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„Die Zypernkrise ließ den Brasilianischen Real aufwerten“

Christian Bender managt den Fremdwährungs-Anleihefonds Hansa International (WKN: 847908).

Brasilianischer Real, Türkische Lira, Kanadischer Dollar – diese drei Währungen stehen stellvertretend für eine Reihe von Devisen, die sich derzeit deutlich besser im Verhältnis zum Euro entwickeln. Stärker denn je müssen Anleger aber die gesamtpolitischen Zusammenhänge beachten. Die sind die tatsächlichen Treiber für die Entwicklung auf den internationalen Wechselkursmärkten.

Im Verlauf des Jahres 2013 rechnen wir mit positiven Fremdwährungsentwicklungen unter anderem in Polen, der Türkei und Brasilien. Polen zeichnet sich beispielsweise durch einen stetig wachsenden Konsum aus.

Die Türkei ist vor allem aufgrund ihrer geographischen Lage interessant. Auf der Grenze zwischen Europa und Asien gelegen ist das Land ein wichtiger Mittler zwischen der europäischen und der orientalischen Welt – das nimmt positiven Einfluss auf den Handel. Sollte sich das Verhältnis zu den Kurden perspektivisch weiter entspannen, könne sich das Land zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht entwickeln.

Der Brasilianische Real hingegen sollte von den anstehenden Infrastrukturprojekten im Land profitieren können. Die internationalen Sporthöhepunkte wie die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 geben zusätzliche Impulse für die Wirtschaft.

Gewinn durch Unsicherheit in der Eurozone

Dass diese Länder und ihre Währungen sich derzeit im Aufwind befinden, hängt nicht zuletzt mit den Entwicklungen in der Eurozone zusammen. Bis zum Sommer vergangenen Jahres herrschte in Europa Unsicherheit über den Fortbestand der Gemeinschaftswährung. Die finanzielle Lage in den Peripheriestaaten schien derart prekär, dass eine Rettung des Euro in den Augen vieler Skeptiker unmöglich zu werden drohte.

Die Folge: Eine ganze Reihe ausländischer Währungen werteten gegenüber dem Euro deutlich auf. Im Sommer kam dann der Wendepunkt für die europessimistische Großwetterlage. Am 26. Juli verkündete der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. Der massive Ankauf von Staatsanleihen zur Sanierung der europäischen Finanzen ließ den Wert des Euro wieder steigen, und hielt das Zinsniveau bezogen auf Bundesanleihen niedrig.

Dieser freundliche Trend hielt sich bis zur Parlamentswahl in Italien im Februar 2013. Deren Patt-Ergebnis bedeutete für das Land – und damit auch für Europa – eine zusätzliche  finanzpolitische Unsicherheit. Die jetzt gebildete Koalitionsregierung nimmt dem Markt etwas von der Nervosität – doch ob die angekündigte Adjustierung des bisherigen Kurses nicht bald neue Unruhe schürt, bleibt abzuwarten.

Auch der in 2013 in greifbare Nähe gerückte Bankrott Zyperns zeigt, dass es um die Eurozone zumindest in Teilen nicht so gut bestellt ist, wie es noch Ende vergangenen Jahres schien.

Daher bleiben die Anleiherenditen in wichtigen Kernländern wie Deutschland, Frankreich, den Beneluxländern sowie Finnland auf einem niedrigen Niveau. Und eine Reihe von Fremdwährungen werten auf, wie unter anderem das britische Pfund – trotz der Rating-Herabstufung Großbritanniens im Februar. Gleiches gilt für den US-Dollar sowie diverse Währungen aus den Schwellenländern.

Der Japanische Yen hingegen steht vor einer weiteren, bewusst herbeigeführten Abwertung, ausgelöst durch den Politikumschwung des neuen Regierungschef Shinzo Abe. Dieser wird von der japanischen Notenbank ohne Zögern umgesetzt werden – und stützt wiederum höherverzinsliche Währungen aus Schwellenländern und rohstoffreichen Regionen, wie zum Beispiel Südafrika oder Russland.

Unterstützt werden diese Trends durch die jüngste Leitzinssenkung der EZB. Denn während von dieser Zinssenkung wenig direkte konjunkturelle Impulse in Form verstärkter Kreditnachfrage beziehungsweise erhöhter Investitionen von Unternehmensseite ausgehen werden, wird es den Außenwert des Euro absenken und – so die Hoffnung der EZB – Exporte unterstützen.

Alles im Blick

Der Rückblick auf die Ereignisse innerhalb Europas macht deutlich, dass der Wert einzelner Währungen in hohem Maße mit politischen Entwicklungen verbunden ist. Und das gilt nicht nur für die Eurozone. So ist beispielsweise der starke Australische Dollar auch von den hohen Rohstoffexporten nach China abhängig. Sollte es hier zu einer restriktiven Konjunkturpolitik kommen, hat dies negative Auswirkungen auf die Währung in Australien – und damit auch auf alle Anleger, die hier investiert haben.

Für Fondsmanager von Fremdwährungsanleihen-Fonds besteht deshalb die Herausforderung darin, die politische und wirtschaftliche Lage weltweit beurteilen zu können – und anhand dieser das Währungs- und Durationsmanagement des Fonds fortwährend anzupassen.

Hinsichtlich der einzelnen Positionen sollten bei Staatsanleihen Kennzahlen wie das Bruttoinlandsprodukt, die Inflation, die Leitzinsen und die Realzinsen als Determinanten für eine Währungsprognose geprüft werden. Bei Unternehmensanleihen sind es die Fundamentaldaten, die stimmen müssen, um einen Platz im Portfolio zu bekommen.

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