Für die meisten Anleger war 2022 kein gutes Jahr. Steigende Zinsen, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise ließen die zuvor emporgestiegenen Kurse teilweise drastisch in die Tiefe purzeln. Für den deutschen Leitindex Dax endete das Jahr mit einem Minus von 12 Prozent noch relativ glimpflich. Viel schlimmer erwischte es die Nebenwerte aus dem MDax und SDax, deren Kurse sich auf Jahressicht viertelten.
Auch Big-Tech verlor im großen Stil. Zwischenzeitlich waren rund 4.400 Milliarden US-Dollar Börsenwert einfach weg. Das ist weit mehr als die komplette Marktkapitalisierung deutscher und japanischer Aktien zusammen. Unter den großen Tech-Werten verbrannten Meta Platforms und Tesla mit über 60 Prozent minus das meiste Anlegergeld. Noch dramatischer fielen die Verluste bei gehypten New-Economy-Werten aus der zweiten Reihe aus.
Auf die sogenannten Zukunftswerte setzt beispielsweise Jan Beckers mit dem Bit Global Internet Leaders. Sein Fonds verlor im vergangenen Jahr fast die Hälfte seines Werts. Durch die eingeleitete Zinswende haben die Notenbanken spekulative Assets, aber auch Anleihen unattraktiv gemacht. Viele Anleger, die während des Corona-Flash-Crashs vor zwei Jahren die Börse für sich entdeckten, erlebten 2022 ihren ersten ausgewachsenen Bärenmarkt.
Krypto im Abwärtssog
Wer sein Heil in Kryptowährungen suchte, hat ebenso ein Jahr zum Vergessen hinter sich. Seit der Bitcoin im November 2021 bei rund 68.000 US-Dollar ein neues Allzeithoch erklomm, fiel er bis heute um über 70 Prozent. Aktuell steht die Kryptowährung, von der manch Anleger dachte, sie wäre ein probates Mittel gegen die Inflation, bei 16.800 Punkten.
Zunächst waren die steigenden Zinsen und die Sorgen vor einer Rezession Belastungsfaktor Nummer 1. Als diese einigermaßen verarbeitet waren und Anleger eine Trendwende witterten, folgte im November der nächste K.-o.-Schlag: Die Insolvenz der Kryptobörse FTX sorgte für Schockwellen in der gesamten Branche. Die Angst vor einem Flächenbrand ist nach wie vor groß und scheint keineswegs unbegründet. So rutschte die Krypto-Kreditplattform BlockFi ebenfalls in die Insolvenz, nachdem FTX das Unternehmen zuvor noch mit Krediten gestützt hatte.
Als Folge flüchteten Anleger nicht nur aus Kryptowährungen, sondern verkauften auch die Aktien vieler Unternehmen mit Krypto-Bezug. Die verfahrene Situation belastet auch ETFs, die auf die Blockchain-Technologie setzen. Sie gehören zu den großen Verlierern, denn die Investmentstory ist vorerst ramponiert. Anleger müssen sich letztlich eingestehen, dass es die erheblichen Kurschancen nicht ohne die entsprechend hohen Verlustrisiken gibt. Kryptoaktien bleiben ein heißes Eisen. Mangels positiver Kurstreiber drängt sich ein Einstieg aktuell nicht wirklich auf.
1.700 Kilometer zwischen Euphorie und Katzenjammer
Die Entfernung zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt lag für Börsianer im Jahr 2022 bei ungefähr 1.750 Kilometer Luftlinie. Das ist die die Entfernung zwischen Moskau und Istanbul. Der türkische Leitindex ISE 100 schraubte sich im vergangenen Jahr um über 200 Prozent nach oben. Selbst die ausufernde Inflation am Bosporus änderte nichts daran, dass Anleger ihren Einsatz mit Türkeifonds wie dem iShares MSCI Turkey ETF in etwa verdoppeln konnten.
Russland-Aktien bescherten ausländischen Anlegern hingegen den Totalverlust. Entsprechende ETFs sind eingefroren. MSCI und FTSE haben russische Titel aus ihren Schwellenländerindizes entfernt. Osteuropafonds wie der Schroder Emerging Europe haben ihren Anteil russischer Papiere in sogenannte „Sidepockets“ ausgelagert und können auf diese Weise zumindest wieder ge- und verkauft werden. Das Minus des Schroders-Fonds beträgt 67 Prozent auf Jahressicht.
Dick im Minus landeten 2022 auch Titel aus Vietnam. Obwohl die Zukunftsaussichten des Landes rosig erscheinen und die Wirtschaft um rund 6 Prozent jährlich wachsen soll, schmierte der Aktienmarkt ordentlich ab. Die Gründe lagen in Korruptionsvorwürfen gegen mehrere Manager aus der Immobilienbranche. Für zusätzliches Ungemach sorgten Zinserhöhungen der vietnamesischen Währungshüter. Seit Ende November stabilisierten sich die Kurse jedoch wieder. Mutige Anleger mit langem Anlagehorizont könnten per Sparplan in entsprechende Fonds oder ETFs einsteigen.
Katerstimmung bei Smallcaps
Auf der Verkaufsliste standen im vergangenen Jahr auch wachstumsstarke Nebenwerte. Im Vergleich zu Bluechips verhalten sich Börsenzwerge besonders zyklisch, weil ihr Geschäft stärker vom Auf und Ab der Konjunktur abhängt. Herrscht ungetrübte Stimmung fließt viel Geld in Small Caps und treibt die Kurse. Verschlechtern sich die Aussichten kommen die Kleinen verstärkt unter die Räder. Damit sinken jedoch auch die Bewertungen und mutigen Investoren winken langfristig höhere Renditen. „Aufholpotenzial sehen wir bei den stark gebeutelten Aktien aus dem Small- und Midcap-Bereich, die günstig bewertet sind“, sagten die Experten der Berliner Sigavest Vermögensverwaltung im Interview mit DAS INVESTMENT.
Auf den folgenden Seiten zeigen wir euch die zehn Top-of-the-Flop-ETFs des Jahres 2022, sortiert von der zehntschlechtesten zur allerschlimmsten Wertentwicklung. Passive Produkte, die denselben Index abbilden, haben wir aussortiert.
Stand aller Daten: 31. Dezember 2022