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Die zwei Arten von Eurokrisen

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Die Bankenkrise Europas


Typ II ist etwas ganz anderes. Hier gibt es keine Schwierigkeiten mit der gemeinsamen Geldpolitik und der Stabilitätsorientierung der Finanzpolitik. Hier liegt der Grund der Krise in einem Fehlverhalten der Banken.

Kreditinstitute gingen durch überzogene Expansionspolitik (zum Teil auch durch Geldwäsche und Steuerflüchtlinge) Risiken ein, die sie bei turbulenten Finanzmärkten nicht mehr beherrschen konnten. Sie mussten vom Staat aufgefangen und rekapitalisiert werden.

Angefangen hatte es mit Irland. Dann kam Zypern. Jetzt redet man über Slowenien, Malta und Lettland.  Auch hier sind Regeln verletzt worden, aber nicht die europäischen Regeln von Maastricht, sondern die allgemeinen Bankregeln von Basel, die weltweit gelten.

Eigentlich hätte Zypern seinen Banken wegen der Klumpenrisiken bereits seit Langem verbieten müssen, so viele Depositen von wenigen Einlegern zu nehmen. Das hätte es auch unabhängig vom Euro tun müssen. In Island, das nicht dem Euro angehört, waren vor Jahren ähnliche Schwierigkeiten aufgetreten. Auch im Nicht-Euroland Schweiz gab es solche Probleme. Nur hat die Notenbank dort rechtzeitig und rigoros eingegriffen und das Schlimmste verhindert.  

Diese Art von Eurokrise ist für die Finanzmärkte weniger dramatisch. Hier geht es darum, den Bankensektor in einem Land quasi zu reparieren. Das erfordert eine gute und wirksame Bankenaufsicht. Die Gemeinschaftswährung ist in keiner Weise tangiert. Auch nicht das europäische Finanzsystem.

Die Bank of Cyprus ist von der Bilanzsumme her gesehen etwas kleiner als zum Beispiel die Hamburger Sparkasse. Die größte slowenische Bank  ist weniger als halb so groß.

Für Zypern ist ein Ausscheiden aus dem Euro keine Alternative. Es braucht keine Abwertung. Im Gegenteil. Es profitiert von der Gemeinschaftswährung, weil es den Kunden seiner Banken den Zugang zum zweitgrößten Währungsraum der Welt verschafft. Wie wichtig der Euro für diese Länder ist, zeigt sich darin, dass Zypern in dieser Woche bekanntgab, russischen Einlegern bei ihren Banken EU-Pässe anbieten zu wollen.   

Für den Anleger

Ziehen Sie aus der Vielzahl der Krisen in Europa keine falschen Schlüsse. Die Eurokrisen vom Typ I sind auf dem Weg der Lösung. Sie werden – hoffentlich – weniger werden. Negative Überraschungen (Frankreich, Italien) sind freilich nicht ausgeschlossen. Die Märkte sind hier derzeit aber relativ entspannt.

Eurokrisen vom Typ II wird es dagegen noch einige geben. Sie sind für die Betroffenen ärgerlich, für eine Union von der Größe des Euro jedoch nicht existenzgefährdend. Sie werden erst dann abnehmen, wenn es die gemeinsame Bankenaufsicht gibt und wenn diese auch wirklich durchgreift und sich gegenüber nationalen Interessen durchsetzt.  

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