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Digitalisierung in der Versicherungsbranche „Vereine auf Gegenseitigkeit haben Kooperation in den Genen“

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Könnten Sie ein Beispiel nennen?

Gewiss. Univé führt derzeit das Pilotprojekt einer Energiekooperative durch. Univé wurde Ende 18. Jahrhunderts von einer kleinen Gruppe Bauern gegründet. Heute haben wir 15.000 Landwirte in unserem Portfolio. Viele von ihnen haben immer noch ein Asbestproblem in ihren Ställen, Scheunen oder ihren Dächern. Die niederländischen Gesetze schreiben vor, dass alles Asbest bis 2025 entfernt werden muss. Wie wir des Öfteren erleben, dauert es eine Weile, bis solche Prozesse in Gang kommen. Da wir viele dieser Scheunen und Ställe versichert haben, machen wir uns natürlich auch große Gedanken über dieses Thema.

Daher hat sich Univé mit einigen der Landwirte zusammengetan, um Konzepte zu entwickeln, wie wird das „gemeinsam lösen“ können. Das Ergebnis ist, dass Univé nun mit einer Initiative beginnt, in deren Rahmen das Asbest aus den Dächern entfernt wird und stattdessen Solarpanele angebracht werden. Mit einem Investitionsplan, der in Kooperation mit vielfältigen Partnern entwickelt wurde, legen wir nun ein solides Fundament, damit diese Landwirte Solarenergie erzeugen können, die nicht nur ihren eigenen Energiebedarf deckt, sondern genügend Energie für andere bei Univé versicherte Haushalte in der Gegend liefert.

Sie können sich vorstellen, dass das lokale Element in der Energieerzeugung sowohl von den Anbietern als auch den Nutzern sehr geschätzt wird. Auf diese Weise etablieren wir eine Energiegemeinde oder -kooperative für Angebot und Nachfrage und lösen gleichzeitig das große Asbestproblem. Natürlich arbeiten wir dabei mit entsprechenden Solaranbietern zusammen. Allerdings sind wir diejenigen, die die Fäden in der Hand halten und alle Beteiligten steuern und organisieren, die gerne ein Stück von dem gesamten Kuchen haben möchten.

Hallo, Herr Kaiser!

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Niemand ist aber darauf aus, sich den ganzen Kuchen zu reservieren. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Oft gibt es jemanden, der alles machen und kontrollieren will, aber dann ist es auch schwieriger, die nötige Zugkraft zu entwickeln und eine gute, verlässliche Kooperation zu erzielen. Bei unserem Beispiel wird klar, dass jeder sich dort beteiligt, wo es seinen eigenen Interessen entspricht. Und soweit ich das beurteilen kann, werden wir in einigen Jahren wahrscheinlich rund 15.000 Landwirten bei der Lösung ihres Asbestproblems und dem Übergang zu erneuerbaren Energien und wer weiß, was noch, geholfen haben. 

Interessant ist, dass Sie bei der Schilderung Ihres Konzepts nicht ein einziges Mal das Wort Versicherung erwähnt haben. 

Ganz richtig! Das macht sehr gut deutlich, in welche Richtung wir zielen. Wir haben 1,5 Millionen Mitglieder, auf die wir stolz sind, und die zum größten Teil auch stolz auf uns sind. Wir wollen für sie relevant sein und bleiben, und das auch auf neuen Gebieten. Das Beispiel der alternativen Energiegewinnung ist eindeutig ein neues Gebiet. Selbstverständlich ist es auch eine potenzielle neue Einkommensquelle für uns, weil sich mit diesen neuen Konzepten und Geschäftsmodellen neue Gewinnspannen erzielen lassen. Auch aus regulatorischer Perspektive ist das Thema wichtig, weil diese Modelle nicht den gleichen Eigenkapitalanforderungen unterliegen. Hier locken im Vergleich zu den traditionellen Versicherungsbeiträgen also attraktive Margen. 

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