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Ausblick auf das zweite Quartal 2021 Diese 5 Fragen beschäftigen jetzt die Märkte

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4. Wie aggressiv wird das US-Justizministerium in der Kartell-Untersuchung gegen die „Big Tech“-Firmen vorgehen?

Seit 2016 sind die sogenannten FAANG-Aktien (Akronym steht für: Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) um etwa 334 Prozent gestiegen, während der S&P 500 im selben Zeitraum „nur“ um 95 Prozent zugelegt hat. Aufgrund dieses Anstiegs machen die technologiebasierten Branchen nun 37 Prozent des gesamten S&P-500-Index aus. Der Erfolg hat Big Tech jedoch ins Visier der US-Regierung gerückt.

Ihnen werden – je nach politischem Lager – zwei Hauptvorwürfe gemacht: Zu große Marktmacht verstoße gegen Kartellrecht. Und die Dominanz von Social Media gefährde sowohl die Meinungs­freiheit, einerseits, als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt, andererseits.

Entwicklung der FAANG-Aktien
Indexiert auf 100 ab Januar 2016

Grafik: Principal Global Investors >> vergrößern

Wir erwarten, dass es dazu in diesem Jahr in beiden Häusern des Kongresses Anhörungen der Justizausschüsse geben wird. Da die Tech-Branche die Erholung des Marktes nach der Covid-Krise vorantreibt, könnte jede Maßnahme gegen diese Unternehmen schwerwiegende Folgen haben, nicht nur für den Technologiesektor, sondern auch für den gesamten Markt. Die Politiker werden also die Konjunkturerholung abwägen müssen gegen den Wunsch, diesen Unternehmen erhebliche Beschränkungen aufzuerlegen. Alles in allem ist es zwar unwahrscheinlich, dass die Sorgen um Big Tech abklingen, aber wir glauben nicht, dass sich das Ertragsprofil von Technologieunternehmen in naher Zukunft wesentlich ändern wird. Daher rechtfertigen sie immer noch eine Allokation in den Portfolios.

5. Wie könnten sich die Beziehungen zwischen den USA und China unter Präsident Biden verändern?

Die Biden-Administration verspricht zwar eine neue Herangehensweise an China; das allein wird aber wenig dazu beitragen, die Spannungen zu verringern. Am Ende geht es nämlich um die wirt­schaft­liche und technologische Vorherrschaft.

Präsident Biden will ein sorgfältigeres Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und sicherheits­politischen Interessen herstellen und dafür die Unterstützung von Verbündeten, insbesondere der Europäischen Union, Japan und Indien gewinnen. Doch das Schmieden dieser Allianz wird nicht einfach sein. Die meisten Länder würden es vorziehen, sich nicht zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt entscheiden zu müssen. Das bilaterale Investitionsabkommen, das die EU 2020 mit China als größtem Handelspartner unterzeichnet hat, ist ein Lackmustest für die Bereit­schaft der EU, Handelsfragen mit den USA zu koordinieren.

US-Handelsbilanz nach Ländern
Warenhandel, gleitende Zwölf-Monats-Mittelwerte, in Milliarden US-Dollar, März 2001 bis Dezember 2020

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Es ist unwahrscheinlich, dass die USA ihre Absichten, das Tempo der technologischen Entwicklung Chinas zu verlangsamen, wesentlich lockern werden. Bidens jüngste Forderung nach einer Überprüfung kritischer Lieferketten zielte eindeutig darauf ab, die Abhängigkeit der USA von China bei allem, von seltenen Erden bis zu Halbleitern, zu verringern. China seinerseits wird versuchen, seine Abhängigkeit von US-Teilen für seine technologischen Prozesse zu reduzieren.

Dennoch glauben wir, dass China weiterhin eine wichtige Rolle für die globale Wirtschaft spielen wird. Der immense politische Druck hat auch in den letzten Jahren weder das Handelsbilanzdefizit der USA mit China noch die Investitionen multinationaler Unternehmen reduziert.


Über die Autorin:
Seema Shah ist Chefstrategin bei der US-amerikanischen Fondsgesellschaft Principal Global Investors.

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