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Geförderte Altersvorsorge Die Vorteile der Rürup-Rente werden unterschätzt

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Der Zwang, das Ersparte wirklich für die Altersvorsorge zu verwenden

Bei Rürup-Renten kann man – wie in der gesetzlichen Rentenversicherung auch – vor dem Rentenalter nicht auf das Geld zugreifen. Von vielen Verbraucherschützern wird dies kritisiert. Viele Berater verweisen hingegen auf die Situation zahlreicher Rentner. Deren finanzielle Lage ist schlechter als erwartet und das aus einem frappierenden Grund: Nur etwa die Hälfte der als Altersvorsorge gedachten Verträge werden tatsächlich bis zum Rentenalter durchgehalten.

Die Riester-Renten zum Beispiel glänzten durch Stornoquoten um die 4 Prozent pro Jahr. Bei 4 Prozent Storno Jahr für Jahr bestehen nach 30 Jahren nur noch 30 Prozent der abgeschlossenen Verträge. Viele Sparer stellen beim Eintritt in das Rentenalter erstaunt fest, dass sie weniger Geld haben als erwartet. Sie hatten zwar vorgesorgt, das Geld aber vorzeitig für andere Zwecke verbraucht. Die Versorgungslücke, für deren Schließung sie einst gespart hatten, ist nicht mehr abgedeckt. Altersarmut wegen mangelnder Disziplin.

Nicht so bei Rürup-Renten. Man kann sie zwar beitragsfrei stellen, das angesparte Kapital aber nicht entnehmen. Diese gesetzliche Regelung ersetzt gewissermaßen die Disziplin. Einige Verbraucherschützer haben diesen Vorzug übersehen. Sie beraten oft Niedrigverdiener, die in finanziellen Notsituationen nur noch das Geld in ihrer Altersvorsorge haben.

Eine goldene Regel der Kapitalanlage besagt, dass man eine liquide Reserve von zwei bis drei Monatsgehältern haben sollte, um ungeplante Kosten wie Reparaturen stemmen zu können. Für die große Mehrheit der Bundesbürger ist dies auch gut machbar. Geringverdiener und Alleinerziehende haben hingegen häufig keine langfristigen Sparanlagen und auch keine Liquiditätsreserve. Die daraus resultierenden Finanznöte haben das Denken der Verbraucherschützer geprägt. Daher fordern sie, dass Altersvorsorge liquide sein müsse.

Zwar mag die Verfügbarkeit in Notfällen für Bürger ohne Ersparnisse mangels Alternativen sinnvoll sein, für Selbstständige und Besserverdienende ist sie aber unnötig und mitunter sogar schädlich. Für Selbstständige, Besserverdienende und Durchschnittsverdiener ist der gesetzliche Schutz vor unbedachtem Verbrauch der Altersvorsorgeersparnisse keine Schwäche, sondern eine Stärke.

Steuervorteile und Renditechancen

Die umstrittene Frage, ob die Rürup-Rente gut oder schlecht ist, lässt sich somit einfach beantworten: Je nach Kunde. Ihr Erfinder, Professor Bert Rürup, sah sie vor für „jeden mit Grenzsteuersatz heute höher als morgen“, also selbst für viele Geringverdiener, solange sie nicht gerade ein Millionenerbe erwarten. Besonders attraktiv ist sie für alle mit hohem Grenzsteuersatz wie Selbstständige oder gut bezahlte Angestellte und Beamte. Die Steuervorteile und die Renditechancen machen die Basis-Rente wertvoll. Die flexiblen Anlagemöglichkeiten, die große Produktauswahl und die Unabhängigkeit vom Arbeitgeber (anders als in der bAV) sind echte Stärken.

Wir brauchen eine Reform der privaten Altersvorsorge. Für die Hälfte der Erwerbstätigen bedarf es dazu aber keiner Initiative der Politik, keiner neuen komplizierten Gesetze und keiner unüberschaubaren Regelungen. Es bedarf einer Reform des Denkens. Man muss nur bemerken, dass die schlecht-geredete Rürup-Rente in Wahrheit mittlerweile für viele ein exzellenter Baustein für die Altersvorsorge ist. Eine wichtige Komponente neben gesetzlicher Rente, Immobilien und zum Beispiel Fondssparplänen.

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