Chefvolkswirt Carsten Klude
Die unendliche Geschichte der Niedrigzinsen
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:59 Uhr
Sollten Anleger bei den Renditen von Staatsanleihen mit einer Bodenbildung oder einer Trendwende rechnen? Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M. Warburg, blickt voraus und erklärt, wo auch 2020 positive Wertentwicklungen zu erwarten sind.
Umgekehrt käme es bei einem Renditeanstieg auf null Prozent zu einer Wertminderung von etwa vier Prozent. Während eine sogenannte Buy-and-Hold-Strategie langfristig definitiv zu einer negativen Performance führen würde, kann das kluge Ausnutzen der zu erwartenden Schwankungen über eine rechtzeitige Verkürzung bzw. Verlängerung der Durationspositionierung in einem Anleihenportfolio jedoch zu einem Mehrertrag von zwei bis drei Prozentpunkten führen. Aktives Anleihenmanagement bleibt also Trumpf, dann haben Festverzinsliche auch weiterhin ihre Berechtigung in einem Portfolio!
Da derzeit rund 50 Prozent aller Staatsanleihen aus der Eurozone negative Renditen aufweisen, empfehlen wir,...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Umgekehrt käme es bei einem Renditeanstieg auf null Prozent zu einer Wertminderung von etwa vier Prozent. Während eine sogenannte Buy-and-Hold-Strategie langfristig definitiv zu einer negativen Performance führen würde, kann das kluge Ausnutzen der zu erwartenden Schwankungen über eine rechtzeitige Verkürzung bzw. Verlängerung der Durationspositionierung in einem Anleihenportfolio jedoch zu einem Mehrertrag von zwei bis drei Prozentpunkten führen. Aktives Anleihenmanagement bleibt also Trumpf, dann haben Festverzinsliche auch weiterhin ihre Berechtigung in einem Portfolio!
Da derzeit rund 50 Prozent aller Staatsanleihen aus der Eurozone negative Renditen aufweisen, empfehlen wir, Staatsanleihen aus Osteuropa in die Wertpapierselektion einzubeziehen. Emissionen aus diesen Ländern verfügen noch über spürbar höhere Renditen, gleichzeitig weisen die meisten Staaten in aller Regel bessere Wachstums- und Verschuldungsraten auf. Zudem streben nicht wenige dieser Nationen eine Aufnahme in die EU oder die Eurozone an, wovon die Anleihen dieser Emittenten profitieren sollten.
Eine interessante Anlagealternative zu Staatsanleihen stellen aus unserer Sicht europäische Unternehmensanleihen dar, mit denen Anleger schon in diesem Jahr durchschnittlich gut sechs Prozent verdienen konnten. Solange die wirtschaftliche Entwicklung in Europa nicht in eine Rezession abgleitet, sollten Unternehmensanleihen auch 2020 von der anhaltenden Suche nach höheren Renditen profitieren. Denn im Gegensatz zu Staatsanleihen, deren durchschnittliche Rendite innerhalb der Eurozone negativ ist, versprechen Unternehmensanleihen zwar geringe, aber immerhin noch positive Renditen.
Selbst ein, wie von uns prognostiziert, schwaches Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird dafür sorgen, dass die Ausfallraten bei Unternehmensanleihen absolut und auch relativ gesehen gegenüber ihrer eigenen Historie niedrig bleiben werden. Hinzu kommt, dass die EZB wieder als Käufer auf dem relativ kleinen Markt der europäischen Unternehmensanleihen auftritt. Dies sorgt für einen zusätzlichen, nicht zu unterschätzenden Nachfrageimpuls, der selbst in möglichen Krisensituation dafür sorgen sollte, dass sich die Kreditaufschläge nicht stark ausweiten.
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