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Digitalisierung in der Versicherungsbranche „Vereine auf Gegenseitigkeit haben Kooperation in den Genen“

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Wenn man das aus der Verbraucherperspektive betrachtet, gewinnt man den Eindruck, die Versicherungsunternehmen würden sich zunehmend von Produkten auf Serviceleistungen verlagern. Höchstwahrscheinlich erfordern diese Serviceleistungen vor allem Ökosysteme. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen? 

Ja, und ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Univé ist sehr stark in der Gebäudeversicherung. Das war schon immer so, weil das im Wesentlichen unsere Ursprünge sind. Anstatt uns aber auf den reinen Versicherungsaspekt zu beschränken, zielen wir inzwischen verstärkt auf Leistungen im Bereich häusliche Sicherheit ab. Schließlich senken wir auch das Versicherungsrisiko und können die Versicherungsprämien auf einem vertretbaren Niveau halten, wenn wir dazu beitragen, Schäden zu vermeiden oder zumindest die Schadensfolgen auf ein Minimum zu begrenzen. Vor allem aber ersparen wir unseren Kunden viel Ärger und bewahren sie vor potenziell traumatischen Erfahrungen. Daher wollen wir zum Beispiel Leistungen auf den Gebieten Einbruchsprävention, Wasserschäden oder Elekroschäden anbieten. Wir möchten, dass unsere Kunden sich zuhause sicher fühlen, sie aber auch mit anderen Nachbarn in Kontakt bringen.

Indem wir aus unseren Kunden und deren Nachbarn eine Community bilden, einschließlich der Mitglieder von Univé, erzeugen wir im Wesentlichen ein erhöhtes Sicherheitsgefühl, in dem Versicherungen nur ein Teil des Ganzen sind. Dafür müssen wir mit zahlreichen Partnern kooperieren: mit der Nachbarschaft, unseren Mitgliedern, Installationsfirmen, Handwerkern, Anbietern von Sensoren und Alarmsystemen und so weiter. Hier haben wir die Möglichkeit, bei der Errichtung und Beeinflussung eines Ökosystems eine Rolle zu spielen. Das könnten wir alleine nie leisten. 

Wenn man über Ökosysteme liest, ist meistens von den offensichtlichsten Plattformen die Rede, und zwar den Lebensbereichen Mobilität, Wohnen und Zuhause und Arbeit. Nach unserer Auffassung zielt das auf die unterschiedlichen Phasen im Verlauf des Tages ab. Welche Plattformen oder Ökosysteme werden Ihrer Meinung nach im kommenden Jahrzehnt zu den Gewinnern gehören beziehungsweise die größte Bedeutung erlangen?

Ihre Frage bringt mich richtig ins Grübeln. Wir träumen davon, als Versicherungsunternehmen zu „gewinnen“, aber vielleicht gewinnen wir gar nicht. Denken Sie an den Aufstieg der großen Technologiekonzerne, die ganz offensichtlich ein gutes Konzept verfolgen und erfolgreich sind, aber inzwischen einige Probleme haben. Aus der Verbraucherperspektive sind Relevanz und Vertrauenswürdigkeit ebenfalls bedeutende Aspekte. Die Frage, wer ihre Daten verwendet und verwaltet, ist ihnen zunehmend wichtig.

Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen, natürlich ist mein Traum für Univé, dass wir die Gans sein werden, die die goldenen Eier legt, aber es gibt zahlreiche weitere Akteure auf diesem Gebiet – vor allem große Technologiekonzerne wie Google und Amazon, die im Bereich Wohnen und Zuhause unterwegs sind und sich in kurzer Zeit eine Position erarbeiten. Auf demselben Gebiet tummeln sich aber auch Baufirmen und Versorgungsunternehmen – oder Automobilhersteller im Bereich Mobilität. 

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