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Neues Jahr, neuer Schutz Diese BSV-Versicherer zahlten bei Corona

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Doch warum haben so viele Versicherer in ihren AGB nicht für den Pandemie-Fall vorgesorgt? „Sie haben wohl nicht mit flächendeckenden Schließungen gerechnet“, vermutet Wagner. Schließlich seien Versicherungen wie die BSV nicht für Pandemien konzipiert. Bei der Entwicklung solcher Produkte habe man eher an behördlich angeordnete Schließungen zum Beispiel wegen einer Salmonellen-Infektion gedacht. „Daher erheben die Versicherer auch im Verhältnis zur Deckungssumme sehr niedrige Prämien“, sagt der Versicherungsexperte.

Keine Rückversicherungspflicht für BSV-Verträge

Auch die Rückversicherung dürfte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Denn eine Rückversicherungspflicht für BSV-Verträge besteht in Deutschland nicht. Allerdings haben nach Angaben einer Sprecherin des Rückversicherers Hannover Re, der zur Talanx-Gruppe gehört, zahlreiche Erstversicherer ihre Policen trotzdem rückversichert. „Häufig sind solche Verträge über Quotenabgaben zwischen Erst- und Rückversicherer geregelt, das heißt der Rückversicherer übernimmt einen prozentualen Anteil an den Schäden des Erstversicherers“, so die Sprecherin. In vielen Fällen seien aktuell aber auch nichtproportionale Rückversicherungsverträge betroffen gewesen, bei denen der Rückversicherer erst ab einer gewissen Schadenhöhe leistet.

„Die Höhe des eingekauften Rückversicherungsschutzes variiert zum Teil erheblich und hängt unter anderem von der Solvenzkapitalausstattung und dem Risikoappetit des jeweiligen Erstversicherers ab“, so die Hannover-Re-Sprecherin weiter. Die Einschätzung, dass die schlechte Zahlungsmoral mancher Versicherer auf mangelnder Rückversicherung beruht, teilt sie jedoch nicht. Man sei als Rückversicherer der Schadenregulierung des Erstversicherungskunden gefolgt. Dass man mit einer Krise dieses Ausmaßes nicht gerechnet und sie daher nur bedingt in vertragliche Abmachungen integriert habe, könne man der Branche nicht anlasten. „Ein staatlich angeordneter Lockdown war nie Teil der Preisgestaltung, das war sogar fast nie versichert“, so die Sprecherin.

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Wagner sieht das ähnlich. „Die Versicherungswirtschaft ist nicht in der Lage, ein Risiko zu decken, das flächendeckend das ganze Land betrifft“, sagt er. Nicht umsonst würden Kriege, innere Unruhen und ähnliche gravierende Ereignisse in den Versicherungsbedingungen ausgeschlossen.

Für die Zukunft kann sich Wagner ein partnerschaftliches Modell vorstellen, bei dem die Versicherer eine erste, übersichtliche Hilfe leisten. Die zweite Tranche zahlt dann der Staat aus Steuermitteln. Auch die Gründung eines Spezialversicherers ähnlich dem nach dem 11. September 2001 ins Leben gerufenen Terrorismus-Versicherer Extremus oder ein Pool, in den alle Versicherer einzahlen und der in Pandemie-Fällen leistet, wären vorstellbar. Leistungen für pandemiebedingte Schließungen werden die Versicherer aus ihren AGB jedenfalls weitgehend herausnehmen müssen, ist der Experte überzeugt.