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Aktualisiert am 20.02.2023 - 12:06 Uhrin KryptoLesedauer: 7 Minuten

Blockchain „Digitale Wertpapiere ermöglichen Mittelständlern ihr Wachstum bankenunabhängig zu finanzieren“

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Wie kann ein Anleger ein digitales Wertpapier erwerben? Ist zum Beispiel ein Wertpapierdepot erforderlich?

Filhol: Ein klassisches Wertpapierdepot ist nicht erforderlich. Stattdessen wird ein sogenanntes Wallet (digitale Geldbörse) benötigt. Die Erstellung und Verwahrung eines solchen Wallets kann von einem durch die BaFin regulierten Kryptoverwahrer erfolgen. Bei NF7, unserer Investmentplattform für digitale Wertpapiere, haben wir den Kryptoverwahrer Tangany integriert. In diesem Fall müssen die Anleger auch keine privaten Schlüssel oder ähnliche kryptografische Zeichenfolgen aufbewahren. Anleger benötigen also lediglich ein Smartphone und der Zugriff auf die digitalen Wertpapiere erfolgt über einen klassischen Login.

Warum sollten Unternehmen eine Emission von digitalen Wertpapieren durchführen? 

Filhol: Die Emission von handelbaren Wertpapieren war bislang nur börsengelisteten Unternehmen vorenthalten und mit hohen Kosten verbunden. Durch die Disintermediation, der Digitalisierung und dem damit einhergehendem Potential für Automatisierung, können Unternehmen sehr zeit- und kosteneffizient handelbare Wertpapiere emittieren. Quasi ein IPO auf der Blockchain. Damit ermöglichen digitale Wertpapiere insbesondere mittelständischen Unternehmen ihr Wachstum bedarfsgerecht und bankenunabhängig zu finanzieren. Außerdem ermöglichen sie den Zugang zu einem sehr breiten Kreis an potenziellen Anlegern, da sich potenziell jede Person mit einem Smartphone über digitale Wertpapiere an einem Unternehmen oder deren Finanzierung beteiligen kann. 

Warum sollten Anleger sich mit diesem Thema beschäftigen?

Filhol: Digitale Wertpapiere sind eine der bedeutendsten Innovationen, die die Finanzbranche in den letzten Jahren auf Basis der Blockchain-Technologie hervorgebracht hat. Bislang waren die Anleger, die in handelbare Aktien oder Anleihen investieren wollten, auf die börsengelisteten Unternehmen beschränkt. Diese bilden jedoch nur einen Bruchteil aller Unternehmen ab und unterliegen aufgrund ihrer zumeist internationalen Ausrichtung höheren globalen Risiken. Die Tokenisierung verringert die Eintrittsbarriere in den liquiden Kapitalmarkt, erweitert das Spektrum an Investitionsmöglichkeiten und schafft somit neue Möglichkeiten der Portfolio-Diversifikation.

Ein Beispiel bietet der ökologische Energieversorger Luana AG aus Hamburg, der an der Dekarbonisierung des deutschen Immobiliensektors arbeitet und sich entschlossen hat, die Unternehmensfinanzierung um den LAG 1-Token in Form einer Schuldverschreibung zu ergänzen. So können Anleger innerhalb weniger Minuten in die Bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien investieren.

Passt das zusammen - Nachhaltigkeit und Blockchain?

Filhol: Die Blockchain-Technologie hat immer noch mit vielen Missverständnissen zu kämpfen. Die neuesten technischen Fortschritte haben dazu geführt, dass innovative Blockchain-Protokolle wie zum Beispiel Ethereum kaum noch Energie verbrauchen. Der jährliche Stromverbrauch sämtlicher Transaktionen, die auf dem neuen Ethereum-Protokoll abgewickelt werden, wird auf gerade mal 0,0026 TWh (Terawattstunde, Anmerkung der Redaktion) geschätzt. Der jährliche Energieverbrauch von Paypal ist im Vergleich dazu mit 0,26 TWh hundertmal so hoch.

Über den Interviewten:

Philip Filhol ist Chief Technology Officer bei Neofin Hamburg.

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