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„Die traditionelle Asset Allokation ist ein Auslaufmodell“

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Problem mit der Realität

Bereits Anfang der 1960er Jahre kamen erste Zweifel auf, ob eine mittels MPT errechnete Portfolio-Allokation ausreichend die Realität des Finanzmarktes widerspiegelt. Der 2010 verstorbene, renommierte Mathematiker Benoit Mandelbrot, wies als einer der Ersten auf die Limitierung der MPT hin. Mandelbrot fand in Nassim Taleb einen Nachfolger in seiner fundamentalen MPT-Kritik.

Beispiel 1: Markowitz geht davon aus, dass Renditen von Investments normalverteilt sind, sprich, eine Tagesrendite häufig Nahe +/- 0 Prozent liegt und flach in beide Extreme hinabfällt. Die Realität zeigt uns deutlich, dass diese Annahme inkorrekt ist. Speziell in Krisenzeiten verhalten sich Renditen nicht normalverteilt.

Beispiel 2: Markowitz geht davon aus, dass das Ausmaß künftiger Preisschwankungen eines Wertpapiers nicht von den Preisschwankungen in der Vergangenheit abhängen. Das noch junge Fachgebiet der Behavioural Finance widerlegte auch diese Annahme.

Die Liste an fragiler beziehungsweise erwiesenermaßen falscher Annahmen der MPT ließe sich noch fortsetzen. Wichtig zu wissen ist, dass sich auf Basis der Annahmen beider Beispiele viele etablierte Modelle, wie CAPM, VaR oder die Efficient Market Hypothesis im Laufe der Jahrzehnte entwickelten.  

Das Ergebnis: Als Konsequenz des Einsatzes dieser traditionellen Modelle wird das Risiko am Finanzmarkt systematisch unterschätzt.

Eine Anekdote

Während der Bankengespräche am letztjährigen Europäischen Forum in Alpbach durfte ich einem Vortrag des Österreich-Chefs einer der größten Publikumsfonds-Gesellschaften der Welt folgen. Er rühmte sich um deren Alleinstellungsmerkmal, weltweit alle 7 Minuten in Meetings mit Unternehmensführern zwecks Investment Due Diligence zu sitzen.

Eingeleitet wurde sein Vortrag von einem gewichtigen Vertriebspartner, der augenzwinkernd auf die mäßige Performance der Produkte im Benchmark-Vergleich hinwies. Beide vergaßen aber zu sagen, dass, wie zuvor gezeigt, die grundsätzliche Allokationslogik in liquiden Märkten mittels „Long only“-Ansatz auf Basis klassischer Optimierungsmethoden prädestiniert ist, Underperformance zu erzielen.  Entlang der Vertriebskette kommt es zu einem Win-Win-Lose-Gefälle. Für Manager und Vertrieb ein Gewinn, für Investoren ein Verlust, sprich Underperformance.

Fazit

Je liquider die Underlyings, desto passiver hat die Abbildung in einem Portfolio zu erfolgen.

Die dreiteilige Serie zum Thema „Alternatives Portfoliomanagement“ wird kommende Woche fortgesetzt.


Für Interessierte: Den weiteren Ausführungen von Markus Schuller zum Thema alternatives Portfoliomanagement können Interessierte am 14.-16. März 2012 folgen. Dann veranstaltet Schuller einen Workshop in Wien zusammen mit der Wiener Börse Akademie und dem Management Forum. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Autor:
Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, einem Beratungsunternehmen für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation.

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