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Die Todsünde Hochmut und wie sie Blasen verursacht

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„Behavioural Finance“

Die Wissenschaft, die sich der Erforschung dieser Phänomene verschrieben hat, nennt sich „Behavioural Finance“. Deren Thema ist die Frage, warum wir immer am besten gelaunt sind, wenn wir kurz vor dem Abgrund stehen und umgekehrt nie erkennen wollen, dass in der Nacht die dunkelste Stunde der Dämmerung unmittelbar vorausgeht.

Bevor wir noch weiter auf das emotionale Verhalten der Spekulanten eingehen, indem wir es bei Dante nachschlagen, müssen wir aber noch einen Schritt zurück gehen und das stärkste Argument entkräften, das die Anhänger der Theorie der Effizienten Märkte immer wieder vorbringen.

Auf Dauer unmöglich, den Markt zu schlagen

Famas Theorie sagt voraus, dass es auf die Dauer unmöglich ist, den Markt zu schlagen, was in der Praxis bedeutet: Aktive Vermögensverwalter und Fondsmanager werden niemals so gut sein wie ein Indexfonds, der einfach nur den Markt abbildet (also etwa den Dax). Die Erfahrung zeigt, dass etwa 80 Prozent der aktiv gemanagten Fonds über fünf Jahre schlechter sind als der Markt. Ist dieser also doch effizient und spiegelt Informationen stets korrekt wider, sodass der Fondsmanager keinen Vorteil erlangen kann? Ja und Nein.

Es ist in der Tat so, dass die wenigsten Fondsmanager einen Mehrwert erwirtschaften, der ihre Kosten rechtfertigen würde. Aber ginge es den Investoren besser, wenn sie sich selbst kümmerten, indem sie Indexfonds kauften? Eher nein, denn allein gelassen tendieren sie dazu, nahe des Höhepunkts in den Markt einzusteigen und ihn am Boden wieder zu verlassen.

Die offizielle Wertentwicklung gibt es für Investoren nicht

Die geldgewichtete Wertentwicklung von Indexfonds liegt weit unter der zeitgewichteten, was nichts anderes bedeutet, als dass die Investoren lange nicht so viel Geld verdienen mit Indexprodukten wie ihnen die offizielle Wertentwicklung vorgaukelt.

Der Indexfondsinvestor bekommt die „offizielle“ Rendite in der Regel nur, wenn er sich auf ein oder mehrere Jahrzehnte festlegt mit seinem Fonds. Er muss die Disziplin haben, nicht auszusteigen, wenn er das Gefühl hat, dass Aktien eine schlechte Investition sind. Und das schaffen die Investoren etwa so gut wie Kinder an einem Süßigkeitenladen vorbeigehen können.

Die Sache mit dem Hochmut

Welche menschlichen Impulse treiben also den Markt, wenn es dort nicht immer vernünftig zugeht? Hier hilft der Aufbau des Sündenkatalogs in der Göttlichen Komödie. Im Purgatorium liegt fast allen Sünden der Hochmut, superbia, zu Grunde. Die Stolzen sehnen sich nach Ruhm, nach Aufmerksamkeit, wie es auch Künstler tun (die Dante als Beispiel dienen). Aber ihr Beweggrund ist doch nur eine übersteigerte Liebe zu sich selbst, wie sie sich auch in den abgeleiteten Sünden zeigt, dem Neid und dem Zorn.

Um das übersteigerte Selbstbewusstsein etwas einzudämmen, werden die schuldigen Seelen von schweren Steinen niedergedrückt, unter denen sie sich wie Würmer winden (Purgatorio, Canto 11f.). Und an der Börse wirkt der Mensch genauso, wenn er Blasen entstehen lässt: Er ist sich seiner Sache sicher, schlägt alle Warnungen in den Wind, glaubt den kreuzverdrehten Wahrsagern, dass es diesmal ganz anders kommen wird.

Erst die Blase, dann Neid und Zorn

Er glaubt dann, es könne ihm nichts passieren, meint die Sache im Griff zu haben, blickt mitleidig auf die armen Würmer, die nicht verstehen wollen, was doch so offensichtlich ist. So manche dieser armen Gestalten lassen sich dann tatsächlich überzeugen, versuchen die Wertentwicklung der vergangenen drei Jahre zu kaufen und nähren so den Glauben, die Fundamentaldaten könnten noch eine Weile ignoriert werden. Diese Selbstsicherheit, die doch nur Eigenliebe ist, geht jeder Blasenbildung an den Börsen voraus. Was folgt ist Neid und Zorn.

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