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Aktualisiert am 14.09.2016 - 11:38 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 4 Minuten

Digitalisierung So müssen Versicherer auf Innovationen der Start-ups reagieren

Stephan A. Paxmann ist Vorstand der TME AG.
Stephan A. Paxmann ist Vorstand der TME AG.

Versicherungs-Unternehmen würden in der Regel heute genauso arbeiten wie seit mehreren Jahrzehnten, sagt Stephan Paxmann vom Frankfurter TME Institut. Sie seien bisher nicht dazu gezwungen gewesen, Neuerungen voranzutreiben, weil der Eintritt in den Markt sehr schwierig gewesen sei.

Zum einen waren die regulatorischen Anforderungen in dieser Branche streng, zum anderen brauchte man vergleichsweise viel Kapital und eine fundierte Datenbasis für die Berechnung der Versicherungsprämien. Die Datenbasis ist immer noch nötig, heute aber durch Big Data leichter zu erwerben und zu nutzen.

Zudem senken Smartphone, das Internet of Things und Technologien wie Wearables die Barrieren für Newcomer. Und diese finden Angriffspunkte in der klassischen Wertschöpfungskette, über die sie auch mit wenig Kapitaleinsatz attraktive Lösungen anbieten können.

Kunde bestimmt, was attraktiv ist

Was in Sachen Versicherungen attraktiv ist, bestimme selbstverständlich der Kunde, betont Stefan Roßbach vom TME Institut. Einfach, schnell, transparent und mobil nutzbar müssten die Angebote sein, wenn man den Kunden dort abholen wolle, wo er sich befinde.

Auch spielen Communities eine immer größere Rolle, was auch für die „Sharing Economy“ gilt. Viele Menschen suchen Vergleichs- und Bewertungsportale, wollen sozusagen von der Schwarm-Intelligenz profitieren. Außerdem will man Dinge nicht mehr unbedingt dauerhaft „besitzen“, sondern lediglich flexibel für den Zeitraum, in dem sie nötig sind.

All das stellt Versicherer vor große Herausforderungen, die aktuell vor allem Start-ups bestehen. Die Hälfte der so genannten Insurtechs wurde nach 2012 gegründet. Venture-Capital-Gesellschaften investierten 2015 in sie rund 2,7 Milliarden US-Dollar– mehr als das 3,5-fache im Vergleich zu 2014. Allerdings floss bisher nur 1 Prozent davon nach Deutschland.

Von Produkten bis Schadensregulierung


Auf der Produktseite agieren InsurTechs wie die Situative GmbH, die mit dem Angebot „Appsichern“ einen zeitlich befristeten Versicherungsschutz für ganz bestimmte Situationen wie eine Carsharing-Fahrt anbietet. Das Start-up Friendsurance erlaubt mehreren Kunden, sich als Gruppe zu versichern. Bleiben alle ohne Schaden, wird Geld zurückgezahlt.

Im Bereich der Krankenversicherung sticht unter anderem das Unternehmen Oscar hervor, bei dem das Kundenerlebnis Priorität hat: Die Onlineplattform ermöglicht einen minutenschnellen Beitritt zu einer Versicherung, die Suche nach einem Arzt per Google Maps und kostenlose Telefonate mit Ärzten aus dem Netzwerk.

Andere Start-ups setzen beim Marketing beziehungsweise Sales an. Sie bieten Vergleichsplattformen an, mit denen sie keine strikten Regularien einhalten müssen. Denselben Vorteil genießen Insurtechs, die sich die Vertragsverwaltung vornehmen. Beim Unternehmen Knip etwa lassen sich die eigenen Versicherungen übersichtlich und komplett digital in einer App verwalten und auf Wunsch werden die Tarife optimiert.

Seite 2: „Disruption“ durch Big Data und Internet of Things

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