LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 07.03.2008 - 10:52 UhrLesedauer: 4 Minuten

Die Trendforscher

Managed-Futures-Fonds lassen den Computer entscheiden. Ohne Emotionen geht es aber nur beim Management zu, nicht bei den Anlegern: Extreme Schwankungen sind an der Tagesordnung.

Charts lügen nie.“ Das simple Motto von Christian Baha ist der Kern fast jeder Managed-Futures-Strategie. Managed-Futures- Fonds handeln alles: von Währungs-, Zinsoder Indexkontrakten bis hin zu Terminkontrakten auf Schweinebäuche, Kaffee oder Soja. Fundamentaldaten spielen dabei keine Rolle. Denn Managed-Futures-Manager versuchen nicht, Trends vorauszusehen. Sie folgen ihnen. Es ist dabei egal, ob ein Markt steigt oder fällt. Computergestützte Handelssysteme identifizieren auch kleine Signale, auf die sie mit Käufen oder Verkäufen an den Futures-Märkten reagieren.
Baha ist Chef von Superfund, ehemals Quadriga, dem bekanntesten Anbieter von Managed-Futures-Produkten in Deutschland. In der Branche ist der Ex-Polizist umstritten, da er öffentlichkeitswirksame Auftritte liebt, hohe Gebühren kassiert und seine Produkte gern an Kleinanleger verkauft. Bereits seit 2000 können deutsche Anleger über Genussrechte und Zertifikate in seine Fonds investieren. Daneben stehen ihnen mittlerweile auch Fonds der Superfund- Gruppe offen.
Die sind bislang indes wenig erfolgreich. In den Anfangsjahren erwirtschaftete Baha bei hohen Schwankungen stattliche Gewinne, heute schwanken die Produkte nur noch. Der 1996 aufgelegte Q-AG bringt es immerhin auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17,4 Prozent – geschuldet vor allem guten Jahren nach dem Start. Die in Luxemburg aufgelegten, steuertransparenten Fonds der drei unterschiedlich risikoreichen Strategien A, B und C haben ihren Ausgabepreis dagegen nach dem Start nie wieder erreicht.
Auch beim zweiten durch Zertifikate bekannten Managed-Futures-Anbieter nehmen die Schwankungen zu, die Erträge dagegen ab: Die Finnen Martin Estlander und Kaj Rönnlund haben mit dem 2006 aufgelegten ER Global XL im vergangenen Jahr knapp 5 Prozent verloren – bei einem Monatsverlust von 20 Prozent allein im August. Regelrecht abenteuerlich mutet da eine Empfehlung an, die ausgerechnet vom Bundesfinanzministerium kommt: „Managed-Futures-Fonds eignen sich vor allem zur Beimischung, denn in einem klassischen Portfolio aus Renten- und Aktienfonds erhöhen sie nicht nur den Ertrag, sondern reduzieren zusätzlich das Risiko.“

Anfällige Systeme

Grundsätzlich ist zwar richtig, dass Managed-Futures-Fonds eine gute Ergänzung für ein Portfolio sein können, weil sie sich weitgehend unabhängig von allen anderen Anlageklassen entwickeln. Das Risiko senken sie aber nur über mittlere Fristen. Kurzfristig schwanken fast alle Fonds extrem. Wie anfällig Trendfolgesysteme sein können, sobald sich das Umfeld ändert, zeigt der Ikos Financial Fund, Liebling vieler Dachfondsmanager. Das einst gefeierte Produkt, das Ikos-Chefin Elena Ambrosiadou vor zwei Jahren zur bestbezahlten Frau Großbritanniens machte, hat drei der vergangenen fünf Jahre im Minus geschlossen.
Doch es gibt auch erfolgreichere Manager. Dazu gehören zum Beispiel die soliden Fonds vom britischen Hedge-Fonds-Riesen Man, die hierzulande vorwiegend Apano in strukturierte Produkte verpackt und vertreibt. Ebenso zählen der Winton Futures Fund und der Tulip Trend Fund zu den beständigsten Produkten.
Der Tulip-Fonds nutzt das Handelssystem der niederländischen Transtrend, die seit vergangenem Jahr zur Fondsgesellschaft Robeco gehört. Das bereits 1994 gestartete Handelssystem der Niederländer gibt es seit 2003 über den Tulpen-Fonds. Einziges negatives Jahr bislang war 1999. Doch zwischenzeitlich gerät der Fonds immer einmal wieder unter Druck. Nach einem Verlust von gut 20 Prozent binnen dreier Monate im Sommer 2006 sah sich Transtrend-Chef Harold de Boer gezwungen, seinen Anlegern zu erklären: „Zeiten negativer Wertentwicklung wird es immer wieder geben, denn sie gehören zur Strategie und lassen sich nicht vermeiden.“

Fast 300 Futures-Märkte

2006 haben ihn vor allem Wetten an den Währungsmärkten Performance gekostet. Darauf mit einem Ausstieg aus den Währungsmärkten zu reagieren „wäre aber eine Entscheidung auf genau der psychologischen Basis, die das Programm ausnutzen will“. Das Programm sucht auf mehr als 280 Futures-Märkten nach Trends, die durch Anlegerverhalten entstehen. Gehandelt werden dort Papiere auf Aktien, Zinsen, Energie, Metalle und Agrar-Rohstoffe.
Auf allen diesen Märkten ist auch der Winton Futures Fund aktiv. Er setzt ebenfalls darauf, dass das Verhalten von Anlegern wiederkehrende Trends hervorruft, die sich mit einem Handelssystem ausnutzen lassen. Der Fonds ist einer der „wenigen Langfrist-Überlebenden in der Managed- Futures-Branche“, so das Branchenmagazin „Inside Edge“. Manager David Harding feierte im Oktober vergangenen Jahres den zehnten Geburtstag seines Futures-Fonds. Harding ist kein Unbekannter im Managed- Futures-Geschäft: Ihm verdankt die in den 80er Jahren entwickelte und bis heute verwendete AHL-Handelsstrategie des Hedge- Fonds-Riesen Man Investments das „H“.
„Die Winton-Story ist keine einfache Geschichte“, sagt Harding rückblickend. „In unseren frühen Jahren wurden wir von der unglaublichen Wertentwicklung von Dotcom- Aktien gestört. Später haben die Anleger nach einer ganz bestimmten Sorte von Hedge-Fonds mit gleichmäßigen und stabilen Erträgen gesucht. So etwas wollten wir nie anbieten.“
Anleger, denen Mindestanlagen und Schwankungen einzelner Fonds oder das nötige Maß blinden Vertrauens in ein einzelnes Handelssystem zu hoch sind, können seit Anfang 2006 auf einen Dachfonds zurückgreifen, der auf Managed Futures spezialisiert ist: Der nach deutschem Recht bei Hansainvest aufgelegte HI Varengold CTA Hedge ist bereits für 1.000 Euro zu haben. Durch die Streuung auf durchschnittlich zehn Fonds ersparte er Anlegern bislang allzu herbe Verluste und damit übermäßige Emotionen.


Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen