Digitalisierung in der Vermögensverwaltung „Automatisierte Prozesse können sinnvoll unterstützen“
Auf welche Zukunftsthemen sollten Investoren bei Tech-Aktien setzen?
Haas: Wichtig bei Tech-Aktien ist, dass der Erfolg des Unternehmens nicht nur auf einer guten Technologie basiert, sondern man auch über ein gutes Geschäftsmodell, gute Unternehmenskultur sowie eine starke Marke verfügt. Idealerweise gibt es auch sogenannte Netzwerkeffekte, d.h. je mehr verschiedene Parteien eine Plattform nutzen, desto wichtiger wird die Plattform, was dann starke Eintrittsbarrieren für Wettbewerber schafft.
Positiv ist es meines Erachtens auch, wenn das Tech-Unternehmen noch vom Gründer mit einer klaren Vision geführt wird. Das wirkt sich meist sehr positiv auf die Unternehmenskultur aus und es gibt weniger potentielle Konflikte zwischen Eigentümern und Managern, da letztere meist dann selbst noch Eigentümer sind und mehr im Sinne des Unternehmens denken und handeln.
Allgemein ist das Thema Internet und Software immer noch attraktiv. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Cleantech und die damit verbundene Erneuerung unseres Energie- und Transportsystems viele Chancen bietet, da Solarkraftwerke und Elektroautos immer weniger auf Subventionen angewiesen sind. Hier ist auch der adressierbare Markt sehr groß, denn man darf auch nicht vergessen, dass viele technische Innovationen sich zwar spannend anhören, der Markt für diese Produkte aber auf Jahre hinaus wohl noch sehr klein bleiben wird.
Wie könnte die traditionelle Branche der Vermögensverwalter in einigen Jahren aussehen? Haben kleine Häuser die gleichen Chancen wie die großen oder sind sie sogar agiler?
Haas: Wir haben unser Geschäft strategisch an die Bedürfnisse einer zunehmend digitaler agierenden Kundschaft angepasst und orientieren unseren Innovationsanspruch immer wieder neu daran. In vielen Lebensbereichen hat sich das Konsumentenverhalten durch die Digitalisierung verändert. Stetige Weiterentwicklung ist daher die Voraussetzung für eine erfolgreiche und profitable Zukunft als Vermögensverwalter – egal ob klein oder groß.
Bereits bevor Sie zu DJE wechselten, bewerteten Sie Aktien verschiedener Branchen nach einer selbst entwickelten qualitativen Fundamentalanalyse. Was ist der Kern des Ganzen? Lässt sich das kurz beschreiben?
Haas: Richtig. Diesen Ansatz verfolge ich bei DJE weiterhin, weil es dem Grundsatz der Herangehensweise des DJE-Researchteams entspricht. Kurz gesagt geht es darum, möglichst gute Unternehmen zu möglichst günstigen Preisen zu finden.
Jede Aktie wird anhand von Unternehmensfaktoren, Marktfaktoren, Softfaktoren und Finanzfaktoren jeweils von 1-10 bewertet und daraus ein Durchschnitt der 12 Einzelfaktoren gebildet. Je höher dieser Durchschnitt ist, desto besser ist die Qualität des Unternehmens. Aus diesem Qualitäts-Score leite ich dann ein faires Kurs-Gewinn-Verhältnis ab. Wenn das aktuelle KGV am Markt unter dem fairen KGV liegt, wäre die Aktie nach dieser Methode einen Kauf wert.
Durch diese Methode wird vermieden, zu stark auf die Bewertungskennzahlen zu schauen und diese darüber hinaus zu wenig mit der Qualität der jeweiligen Unternehmen in Einklang zu setzen.
Selbst Warren Buffett brauchte einige Jahre für den Satz: „It's far better to buy a wonderful company at a fair price than a fair company at a wonderful price.” Ein Weltklasseunternehmen, das ich zu einem 20er KGV kaufe, kann daher deutlich attraktiver sein als ein Unternehmen mit einem 10er KGV und enormen strukturellen Herausforderungen.