Merger-Experte Kai Lucks
Digitale Ökonomie
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Deutschland ist bei der Digitalisierung ins Hintertreffen geraten, ist Kai Lucks überzeugt. Hier erklärt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, welche Maßnahmen Politik und Gesellschaft hierzulande ergreifen müssen, um wieder mit China und den USA mitzuhalten.
Die Komplexität des Sachverhalts, der Handlungsdruck und die Tragweite der Beschlüsse machen die Entscheidungen nicht leicht. Hinzu kommt die Vielfalt der Themen, die Kakophonie der Stimmen aus allen Seiten. Unser föderales System erfordert hohen Abstimmungsbedarf und bietet scheinbar nur geringe Entscheidungsspielräume. Der EU-Verbund limitiert zudem die Möglichkeiten weitreichender Beschlüsse.
Da drängt sich für manchen der Eindruck auf, dass unser demokratisches System dem chinesischen, insbesondere der dort praktizierten „Digitaldiktatur“ nicht gewachsen ist und auch nicht dem Amerikanischen mit ihrem „Digitalkartell“, also den sogenannten „Big Five“ Amazon, Apple, Microsoft, Alphabet-Google...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Die Komplexität des Sachverhalts, der Handlungsdruck und die Tragweite der Beschlüsse machen die Entscheidungen nicht leicht. Hinzu kommt die Vielfalt der Themen, die Kakophonie der Stimmen aus allen Seiten. Unser föderales System erfordert hohen Abstimmungsbedarf und bietet scheinbar nur geringe Entscheidungsspielräume. Der EU-Verbund limitiert zudem die Möglichkeiten weitreichender Beschlüsse.
Da drängt sich für manchen der Eindruck auf, dass unser demokratisches System dem chinesischen, insbesondere der dort praktizierten „Digitaldiktatur“ nicht gewachsen ist und auch nicht dem Amerikanischen mit ihrem „Digitalkartell“, also den sogenannten „Big Five“ Amazon, Apple, Microsoft, Alphabet-Google und Facebook. Kann unsere freiheitliche Grundordnung diesen Giganten überhaupt Paroli bieten?
Ist unser Ökosystem nicht bereits unterlaufen, durch Auswüchse und Übergriffe der digitalen Transformation aus den USA und China auf Deutschland bereits aus dem Gleichgewicht? Ich glaube nicht. Wir halten uns (noch) ganz tapfer, können beim Innovationswettlauf noch gut mithalten – dank unserer breiten Forschungslandschaft. Unsere Schwächen zeigen sich vor allem bei der Umformung der Erfindungen in cash-bringende Produkte.
Deutschland wird noch weiter zurückfallen
Wir werden die Lücken, die durch die zu erwartende Welle an Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten infolge der Pandemie entstehen, kaum durch innovative Geschäftsmodelle und Produkte ausgleichen können, weil wir davon zu wenige haben. An eine erfolgreiche Aufholjagd gegenüber den USA und China ist angesichts des großen Rückstandes, der sich in Jahrzehnten des Stillstandes aufgebaut hat, kaum zu denken.
Im Vergleich zu den USA und China sind unsere Programme finanziell schwach ausgestattet. Es fehlen Europa-übergreifende Konzepte. Wenn wir glauben, dass wir mit einem hundertstel an Investitionen für die KI-Entwicklung, die wir im Vergleich zu China allokiert haben, zum Ziel kommen, dann müssten wir überzeugt sein, dass wir jeden Euro viel „smarter“ ausgeben als China und die USA. Weit gefehlt.
Wir steuern im Nebel, weil wir unsere Ziele nicht kennen, denn belastbare Zielableitungen und Steuerungsgrößen sind uns weder bekannt noch werden diese entwickelt. Keine der Parteien hat dies im Programm für die kommende Bundestagswahl. Wir kommen an einer grausamen Wahrheit nicht vorbei: Es sieht so aus, dass Deutschland noch weiter zurückfällt, wenn wir das Ruder nicht gewaltig herumreißen. Unsere Politik wird es nicht richten. Sie ist zu schwach um das „Ökosystem Deutschland“ zu neuer Blüte zu führen.
Die notwendige Kraft kann nur aus einer neuen gesellschaftlichen Mitte kommen, die sich im Schulterschluss aus den Kräften der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Verwaltung und der Politik herausbildet. Dafür bietet sich kein disruptiver Wechsel an, sondern vielmehr, wie bereits angeführt, ein mühevoller Prozess.
Dafür ist ein kultureller Wandel erforderlich, der alle gesellschaftlichen Kräfte umfasst. Die digitale Transformation ist nämlich viel stärker durch eine Veränderung von Überzeugungen und Verhaltensweisen geprägt als von Technologien. Technik und Innovationen sind nur die Samen. Diese können nur aufgehen und zu vitalen Pflanzen wachsen, wenn wir sie laufend pflegen.
Ein gesundes und stabiles, dem ständigen Wandel trotzendes Ökosystem besteht aus allem: große Bäume und ebenso mittlere und kleine Pflanzen, die jede ökologische Nische ausfüllen. Dafür haben wir eigentlich gute Voraussetzungen, nämlich einen enorm großen und vielseitigen Mittelstand und Konzerne mit guten Perspektiven, um nicht nur die Pandemie durchzustehen, sondern auch das Gemeinwesen ständig zum Wohl aller aufzufrischen.
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