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in FinanzberatungLesedauer: 6 Minuten

Diskussion: Geschlossene Fonds, quo vadis?

von links: Volkmar Kübler, Geschäftsführer des DIK Deutsches <br> Institut für Kapitalanlagen; Lars Tegtmeier, <br> Geschäftsführer der TKL.Fonds GmbH; Jürgen Raeke, <br> Geschäftsführer von Berenberg Private Capital; <br> und Jens-Peter Gieschen, Fachanwalt für Banken- und <br> Kapitalmarktrecht und Gründungspartner der <br> Anwaltskanzlei KWAG.
von links: Volkmar Kübler, Geschäftsführer des DIK Deutsches
Institut für Kapitalanlagen; Lars Tegtmeier,
Geschäftsführer der TKL.Fonds GmbH; Jürgen Raeke,
Geschäftsführer von Berenberg Private Capital;
und Jens-Peter Gieschen, Fachanwalt für Banken- und
Kapitalmarktrecht und Gründungspartner der
Anwaltskanzlei KWAG.
Die Hamburger Finanzmarketingagentur Stockwaves lädt einmal jährlich Berater zu dem Event in die Hansestadt ein. Die wichtigsten Aussagen in der abschließenden von DAS INVESTMENT geleiteten Expertenrunde im Überblick.

Auf dem Podium saßen:

Jürgen Raeke, Geschäftsführer von Berenberg Private Capital;
Jens-Peter Gieschen, Fachanwalt für Banken- und Kapitalmarktrecht, und Gründungspartner der Anwaltskanzlei KWAG;
Lars Tegtmeier, Geschäftsführer der TKL.Fonds GmbH;
Volkmar Kübler, Geschäftsführer des DIK Deutsches Institut für Kapitalanlagen:

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: Wie hoch ist derzeit der Anteil von geschlossenen Fonds bei Ihrer Asset Allocation?

Raeke: Derzeit sind im Schnitt etwa 15 bis 20 Prozent geschlossene Fonds in den von uns betreuten Portfolios vertreten. Unser Mantra ist Diversifizierung, die dahinterliegende Rechtsform ist sekundär, sei es ein KG-Fonds oder eine andere Beteiligungsform. Am Ende des Tages kommt es darauf an, welches Asset konkret dahintersteht.

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: Wie hat sich der Transparenzstandard in der Branche verändert?

Kübler: Anders als früher gibt es jetzt neue Möglichkeiten für rechtliche Konstruktionen. Der Schwerpunkt liegt aber immer noch auf der Höhe der Weichkosten, bei denen die Ansichten auseinandergehen. Ich verstehe unter Transparenz, dass man Standards definiert, um eine einheitliche Betrachtung und eine Vergleichbarkeit der Produkte zu ermöglichen, nicht zuletzt auch im Bereich der Anschlussfinanzierung.

Gieschen: In unserer Kanzlei gehen mindestens 80 Prozent aller Fälle auf die typischen pathologischen Probleme der Branche zurück, also Produkte, die schiefgelaufen sind. Manche lernen einfach nicht aus Fehlern. Eine Anekdote: Kürzlich stand ich im Businessblock vom Bundesligaclub St. Pauli und habe ein Gespräch mit angehört, wie sich einige Herren über die Transparenz-Diskussion beschwerten. Sie ärgerten sich, dass immer mehr Anleger die Weichkosten ihrer geschlossenen Immobilienfonds wissen wollten. Der Vertrieb wolle seine Marge nicht senken, also müsse man die Weichkosten irgendwo anders verstecken. Ich schließe daraus zwei Dinge: St. Pauli hat ein Fanproblem und manche in der Branche haben es immer noch nicht kapiert, dass Transparenz das höchste Gut für den Anleger darstellt.

Raeke: Ich finde es sehr positiv, dass die Regulierung etwa durch die AIFM-Richtlinie die Markteintrittsbarrieren höher setzt. Dadurch werden sicherlich einige Marktteilnehmer herausfallen. Der Ruf der Branche wird in der Regel nicht von den großen, kapitalstarken und erfahrenen Initiatoren in Mitleidenschaft gezogen, sondern eher von kleineren Marktteilnehmern. Insofern ist es zu begrüßen, dass mehr Risikomanagement eingeführt werden wird.

Tegtmeier: Wir glauben, dass sich durch die anstehende Regulierung über die AIFM-Richtlinie auch die Kommunikation mit dem Anleger verbessert, auch im Nachsorgebereich. Man muss dann schließlich auch ein Liquiditäts- und Risikomanagement über die Laufzeit eines Assets erstellen. Künftig werden diese Größen auch über Stresstests geleistet, eine multidimensionale Simulation für die Risikobetrachtung ist bei geschlossenen Fonds sehr sinnvoll.

Kübler: Für Neueinsteiger sind Eintrittsbarrieren ein Vorteil, weil dann Waffengleichheit in der Branche herrscht. Ich bin allerdings keineswegs der Ansicht, dass Größe ein Qualitätsmerkmal eines Initiators darstellt: Es gibt auch viele kleine Häuser, die außerordentlich gut konzipieren.

DAS INVESTMENT.com: Was meinen Sie, wie viele der Emissionshäuser die Regulierungswelle nicht überleben werden?

Tegtmeier: Wer behauptet, dass durch die Regulierung die Hälfte der momentan auf dem Markt befindlichen Initiatoren verschwinden wird, schaut in die Glaskugel. Ich mag da keine klare Prognose für die Marktbereinigung treffen. Das hängt schließlich von vielen Faktoren ab, neben den Kosten für die Umsetzung der Regulierung auch von den Altlasten, die ein Initiator aufweist, wie voll die Produktpipeline ist und natürlich von den jeweiligen Platzierungszahlen.
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