LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 6 Minuten

Digitalisierung in der Vermögensverwaltung „Automatisierte Prozesse können sinnvoll unterstützen“

der fonds: Herr Haas, sind sich Vermögensverwalter bewusst, welche Brüche und Verwerfungen die Digitalisierung in den kommenden Jahren bewirken wird?

Philipp Haas: Die gesamte Branche erfährt durch die Digitalisierung eine grundlegende, aber durchaus positive Veränderung. Vermögensverwaltungen können davon maßgeblich profitieren.

Entscheidend dafür ist, die zunehmende Verfügbarkeit von Daten zu nutzen und Kunden einen digitalen Mehrwert zu bieten. So haben wir mit Solidvest, der ersten einzeltitelbasierten Online-Vermögensverwaltung in Deutschland, unsere Vermögensverwaltung bereits erfolgreich in die digitale Welt übertragen.

Weshalb sollten sich Vermögensverwalter mit Robotic Process Automation (RPA) näher befassen?

Haas: Robotic Process Automation, also robotergesteuerte Prozessautomatisierung, kommt auch in der Vermögensverwaltung zunehmend zum Einsatz – wenn auch in unterschiedlicher Form. Um künftig breit aufgestellt zu sein, sollte sich jede Vermögensverwaltung mit RPA befassen und prüfen, inwieweit automatisierte Prozesse sie bei ihrer Arbeit sinnvoll unterstützen können. Nahezu täglich schießen neue Unternehmen aus dem Boden, die Finanzdienstleistungen in digitaler Form erbringen.

Viele dieser so genannten FinTechs bieten ihre Leistungen vollständig auf Big Data basierend an. Wir dagegen setzen auf eine Kombination aus der steigenden Datenverfügbarkeit und der Erfahrung und Kompetenz unseres Teams. Bedeutet konkret: Finale Anlageentscheidungen treffen wir selbst und überlassen das nicht dem Algorithmus eines Robo Advisors.

Auf die Vorteile von Big Data wollen wir dabei jedoch nicht verzichten. Bei der Auswahl der Wertpapiere greifen wir auf die FMM-Methode zurück, die für fundamental, monetär und markttechnisch steht. Dabei handelt es sich um ein dreidimensionales Analyseverfahren, welches die wichtigsten Faktoren und Geschehnisse an den Börsen und Märkten abdeckt. Im Laufe der Jahre wurde die FMM-Methode stetig weiterentwickelt. FMM 2.0 ist seit 2014 vollständig digitalisiert. In unserer Datenbank sind tausende von wirtschafts- und börsenrelevanten Indikatoren enthalten, die täglich aktualisiert und ausgewertet werden.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Welche Chancen bieten sich dem Asset Management durch Digitalisierung und Automatisierung?

Haas: Als aktiver Asset Manager setzt die DJE Kapital AG in ihrer Anlage- und Research-Strategie auf die Kombination von Mensch und Maschine. Dies spiegelt sich sowohl in der strategischen Ausrichtung als auch in der gesamten Angebotspalette wider. Damit unterstreichen wir unsere Ansicht, dass sich durch Digitalisierung und Automatisierung große Chancen ergeben. Die digitale Datenverarbeitung leistet eine wertvolle Vorarbeit und unterstützt uns bei allen Anlageentscheidungen. Wir nutzen also die Vorteile, die Digitalisierung bietet, jedoch wird der Mensch unersetzlich bleiben.

Gibt es bei Tech-Aktien weiterhin Chancen oder sehen Sie eine Überhitzung des Marktes?

Haas: Ob es eine Überhitzung gab oder gibt, weiß man meistens erst im Nachhinein, da Märkte auch auf Prognosen und Erwartungen reagieren. Wir sind der Meinung, dass auch professionelle Anleger mehr Zeit darauf verwenden sollten, sich über das langfristige Potential und die Bewertung von Unternehmen Gedanken zu machen, als über kurzfristige Stimmungen und Überhitzungen.

Aber wie sehen die Chancen aus?

Haas: Generell sind die Aussichten der großen digitalen Plattformen weiterhin gut, zumal die Bewertungen anhand gängiger Maßstäbe, wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis im Vergleich zum Markt, meist noch recht moderat sind. Auch darf man nicht unterschätzen, dass globale Internetfirmen fast alle Menschen kostengünstig erreichen können. Dadurch ist es auch leichter, neue Produkte und Services erfolgreich am Markt zu platzieren. Dies wird oft in Studien von Analysten unterschätzt.

Kurzfristig sind Tech-Aktien natürlich schwankungsanfällig, da sie auch viel von Hedge-Fonds gehandelt werden, die dann schnell verkaufen und oft weniger eine langfristige fundamentale Perspektive haben. Gerade schnelle Abverkäufe von Algorithmen machen diese Werte nicht einfach, da sich Kurse auch ohne große Neuigkeiten stark verändern können.

Tipps der Redaktion