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„Die USA werden die Welt mal wieder positiv überraschen“

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Gründe für den US-Aufschwung

Nun sollte man mit persönlichen Eindrücken vorsichtig sein. Sie können leicht täuschen. Es gibt aber auch handfeste Gründe für einen Aufschwung der Privatwirtschaft. Erstens ist die Häuserkrise überwunden, die die Finanzkrise ausgelöst hatte. Die Häuserpreise gehen nicht mehr zurück, sondern steigen an (zuletzt plus 6 Prozent gegen Vorjahr). Hier wirken sich der demographisch bedingte Bevölkerungszuwachs sowie der Einbruch der Bautätigkeit unmittelbar nach der Krise aus, der jetzt aufgeholt werden muss. Die Banken sind wieder bereit, Hypothekendarlehen zu geben.  

Zweitens hat sich die Produktivität der amerikanischen Industrie deutlich erhöht. Die Unternehmen haben massive Restrukturierungen durchgeführt. Sie sind wieder innovativer und wettbewerbsfähiger. Siehe General Motors, das noch vor ein paar Jahren vom Staat gerettet werden musste und jetzt wieder vor Kraft strotzt.

Selbst auf den Weltmärkten spielen amerikanische Firmen wieder eine Rolle, obwohl sich der Dollar gefestigt hat. Die Produktivitätssteigerung ist letztlich das Spiegelbild des Anstiegs der Arbeitslosigkeit nach der Krise. Die Banken stehen wegen der Rekapitalisierung wieder besser da und können stärker Kredit geben.  

Drittens hat sich die Verschuldung der privaten Haushalte verringert. Sie ist in einem schmerzhaften Anpassungsprozess von 130 Prozent auf 110 Prozent des verfügbaren Einkommens zurückgegangen. Zusammen mit den niedrigeren Zinsen (und den höheren Aktienkursen) hat sich dadurch die Einkommens- und Vermögenssituation der Verbraucher verbessert. Das erklärt den Schub beim privaten Verbrauch trotz der Steuererhöhungen.

Freilich bedeutet das auch, dass die Verschuldung der Haushalte nicht nur nicht mehr zurückgeht, sondern wieder ansteigt. Das ist kein gutes Zeichen, denn die Verschuldung der US-Konsumenten ist noch lange nicht zu niedrig.  

Insgesamt sehe ich die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft inzwischen positiver als bisher. Die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate wird in diesem Jahr wegen der fiskalpolitischen Sparmaßnahmen zwar noch relativ gering sein (rund 2 Prozent). Die private Nachfrage ist jedoch lebhaft. Sie wird in Zukunft durch die niedrigeren Öl- und Gaspreise im Zusammenhang mit dem Fracking noch weiter steigen.

Die Dichotomie zwischen privater Nachfrage und staatlichen Sparmaßnamen wird jedoch bleiben, weil die staatliche Verschuldung immer noch zu hoch ist (wesentlich höher als in Europa) und reduziert werden muss.  

Unmittelbar nach der Finanzkrise 2008 hatten die beiden amerikanischen Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart nach einer Untersuchung ähnlicher Situationen in der Vergangenheit vorhergesagt, dass die Erholung länger als in normalen Zyklen auf sich warten lassen würde. Sie gingen davon aus, dass das Wachstum wegen der strukturellen Verwerfungen mindestens vier Jahre gering sein könnte. Jetzt sind die vier Jahre vorbei.   

Für den Anleger

Die USA sind dabei, die Welt wieder einmal positiv zu überraschen. Das wird die Aktien noch weiter nach oben treiben, (selbst wenn es immer mal wieder Rückschläge gibt).

Ein Ende der ultralockeren Geldpolitik muss noch nicht so schnell befürchtet werden. Der US-Dollar könnte sich unter diesen Umständen auch dann aufwerten, wenn sich die Eurokrise weiter bessert. Der Anleger in den USA würde dann auch noch vom Wechselkurs profitieren.   

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