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Aktualisiert am 27.01.2020 - 15:53 UhrLesedauer: 3 Minuten

„Die wenigsten Banken wollen Reeder werden“

Die Sicherheit für Schiffshypotheken
Die Sicherheit für Schiffshypotheken sind die
Schiffe selbst. Auch in der Krise werde die wenigsten
Banken sie an die Kette legen wollen.

Zur Debatte hatte etwa der Verkauf des Fondsschiffs MS Champion, emittiert von Gebab, gestanden. Das Containerschiff, das im vergangenen Jahr noch 25 Millionen US-Dollar wert gewesen sein soll, stand zwischenzeitlich für 12 Millionen US-Dollar zum Verkauf. Aktuell ist der Verkauf zwar wieder vom Tisch. Doch Lloyd´s List vermeldet Verkäufe 50 bis 60 Prozent unter dem Wert, der den Schiffen im Vorjahr zugeschrieben worden war. Das Problem: Werden die Schiffe auf so niedrigem Niveau verschleudert, könnte man annehmen, das dies der tatsächliche Marktwert dieser Schiffe ist. Ob das wirklich so ist, welche Auswirkungen das für den Markt und die Schiffsfonds hätte, darüber sprach DASINVESTMENT.com mit Sönke Fanslow, Vorstand der Hansa Treuhand. DASINVESTMENT.com: Sind die Schiffsmärkte tatsächlich in so einem desolaten Zustand, wie die vereinzelt vermeldeten Verkäufe suggerieren? Sönke Fanslow: Sie sagen es selbst – es sind vereinzelte Verkäufe. Tatsächlich haben wir keinen funktionierenden Markt, der Rückschlüsse auf den wirklichen Schiffswert zuließe. Verkäufer und Käufer kommen nicht immer auf Augenhöhe zusammen. Was nicht zwingend heißt, dass alle so genannten Fire Sales, die wir sehen, bedeuten, dass das Schiff notleidend ist. Hansa Treuhand hat kürzlich zwei Containerschiffe günstig kaufen können, weil sich der Verkäufer auf sein Kerngeschäft konzentrieren will. Für die von uns gezahlten rund 19 Millionen Dollar je Schiff würde wohl die Mehrzahl der Schiffseigner ihre Schiffe nie und nimmer verkaufen. Das sind Sondersituationen, aber kein Markt. DASINVESTMENT.com: Wenn der Schiffswert nicht vom Markt gemacht wird, wie dann? Fanlsow: Die Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) hat gemeinsam mit deutschen Reedern, Schiffssachverständigen und Schiffsbeleihungsbanken ein neues Modell zur Bewertung entwickelt, das in Krisenzeiten wie diesen zum Einsatz kommen soll. Es basiert im Wesentlichen auf einer langfristigen Ertragsbetrachtung. Damit wird versucht, einen nachhaltigen Wert zu ermitteln, da die wenigen Transaktionen nicht als repräsentative Basis für eine Marktwertermittlung nach dem Vergleichswertverfahren herangezogen werden können. DASINVESTMENT.com: Warum ist denn die Bewertung des Schiffes so wichtig? Fanslow: Unter anderem weil die Kredit gebenden Banken ein entsprechender Gegenwert als Sicherheit  für die Kredite benötigen. Sollten die Banken der Meinung sein, dass dies nicht mehr der Fall ist, könnten sie den Kredites fällig stellen und versuchen, ihr Geld durch Verwertung des Schiffs hereinzuholen. In solchen Fällen würden die Banken weitere Sicherheiten beziehungsweise eine schnellere Rückführung des Kredites verlangen. Ist dies nicht möglich, könnte die Bank die Verwertung des Schiffes betreiben oder das Schiff selber übernehmen. DASINVESTMENT.com: Ersteres wäre in der jetzigen Zeit wenig lukrativ. Fanslow: Nein, und die Alternative sicher auch nicht. Die wenigsten Banken werden wohl Reeder werden wollen. Die etablierten Schiffsbanken wissen vielmehr, dass sie mit den Reedern in einem Boot sitzen.  DASINVESTMENT.com: Das heißt? Fanslow: Immer wieder haben neue Banken versucht, in Boomphasen mit besonders attraktiven Konditionen im Schiffsmarkt Fuß zu fassen. In der nächsten Krise hatten dann gerade Banken mit angelsächsischer Denke schnell wieder kalte Füße bekommen und versucht, sich wieder zurück zu ziehen. Ein Reeder, der sich in schlechten Zeiten von seiner Bank allein gelassen fühlt, wird mit ihr keine weiteren Geschäfte machen. Das wissen die etablierten Schiffsbanken und handeln danach. DASINVESTMENT.com: Und wie sieht das In-einem-Boot-sitzen konkret aus? Fanslow: Zum einen haben die Banken wie gesagt das neue System zu Bestimmung des langfristigen Schiffswerts gemeinschaftlich mitentwickelt. Zum anderen bedeutet es, rechtzeitig über Probleme zu sprechen – auf beiden Seiten. Will ich beispielsweise für einzelne Schiffe über Tilgungsaussetzungen sprechen, ist es gut zu wissen, wie meine Bank überhaupt dasteht. Dazu muss man kontinuierlich im Gespräch bleiben.

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