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Die wahren Geldmaschinen Warum das Image europäischer Nebenwerte oft nicht stimmt

Versandkartons des Online-Modehändlers Boozt aus Schweden: Die Aktie gehört zu den zehn größten Positionen im Nebenwertefonds Echiquier Entrepreneurs.
Versandkartons des Online-Modehändlers Boozt aus Schweden: Die Aktie gehört zu den zehn größten Positionen im Nebenwertefonds Echiquier Entrepreneurs. | Foto: Boozt

Den Aha-Effekt erledigt Götz Albert bei Vorträgen zu Beginn, danach hat er die volle Aufmerksamkeit seines Publikums. Albert leitet das Portfoliomanagement für Nebenwerte bei der Fondsgesellschaft Lupus Alpha und hat ein schönes Beispiel dafür, wie groß sein Spielfeld ist. Zunächst wirft er das Bild eines BMW auf die Leinwand und stellt dazu fest: „Das ist es, was ein Large-Cap-Investor sieht.“

Dann folgt eine zweite Folie mit über 50 Unternehmen, die dafür sorgen, dass das Auto mehr ist als nur eine Blechhülle mit drei Buchstaben. „Und das ist es, was ich sehe“, meint er dann. Das Unternehmen Faurecia zum Beispiel, dessen Armaturenbretter Temperaturen von mehr als 200 Grad Celsius aushalten. Oder Leoni, das mit seinen Kabeln dafür sorgt, dass Strom fließen kann. Und so weiter. Das Publikum staunt.

Lupus Alpha wirbt damit, Nebenwerte nicht nur nebenbei zu managen. Sie stehen dort im Zentrum des Geschehens. Und wenn man sich den Markt einmal anschaut, dann stellt sich die Frage, warum überhaupt noch jemand in Standardwerten macht. Nebenwerte entwickeln sich seit Jahrzehnten stärker als Aktien aus der ersten Reihe. Größe ist an der Börse nicht alles, im Gegenteil. Die Kleinen sind wendiger, schneller und können prozentual noch viel stärker wachsen als die Großen. Entsprechend hängen durchweg alle Nebenwerte-Indizes ihre großen Brüder weit ab (siehe Chart).

                                    Quelle: Morningstar

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Warum also weiter in Standards investieren? Die Antworten: 1. Großinvestoren haben häufig zu viel Geld, um kleine Werte überhaupt in nennenswerten Positionen kaufen zu können. 2. ETF-Anleger kaufen im Normalfall die großen Standardindizes. 3. gelten Nebenwerte noch immer als risikoreicher als die Dickschiffe aus Dax und Dow. Wobei Bayers Monsanto-Fehlgriff, der Dieselskandal der Autos und der Niedergang der Deutschen Bank irgendwie eine andere Sichtweise nahelegen.

„Man hat bei Nebenwerten in der Tat weniger Skandale“, bestätigt Armin Zinser den Eindruck. „Wir sehen noch viele familiengeführte Unternehmen, in denen man mehr auf Moral und Ethik achtet. Das ist häufig noch echter, ehrlicher Mittelstand“, so der auf europäische Titel spezialisierte Fondsmanager, der unter anderem den Prévoir Perspectives (ISIN: FR0007071931 siehe Tabelle unten) betreut. Eines seiner Beispiele ist das italienische Unternehmen Monnalisa: „Ein gut geführtes, wachsendes Familienunternehmen, das Kinderkleidung herstellt, unter anderem diese Prinzessinnen-Kostüme.“ Das Geschäft brummt.

Erfolgreiche Nebenwerte-Manager achten nur selten auf Makro-Trends. Fast alle wählen ihre Kaufkandidaten einzeln aus, lesen die Zahlenwerke und besuchen deren Managements. Von mehr als 1.000 Unternehmenskontakten im Jahr ist bei Lupus Alpha die Rede.

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