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Research-Leiter von DJE Kapital Diese Firmen beherrschen den KI-Markt

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Der chinesische Tech-Riese Tencent etwa will vor allem in seiner Finanzdienstleistungssparte wachsen und ist neben Alibaba bereits heute führend in der Zahlungsabwicklung. Über Wechat, das chinesische WhatsApp, sammelt der Konzern umfangreiche Daten und nutzt sie für die Bewertung von Zahlungsverhalten und Kreditrisiken. Der Zugriff auf Kundendaten und Big-Data-Kompetenz sollten Tencent einen Wettbewerbsvorteil gegenüber klassischen Anbietern verschaffen.

Mittelfristig will man größter Anbieter maßgeschneiderter Finanzdienstleistungen in China werden. Perspektivisch könnte KI selbstständig eine gesamte Vermögensverwaltung steuern. Schon jetzt betreibt der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock über vier Rechenzentren das Analysesystem Aladdin.

Dieses verarbeitet eine täglich wachsende Menge historischer Daten und wählt aus der Vielzahl möglicher Szenarien die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit aus. Daraus entsteht ein statistisches Bild zukünftiger Szenarien, die sich für Wertpapierportfolios unter verschiedenen künftigen Rahmenbedingungen ergeben. So lassen sich Stresstests vollziehen, indem man z.B. simuliert, wie sich eine Pleite à la Lehman Brothers aus dem Jahr 2008 auf ein Portfolio auswirkt.

Aktuell ist Aladdin aber noch weit entfernt von einer rein KI-basierten Vermögensverwaltung und benötigt weiterhin einen Portfoliomanager aus Fleisch und Blut. Die Vorteile eines KI-Systems liegen aber auf der Hand: Es kann Unmengen an Informationen sehr schnell verarbeiten – und Emotionen haben auf seine Anlageentscheidungen keinen Einfluss. Auch in der Gesundheits- und Pharmabranche dürfte KI enorme Fortschritte möglich machen.

Die Entwicklung neuer Medikamente wird immer aufwändiger: Die Entwicklungskosten verdoppeln sich etwa alle  fünf Jahre, und 90 Prozent aller Neuentwicklungen werden gar nicht erst zugelassen. Hier könnte ein entsprechendes KISystem in kürzester Zeit eine Vorauswahl treffen, etwa indem es Millionen von Molekülen auf ihre spezifische Eignung als Medikament gegen eine bestimmte Erkrankung hin analysiert.

So will NVIDIA bis Ende 2020 den neuen Supercomputer Großbritanniens, Cambridge-1, mit einer Rechenleistung von 400 Petaflops in Betrieb nehmen. Ein Petaflop sind 1.000 Bio. „floating-point operations“ bzw. mathematische Operationen pro Sekunde, was etwa drei Millionen Mal mehr Rechenoperationen ermöglicht als bei Alltagsrechnern. Die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca, die beide an der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes arbeiten, sollen als erste Zugriff auf den Cambridge-1 erhalten.

Schon heute sind KI-Systeme wie IBMs Watson in der medizinischen Diagnostik im Einsatz. Es erkennt und klassifiziert zum Beispiel Krebszellen. Watson soll auch etablierte Diagnosearten optimieren und die medizinische Grundlagenforschung wie Genetik und Zellentwicklung beschleunigen. KI bringt auch die Genomforschung rasant voran und hat vor allem das Next-Generation-Sequencing, ein Hochdurchsatzverfahren zur Entschlüsselung der DNA, vorwärts katapultiert.

Vor nicht einmal 20 Jahren hat die vollständige Sequenzierung des ersten menschlichen Genoms drei Milliarden Euro verschlungen und 13 Jahre gedauert. Heute entschlüsselt man Genome innerhalb von Tagen. KI wird das autonome Fahren möglich machen. Eine Vielzahl von Kameras sowie Lidarund Radarsensoren erfassen die Daten der Umgebung, und ein Hochleistungsprozessor im Auto verarbeitet sie in Echtzeit.

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