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„Die Zypernkrise ist nur ein Grundrauschen im aktuellen Aktienaufschwung“

Martin Hüfner
Martin Hüfner
Die Zypernkrise ist wieder einmal Wasser auf die Mühlen derer, die der Meinung sind, dass der Euro nicht funktionieren kann. Kaum hatte sich die Situation in der Währungsunion in den vergangenen Monaten etwas beruhigt und sogar den unbefriedigenden Ausgang der Italienwahl überstanden, poppten mit Zypern wieder alle Sorgen und Ängste auf.

Zeitweise sah es sogar schlimmer denn je aus. Es wurde ein Sturm auf die Banken nach Bargeld befürchtet (Bank Run). Auch deutsche Sparer waren verunsichert. Bundeskanzlerin Angela Merkel wiederholte ihre Garantie für die Einlagen der Sparer, die sie auf dem Höhepunkt der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite gegeben hatte.  

Ist das wirklich eine neue Eurokrise?

Um meine Antwort vorweg zu nehmen: Nein, bei Weitem nicht. Das liegt nicht nur daran, dass Zypern so klein ist. Die Krise ist eine ganz andere und hat im Kern nichts mit dem Euro zu tun. Die Menschen reagieren nur deshalb so nervös, weil die Eurokrise noch nicht vorbei ist und jedes kleine Feuer auch an einer anderen Stelle eine Brandgefahr mit sich bringen könnte.  

Natürlich hat die Zypernkrise auch einige Ähnlichkeiten mit den Problemen, die vorher in anderen südeuropäischen Peripheriestaaten aufgetaucht waren. Das ist bei einem so kleinen Land in einer großen Gemeinschaft nicht weiter verwunderlich.

Die Mittelmeerinsel hatte durch hohes Wachstum nach dem Beitritt zur Europäischen Währungsunion 2007 Ungleichgewichte aufgebaut. Die Wettbewerbsfähigkeit verschlechterte sich. Die Leistungsbilanz fiel ins Defizit. Die öffentlichen Haushalte gerieten in Unordnung.  

Die Immobilienmärkte boomten. Die Häuserpreise hatten sich von 2006 bis 2008 um 50 Prozent erhöht. Dann brachen sie zusammen. Gleichzeitig fiel die Wirtschaft in eine Rezession. Die Arbeitslosigkeit stieg. Sie lag zuletzt bei 14,7 Prozent.

Einiges ist auch anders

Diese Gemeinsamkeiten mit der Eurokrise sind aber nur ein Teil des Problems, und zwar der kleinere. Die Unterschiede sind wichtiger. Erstens: Anders als in Griechenland, Portugal oder Spanien war es nicht der Geldmangel, der die Zypernkrise auslöste.

Zyperns Problem war im Gegenteil, dass es zu  viel Geld hatte. Über Jahre legten Steuerflüchtlinge aus Russland, der Ukraine aber auch aus Griechenland Milliarden über Milliarden in Zyperns Banken an. Investmentbanker aus Deutschland, die hier ihren Job verloren hatten, zogen mit ihren Abfindungen nach Zypern, weil sie dort keine Steuern zahlen mussten.

Es war dieser Geldzustrom, der die kleine Volkswirtschaft überforderte und verletzlich machte. Die Bilanzsumme der zypriotischen Banken betrug zeitweise 800 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Zypern ist daher eher mit Island (das auch an zu expansiven Banken scheiterte) zu vergleichen als mit Griechenland.  

Zweitens: Zypern hat, anders als Griechenland oder andere Krisenländer, keine Schwierigkeiten mit dem festen Wechselkurs durch den Euro. Im Gegenteil, es profitierte von der Gemeinschaftswährung. Es konnte ausländischen Anlegern Zugang zu einer großen, starken und internationalen Währung gewähren. Eine Abwertung seiner Währung und ein Ausscheiden aus dem Euro wäre für Zypern daher keine Lösung. Dann hätte es noch größere Schwierigkeiten, die Auslandsgelder zurückzuzahlen.  

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