DIN SPEC 77223 Die 3 Schritte zur Analyse der Risikotragfähigkeit
5 Portfolios für die Risikobereitschaft
Ein herausragendes Merkmal der DIN SPEC 77223 liegt in der Ermittlung der subjektiven Risikobereitschaft des Anlegers. Dazu zählt die Ermittlung eines Risikoindexes aus der Ist-Bilanz. Die Ist-Bilanz umfasst sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten des Anlegers. Bei der Ermittlung werden die einzelnen Vermögenswerte mit einem Prozentanteil von „tendenziell sicheren Anlagen“ und einem Prozentanteil von „tendenziell riskanten Anlagen“ versehen.
Der Risikoindex (Prozentzahl) spiegelt sich in der Summe der tendenziell riskanten Anlageteile wider. Ein Risikoindex von beispielsweise 67 Prozent besagt, dass zirka zwei Drittel des Gesamtvermögens in tendenziell riskanten Anlagen investiert sind und lediglich ein Drittel in tendenziell sicheren Anlagen. Vor der Berechnung des Risikoindexes stuft der Anleger seine persönliche Risikobereitschaft – in Bezug auf das Gesamtvermögen – anhand von fünf Risikoportfolios ein:
Hat der Privatanleger, um in unserem soeben genannten Beispiel zu bleiben, bei der Ermittlung seiner subjektiven Risikobereitschaft das Risikoportfolio 3 (maximal 50 Prozent tendenziell riskante Anlagen) ausgewählt, besteht voraussichtlich Handlungsbedarf. Ein entsprechendes Rebalancing zur Reduktion des Risikos könnte eine geeignete Maßnahme sein. Auch bei der Festlegung von neuen Sparzielen, zum Beispiel die Ausbildung der Kinder oder der weitere Ausbau der Altersvorsorge, nimmt die Risikoklassifizierung gemäß DIN SPEC 77223 einen wichtigen Platz ein.
Dabei wird die Anlagestrategie – in Abhängigkeit von der Risikobereitschaft des Anlegers – für jedes Ziel individuell festgelegt. Eine einmalige Risikoklassifizierung für alle Sparziele nach einem „Gießkannenprinzip“ sieht der DIN-Standard nicht vor. Für die Einschätzung der Risikobereitschaft wird ein sogenanntes Risiko-Tool verwendet, das anhand von ausgewählten Indizes in Abhängigkeit von Laufzeit und Risikoklasse sowie der Entwicklung von Renditen die Risikoklassifizierung übernimmt:
Alle Ergebnisse des Analyseprozesses werden mittels eines standardisierten Risikoanalysebogens (WpHG-Bogen) dokumentiert. Zu den Inhalten zählen insbesondere die Kenntnisse und Erfahrungen des Anlegers, die finanzielle Risikotragfähigkeit (abgeleitet aus Liquiditätsrechnung und Vermögensbilanz) sowie die Risiko-klassifizierung des Anlegers. Die sich an die Vermögens- und Risikoanalyse anschließende Beratung respektive Produktauswahl ist kein Bestandteil der DIN SPEC 77223. Natürlich kann dieser Teil in die DIN-SPEC-Dokumentation eingebunden werden.