoliomanager über Value-Aktien Die Titel sind noch längst nicht tot

Von in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Börse in New York
Börse in New York: Tech-Titel sind für den Großteil der Indexperformance verantwortlich. | Foto: imago images / Xinhua

Für den klassischen Value-Investor wird das Jahr 2020 wohl als eines der schwierigsten Jahre der jüngeren Vergangenheit werden. Die relative Underperformance zu sogenannten Growth-Titeln auf Jahresbasis ist mit Abstand die höchste der vergangenen zehn Jahre. Dabei hatten Value-Anleger in den Jahren zuvor schon wenig Grund zur Freude.

Am Markt scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass Value keine allzu hohe Relevanz mehr besitzt und Growth das Gebot der Stunde ist. Technologiewerte treiben den Markt Wachstumsstarke Technologieaktien – allen voran die „FANG-MAN“-Gruppe (Facebook, Apple, Netflix, Google, Microsoft, Amazon, Nvidia) sowie einige Pharma- und Biotechnologiewerte – tragen aktuell den Großteil der gesamten Indexperformance.

Die eingepreisten Wachstumserwartungen an diese Werte sind hoch und erfordern dauerhaft ein überdurchschnittliches Wachstumstempo. Um ihre Bewertungen zu rechtfertigen, dürfen diesen Aktien zudem keine unvorhergesehenen Störfaktoren entgegentreten, wie beispielsweise kartellrechtliche Einschränkungen, höhere Besteuerung, Regulierungsrisiken, innovativerer Wettbewerb, einsetzende Nachfragesättigung oder wachsende Bürokratisierung in Folge zunehmender Größe. Relativ zum breiten Aktienmarkt sind diese Werte zur Perfektion bepreist, für den „Best Case“.

Value-Investing als Risikomanagement

Langfristig könnte sich die Situation zum Vorteil Value-orientierter Investoren entwickeln. Dafür ist es wichtig, die Anlagestrategie stets an veränderte Gegebenheiten anzupassen, denn Value ist nicht gleich Value. Das bewies bereits die Ikone des Value-Investings Warren Buffett. Um Bewertungsfallen, sogenannte Value Traps, zu vermeiden, stellt er die Qualität des Unternehmens an erste Stelle.

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Die relative Bewertung erfolgt nachgelagert. Damit unterscheidet er sich von „klassischen“ Value-Ansätzen, welche fast ausschließlich auf Basis des Preises investieren. Viele Bewertungsfallen haben sich durch die Corona-Krise offenbart. Aktien von Unternehmen, die bereits auf einem vermeintlich günstigen Bewertungsniveau lagen, wurden noch günstiger. Prominenteste Beispiele sind die Öl- und Gasindustrie, Banken (speziell in Europa), der stationäre Einzelhandel und die Automobilbranche.

Die Corona-Krise hat zudem viele Entwicklungen beschleunigt. Dazu gehört die weiter voranschreitende Digitalisierung, der steigende Anteil des Online-Handels, die Verschiebung der Arbeitswelt ins Home Office, die Nutzung von Elektroantrieben bei diversen Mobilitätsformen, die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien und damit verbunden auch die stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Finanzanlage.

Es scheint logisch, auch zukünftig auf die aktuellen Gewinner der Krise zu setzen, denn die angesprochenen Entwicklungen werden sich auch in der Zukunft kaum umkehren. Doch genau hieraus resultiert die Herausforderung für den aktiven Investmentmanager: Seine Aufgabe ist es, qualitativ gute und zukunftsfähige Unternehmen zu finden, die der Markt noch nicht als solche erkannt hat und die deshalb zu einer attraktiveren Bewertung zu haben sind.

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