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V-Bank-Vorstand im Interview „Diese Botschaft möchte ich aggressiv aussenden“

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Sehen Sie die Digitalisierung als Haupt-Treiber einer Marktbereinigung?

Grenzebach: Zunächst hat die europäische Richtlinie Mifid II enorme Investitionen in die IT mit sich gebracht. Digitalisierung ist das nächste Thema: Depotbanken brauchen eine digitale Plattform, die Online-Onboarding, Orderschnittstellen oder auch Kunden-Apps einfach abwickeln kann. Eine Depotbank mit überschaubarem Volumen under Custody kann nicht die benötigte Marge erwirtschaften und wird sich gut überlegen, ob sie zweistellige Millionenbeträge für IT investiert. Hinzu kommen die Wartungsausgaben.

Haben Sie die Corona-Krise zu spüren bekommen?

Grenzebach: Bei den Assets hat es uns durch die abrutschenden Kapitalmärkte im Februar und März zwischenzeitlich ordentlich durchgeschüttelt. Als Depotbank lebt man jedoch vor allem von den Transaktionen. Im sehr volatilen Jahr 2020 wurden zwei Drittel mehr Transaktionen als im Vorjahr abgewickelt. Am Ende stand, wie schon 2019, ein absoluter Zuwachs von rund 4 Milliarden Euro.

Ihre Pläne fürs neue Jahr?

Grenzebach: 2021 haben wir uns vor allem drei Ziele gesetzt: Wir möchten unter anderem Kryptowährungen anbieten. Im ersten Schritt wollen wir den Kommissionshandel für Bitcoin ermöglichen. Andere Währungen wie Ether, Litecoin und Ripple werden folgen. Wir haben dafür eine Bafin-Lizenz in Bearbeitung.

Wollen Sie selbst zur Krypto-Verwahrstelle werden?

Grenzebach: Nein, wir planen, mit einem etablierten und renommierten Partner zusammenzuarbeiten. Dieser soll die Coins unserer Kunden physisch in einer Wallet verwahren, auf Wunsch auch mit vollem Versicherungsschutz.

Sie sprachen von drei Zielen 2021 – was haben Sie noch vor?

Grenzebach: Wir wollen außerdem günstige Verwahrgeldkonten anbieten. Viele Kunden fragen sich, wo sie aktuell ihren liquiden Mittel lagern können. Die Europäische Zentralbank erhebt ja 0,5 Prozent Strafzinsen, viele Einzelinstitute machen das inzwischen auch. Dieser Druck wird anhalten, wenn nicht stärker werden.

Was bieten Sie genau an?

Grenzebach: Sehr große Kunden können über uns Bargeld im Tresor einlagern. Grundsätzlich wollen wir allen Kunden aber eine Lösung zwischen Tresor und Strafzinsen anbieten. Ab 200.000 Euro sollen sie über ein Unterkonto bei der V-Bank Bargeldbestände zu einem Zins von -0,25 Prozent verwahren können. Sie sparen damit die Hälfte der üblichen Verwahrkosten. Unser drittes Projekt ist eine White-Label-App für Vermögensverwalter. In der ersten Ausbaustufe soll sie im April/Mai zur Verfügung stehen. In einer zweiten Stufe können Vermögensverwalter sie auf ihren Namen personalisieren.

Die V-Bank fokussiert sich auf ein enges Kundensegment. Von diesem ist sie auch abhängig. Wie wird sich dieses Segment, die Branche der Vermögensverwalter, langfristig entwickeln?

Grenzebach: Heute sind viele Vermögensverwalter vor allem Portfoliomanager. Dort wird künstliche Intelligenz zum großen Konkurrenten werden. Zukünftig werden sie wohl mehr die Rolle von Lotsen einnehmen. Ein persönlicher Relationship-Manager, der das Vermögen und die Bedürfnisse seiner Kunden vollumfänglich im Blick hat, ist nicht austauschbar. Das Geschäft wird wohl insgesamt hybrider werden: Vermögensverwalter werden sich weiterhin um Top-Kunden persönlich und mit vollem Herzblut kümmern. Kleinere Kunden müssen sie mit digitalen Hilfsmitteln standardisieren, um sie effizient bereuen zu können. Insgesamt wird es in der Branche wohl eine Konsolidierung geben – nur bei der Anzahl der Gesellschaften, nicht beim betreuten Vermögen. Auf Sicht werden Vermögensverwalter in der Regel mindestens 100 Millionen Euro verwalten, um ihr Geschäft dauerhaft profitabel betreiben zu können.

Das hieße, dass die Zahl der von Ihnen betreuten Partner stark abnehmen wird.

Grenzebach: Davon gehen wir aus. Entscheidend ist für uns, dass die Kontoverbindungen und das betreute Volumen bei uns bleiben. Ob sich dieses Volumen nun über 400 Vermögensverwalter oder über 300 verteilt, ist nicht so erheblich. Wir wollen eine gute Marktdurchdringung haben, aktuell sehen wir die bei 80 bis 85 Prozent. Über neue Vermögensverwalter können wir in Deutschland vermutlich nicht mehr groß wachsen. Stattdessen ist unser Ziel, bei unseren bestehenden Kunden mehr Volumen zu generieren und andere Depotbanken abzulösen. Mittlerweile können wir über die digitale Vermögensverwaltung auch kleinere Fondsdepots kosteneffizient betreuen und tun das für unsere Vermögensverwalter auch gern – denn das spart ihnen vielleicht ein oder zwei andere Depotbanken. Das ist unsere Strategie der Zukunft.


Über den Interviewten:
Florian Grenzebach ist Vertriebsvorstand der Münchner V-Bank. Zu der Depotbank kam der gelernte Bankkaufmann 2017, zunächst als Bereichsleiter Vertrieb und Kundenbetreuung. 2018 stieg er zunächst zum Mitglied der erweiterten Geschäftsführung und später zum Generalbevollmächtigten auf. Vor seiner Zeit bei der V-Bank war der gebürtige Münchner rund 20 Jahre lang in Führungsfunktionen bei der Unicredit tätig, wo er zuletzt ein 13-köpfiges Beraterteam für gehobene Privatkunden leitete.

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