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Aktualisiert am 20.02.2023 - 12:06 Uhrin KryptoLesedauer: 7 Minuten

Blockchain „Digitale Wertpapiere ermöglichen Mittelständlern ihr Wachstum bankenunabhängig zu finanzieren“

Digitale Wertpapiere könnten in Zukunft vor allem für Mittelstandsunternehmen relevant sein
Digitale Wertpapiere könnten in Zukunft vor allem für Mittelstandsunternehmen relevant sein | Foto: IMAGO Images / Westend61

Wenn über Krypto gesprochen wird, denken die meisten an digitale Währungen wie Bitcoin oder Ethereum. Doch die zugrundeliegende Blockchain-Technologie ist viel mehr, denn sie kann auch für digitale Vermögenswerte genutzt werden. Ein Thema mit langfristigem Potenzial, zeigt eine Studie der Boston Consulting Group aus dem September 2022. Darin prognostiziert die Unternehmensberatung bis zum Jahr 2030 ein Marktvolumen an tokenbasierten Wertpapieren von 16 Billionen US-Dollar. 

Wir sprachen über die Technologie und die Möglichkeiten, die sie für Mittelstands-Unternehmen bietet, mit Philip Filhol, Chief Technology Officer von Neofin. 

DAS INVESTMENT: Herr Filhol, digitale Wertpapiere sind dabei, bedeutende Bereiche der Finanzbranche tiefgreifend zu verändern. Können Sie diesen Begriff kurz erklären?

Philip Filhol: Digitale Wertpapiere unterscheiden sich von klassischen Wertpapieren grundsätzlich nur hinsichtlich der Verbriefungserfordernis. Der wesentliche Vorteil besteht darin, dass auf diverse Intermediäre verzichtet werden kann. Dies führt zu Effizienzsteigerungen und Kosteinsparungen in dem gesamten Lebenszyklus eines Wertpapieres. Sie sind übertragbar, ermöglichen kleinste Stückelungen und repräsentieren zum Beispiel schuldrechtliche oder aktienähnliche Ansprüche. Anstelle einer zentralverwahrten Globalurkunde wird ein Register auf der innovativen Blockchain-Technologie geführt.

Philip Filhol über digitale Vermögenswerte: "Die Emission von handelbaren Wertpapieren war bislang nur börsengelisteten Unternehmen vorenthalten."

Welche Anwendungsfälle gibt es für digitale Wertpapiere?

Filhol: Grundsätzlich lässt sich jede Art von Vermögenswerten in Form von digitalen Wertpapieren abbilden. Dies können zum Beispiel Kunst, Immobilien, Markenrechte und auch Aktien, Anleihen oder Investmentfonds sein, wobei die zuletzt genannten finanziellen Vermögenswerte wohl das größte Potential besitzen.

Hat die Finanzbranche dieses Potential bereits erkannt?

Filhol: Mit Einführung des Gesetzes über elektronische Wertpapiere (eWpG) wurde ein ausgesprochen fortschrittlicher Rechtsrahmen für die Emission digitaler Wertpapiere geschaffen. In Deutschland ist das erste digitale Wertpapier im Jahr 2019 emittiert worden. Seitdem steigt das Emissionsvolumen kontinuierlich an. Immer mehr Unternehmen, Fondsgesellschaften und Banken nutzen die Vorteile der digitalen Wertpapiere. In der jüngsten Studie der Boston Consulting Group zu diesem Thema wird davon ausgegangen, dass sich das Marktvolumen auch in 2023 verdoppeln wird. Das globale Marktpotential der digitalen Wertpapiere wird für 2026 mit 5,2 Billionen US-Dollar beziffert.

Ein großer Vorteil der digitalen Wertpapiere ist die Handelbarkeit. Wie wird dieser realisiert?

Filhol: Die Blockchain-Technologie automatisiert die Bedingungen der Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer. Dies ermöglicht einen schnellen und effizienten Handel. Es gibt eine Vielzahl an jungen sowie etablierten Unternehmen, die in den kommenden Monaten Börsen für digitale Wertpapiere betreiben werden. Ein Beispiel dafür ist Assetera, eine der ersten EU-regulierte Plattformen für digitale Wertpapiere.

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