Trends der Fondsbranche „Digitale Stärke im Vertrieb“
Digitaler Fortschritt im Fondsvertrieb
DAS INVESTMENT: Bitte nennen Sie 2-3 Trends im Fondsvertrieb 2021.
Thorben Pollitaras: Anleger werden weiterhin Alternativen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld brauchen. Das spricht für Aktien, gerade auch weil die Liquidität der Anlagen für institutionelle Investoren ein Thema ist. Die Diskussion, ob aktive oder passive Strategien besser geeignet sind, um die Vorteile von Aktien abzuschöpfen, wird auch 2021 weitergehen. Hier spielt sicher eine Rolle, inwieweit ein Managementansatz wirklich „aktiv“ ist, oder sich zu nah am Index bewegt. Bei diesen Alternativen wird das Thema Nachhaltigkeit eine immer stärkere Rolle spielen, das Inkrafttreten der EU-Taxonomie 2022 dürfte hier für weiteren Schub sorgen.
Bitte nennen Sie 2-3 Anlagethemen Ihres Hauses, die 2021 besonders gefragt sein werden.
Pollitaras: Unsere Kernkompetenz ist die Investition in Qualitätswachstumsunternehmen. Das konsequent umzusetzen erscheint uns sinnvoller, als ständig neuen Themen hinterher zu rennen. Für uns sind die Qualität der Unternehmen, die Stabilität ihrer Geschäftsmodelle, ihrer Umsatzströme und ihrer Bilanzen entscheidend. Die Performance unserer Fonds in der Krise hat gezeigt, dass unsere Qualitätsunternehmen mit der Krise besser umgehen konnten und Volatilität und Drawdowns vergleichsweise niedrig gehalten haben. Qualität wird ein Thema bleiben, flankiert von Nachhaltigkeit, die bei uns seit Jahren integraler Bestandteil unseres Managementprozesses ist und bei der Definition von Qualität eine wesentliche Rolle spielt.
Welches sind Ihre Tier-1-Produkte für 2021 je für den Retail-, Wholesale-, und institutionellen Vertrieb?
Pollitaras: Im Aktienbereich bieten wir sowohl herausragende regionale Strategien als auch eine globale Strategie, die im nächsten Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Wir haben gerade unser Angebot an Anteilsklassen mit fester Ausschüttung von etwa 4% pro Jahr komplettiert; sie sind nun für den Comgest Growth Europe, den Comgest Growth Emerging Markets und den Comgest Growth World erhältlich.
Welcher Vertriebskanal leidet aufgrund von Corona?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Pollitaras: Alle Präsenzveranstaltungen und Messen. Virtuelle Konferenzen können das nur begrenzt ersetzen, auch wenn sie teilweise gut gemacht sind.
Wie viel Digitalisierung verträgt der Fondsvertrieb? Welche Bedeutung haben zwischenmenschliche Beziehungen im Vertrieb noch?
Pollitaras: Die Lockdowns haben die Nutzung digitaler Kommunikationsformen quer durch die Branche vorangetrieben. Manches, wie die verstärkte Nutzung von Webinaren oder Videokonferenzen, wird erhalten bleiben, zum Beispiel für kurzfristige Updates oder Besprechungen. Der direkte Kontakt zu den Kunden oder der informelle Austausch am Rande von Veranstaltungen ist aber durch nichts zu ersetzen. Wir werden eine Rückkehr zu diesen Treffen sehen, wenn die Umstände es erlauben. Also: digitale Formate erweitern das Portfolio, aber sie werden den menschlichen Kontakt langfristig nicht ersetzen.
Welche Meilensteine haben Sie sich beim Thema Nachhaltigkeit für 2021 gesetzt?
Pollitaras: Nachhaltigkeit ist für Comgest ein konstantes Thema und elementarer Teil unseres Investmentprozesses. In unseren Fonds Comgest Growth Emerging Markets Plus und Comgest Growth Europe Plus setzen wir einen erweiterten, verschärften Nachhaltigkeitsansatz um, der zum Beispiel die Investition in fossile Brennstoffe grundsätzlich ausschließt. Die Fonds sind jetzt erstmalig mit den FNG-Siegel und mit zwei von drei möglichen Sternen ausgezeichnet worden. Damit können auch Investoren, die solche expliziten Kriterien verfolgen, in die Comgest-Strategien investieren.
Wie weit wird Ihrer Meinung nach die Fondsindustrie bei der Konsolidierung im Jahr 2021 sein?
Pollitaras: Der Kostendruck wird weiter zunehmen und wird durch die ETFs und den Direktvertrieb über Robo Advisor weiter angeheizt. Damit wird es für Anbieter ohne einen klaren USP langfristig schwierig werden, ihre Preisvorstellungen durchzusetzen. Aktive Manager müssen zeigen, dass sie einen Mehrwert bieten, indem sie zum einen tatsächlich aktiv sind, d.h. deutlich von der Benchmark abweichen und bessere Ergebnisse liefern. Ob die Branche bei der Konsolidierung 2021 signifikante Fortschritte machen wird, ist schwer zu sagen. Neben den Zusammenschlüssen bei mittelgroßen Gesellschaften sehen wir auch immer wieder kleinere Anbieter, die neu an den Markt kommen. Es bleibt also abzuwarten.