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Pünktlich zur US-Wahl Diese Aktien sollten jetzt ins Portfolio

Orakel-Bär der US-Wahl
Orakel-Bär der US-Wahl: Aktien von Adidas oder Allianz dürften sich unabhängig entwickeln. | Foto: imago images / ITAR-TASS

Nur noch ein paar Tage bis zur US-Wahl. Die ganze Welt und mit ihr die deutsche Wirtschaft blicken nach Amerika. Zu der Personengruppe, die die Ergebnisse ebenfalls kaum erwarten kann, gehören besonders Investoren und Anleger. Sie würden zu gern heute schon wissen, auf welche Papiere sie wechseln sollten. Nun, einerseits müsste man dazu wissen, wer gewinnt. Und dann wiederum müsste es einen großen Unterschied zwischen beiden Kandidaten geben – die jeweils die Aktienkurse bestimmter Unternehmen ausschlagen lassen.

Manuel Heyden
Foto: Nextmarkets

Letzteres sehe ich für deutsche Unternehmen eher nicht oder wenn, nur in geringem Maße. Denn bei genauer Betrachtung unterscheiden sich die beiden in ihrer absehbaren Wirtschafts- und Handelspolitik nicht so sehr. Hinzukommt: Die US-Geschäfte sind für deutsche Unternehmen in den vergangenen vier Jahren gut gelaufen – klammern wir einmal Corona aus. Die USA mit 320 Millionen Verbrauchern stellen den größten Einzelmarkt für den Export von Waren „made in Germany“ dar.

Und zwischen 2016 und 2019 sind die deutschen Warenexporte in die USA von 107 auf 119 Milliarden Euro gestiegen. In einer Analyse zur US-Wahl kommt denn auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Schluss: „Vor dem Hintergrund der Handelskonflikte ist bemerkenswert, dass sich im Warenhandel zwischen Deutschland und den USA seit dem Amtsantritt Trumps außer bei den direkt betroffenen Produkten keine gravierenden Veränderungen ergeben haben.“

Trumps Steuerreform hat gerade die Investitionsbereitschaft der US-Firmen befeuert – und damit den Export deutscher Maschinen in die USA von 2016 und 2019 um fast 20 Prozent. Da wirkt es bizarr an, dass BDI-Chef Präsident Dieter Kempf die Steuersenkung gar kritisiert, da diese den Standortwettbewerb um Investitionen noch einmal drastisch verschärft habe. „Dies setzt den deutschen Steuerstandort bis heute unter Druck“, sagte er jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Er hätte natürlich auch von der Bundesregierung fordern können, es den USA Ländern gleichzutun. Denn in der Tat ist ein Effekt: deutsche Kapitalzuflüsse in die USA haben sich deutlich erhöht.

Naturgemäß sind fast alle DAX30-Unternehmen international engagiert. Manche, wie Bayer oder Deutsche Telekom, mit starken US-Töchtern und/ oder Megafusionen (Bayer/Monsanto; Telekom/Sprint). Sie sind daher zwar besonders von der US-Politik und der von ihr beeinflussten Konjunktur abhängig. Sie haben aber zumindest keine hohen Zölle oder Handelskonflikte zu befürchten, wie Hersteller von Stahl- und Aluminiumprodukten. Diese müssen absurde Strafzölle von bis zu 352 Prozent hinnehmen, was selbstverständlich das Geschäft killt.

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Die Autofirmen VW (Chattanooga/Tennessee), Mercedes (Tuscalosa/Alabama) und BMW (Spartanburg(South Carolina) sind ebenfalls vor Ort mit Produktionsstätten vertreten, exportieren jedoch zusätzlich enorm. Schließlich wird nicht die gesamte Produktpalette in jeweils einem amerikanischen Werk hergestellt. Für letzteres muss man von Seiten Trumps immer wieder Strafzölle befürchten.

Bessere Atmosphäre

Eins ist indes sicher: Schlechter wird es unter einem US-Präsidenten Biden nicht. Und in jedem Fall würde sich der Umgangston verbessern. Allerdings wird auch er – natürlich – seiner Nation und seinen Wählern verpflichtet sein. „America first“ wird nicht auf einer Biden-Politik draufstehen, aber drin sein.

Der renommierte Volkswirtschaftler Thomas Straubhaar – Experte vor allem für internationale Wirtschaftsbeziehungen – schrieb eben erst in Der Welt: „Es ist höchste Zeit, sich von der nostalgischen Illusion zu befreien, dass mit Joe Biden alles wieder werden würde, wie es vor Donald Trump war. Die internen Probleme in den USA sind so gewaltig, dass sich kein US-Präsident in naher Zukunft einen Kurswechsel zurück zur Weltwirtschaftsordnung der Nachkriegszeit leisten kann.“

Auch Biden würde nationale Schutzmaßnahmen gegen Konkurrenz von außen umsetzen – wenn auch bei angenehmerer Atmosphäre. Protektionismus ist – angesichts der Rollenverteilung der beiden großen amerikanischen Parteien – sogar eher die Domäne der Demokraten. Auch ist Biden ein vehementer Vertreter von Buy-American, also der Bevorzugung von US-Produkten. Die Steuersenkungen Trumps würde er wiederum revidieren – und damit Kaufkraft entziehen und das Investitionsklima eintrüben –, wovon eben auch deutsche Industriefirmen profitiert haben.

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