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in GeldpolitikLesedauer: 9 Minuten

Disruption, Innovation, Digitalisierung Kurvenreich in die Zukunft

Kennedy Space Center in Florida
Kennedy Space Center in Florida: Astronauten mit einem Tesla auf dem Weg zum Start. Schließlich macht E-Auto-Pionier Elon Musk mit Space X den Flug ins All möglich. | Foto: Imago Images / Zuma Wire
Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Gut gebrüllt, Löwe. Frank Thelen ist angetreten, um das Kapital seiner Fondsanleger binnen vier bis acht Jahren zu verdreifachen. Mit Bescheidenheit kommt man nicht weit. Das ist auch so in der Fernsehsendung, mit der Thelen bekannt geworden ist. In „Die Höhle der Löwen“ buhlen Jungunternehmer um die Gunst von Wagnisinvestoren, die Geschäftsideen finanzieren sollen. Bis 2020 war Thelen einer der Löwen. Seit 2021 ist er Fondsmanager.

10xDNA – Disruptive Technologies heißt sein Fonds. Anleger sollen damit ihr Geld in Unternehmen mit aussichtsreichen Technologien und überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial stecken können. Bevor es daran geht, das bei Auflegung im September eingesetzte Kapital zu verdreifachen, müssen Thelen und sein Team indes erst einmal die Verluste aufholen, die der Fonds in den ersten Monaten des Bestehens eingefahren hat: Bis Ende Februar ging es rund 25 Prozent nach unten.

Disruptive Technologien, digitaler Wandel, weltweite Innovationsführer – die meist natürlich englischen und hier nur übersetzten Schlagworte gleichen sich, wenn die Verantwortlichen ihre Anlagestrategien beschreiben. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Fonds, die darauf setzen, heute die Aktien der Digitalisierungs- und Technologiegewinner von morgen zu kaufen. Dabei ist den Produkten gemeinsam, dass die Anbieter sie nicht als Sektorinvestment verstanden wissen wollen. Lieber sprechen sie von Themenfonds, die über verschiedene Branchen hinweg einem Growth-Ansatz folgen, also auf wachstumsstarke Unternehmen setzen. Einige der Fonds, die seit mehreren Jahren am Markt sind, erzielten mit dieser Investmentphilosophie insgesamt hohe Renditen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Allerdings variieren die Ergebnisse teils stark von Jahr zu Jahr. Bestes Beispiel dafür ist der Echiquier World Next Leaders der Pariser Fondsboutique La Financière de l’Echiquier (LFDE), den Rolando Grandi lenkt. 2020 war sein Fonds einer der besten hierzulande vertriebenen weltweit anlegenden Aktienfonds mit einem Plus von fast 92 Prozent. 2021 verlor er dagegen mehr als 17 Prozent und war damit einer der schlechtesten in seiner Kategorie. Das liegt an den vielen Corona-Gewinnern im Portfolio, beispielsweise Unternehmen aus Telemedizin oder Online-Handel. Deren Aktienkurse stiegen zu Beginn der Pandemie massiv, gaben dann aber auch wieder deutlich nach.

Grandi meidet in der Regel die ganz großen Konzerne und kauft stattdessen die Aktien von mittelgroßen Unternehmen. In anderen Fonds, die auf Zukunftsthemen oder Megatrends setzen, finden sich bei den Top-10-Positionen hingegen oft auch die Namen Apple, Alphabet (Google) oder Meta Platforms (Facebook). Im Thelen-Fonds hatte der Elektroauto-Pionier Tesla zuletzt einen Anteil von 10 Prozent.

Frank Thelen setzt auf konzentriertes Tech-Portfolio

„Wir sind auf der Suche nach Unternehmen mit einer 10xDNA und einem exponentiellen Wachstumspotenzial – unabhängig von ihrer Größe“, sagt Thelen. Bei allen Positionen im Fonds sähen er und sein Team ein solches Potenzial, auch bei größeren Unternehmen wie Tesla oder dem chinesischen Internetkonzern Alibaba. „Bei Tesla unterschätzt der Markt nach unserer Einschätzung die Innovationskraft des Unternehmens“, erläutert Thelen. Und bei Alibaba sei die Bewertung aufgrund struktureller Ängste mittlerweile auf einem Niveau, das eine Investition sehr interessant mache.

„Wir übertragen mit dem Fonds unseren bewährten Ansatz aus dem Venture-Capital-Bereich auf den öffentlichen Kapitalmarkt“, sagt Thelen. Während die meisten ETFs und Fonds ein möglichst breites Portfolio abbilden wollten und sich in erster Linie den Kriterien des klassischen Value-Investings wie Umsatzprognosen bedienten, analysiere sein Team zunächst die zugrunde liegenden Technologien und deren Innovationskraft.


Die Idee für den Fonds sei ihm gekommen, als er überlegt habe, wie er in Zukunft sein eigenes Kapital verwalten möchte. „Wir erwarten aus unserem Venture-Capital-Geschäft in nächster Zeit einige signifikante Rückflüsse, die ich zum Teil am Aktienmarkt anlegen möchte“, so Thelen. Hierfür wollte er ein Expertenteam aus Biologen, Physikern und Chemikern zusammenstellen. „Dieses Expertenteam wird von den Fondsgebühren finanziert.“ Er profitiere nur dann vom Fonds, wenn sich dieser gut entwickle, da ein Großteil seines liquiden Vermögens dort investiert sei.

Das Ziel, binnen vier bis acht Jahren das Kapital zu verdreifachen, bekräftigte Thelen Anfang des Jahres. „Wenn unsere Prognosen zu den Wertentwicklungen der Titel im Fonds zutreffen, sollte uns das gelingen“, sagt er. „Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Geldanlage ist immer auch mit Risiken verbunden, das trifft bei unserem konzentrierten Tech-Portfolio in besonderem Maße zu.“

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Wie groß die Risiken sein können, mussten Anleger auch bei der lange gefeierten US-Investorin Cathie Wood erkennen. Der Kurs ihres Flaggschiff-Fonds, Ark Innovation ETF, sackte nach einem Höhenflug 2020 im vergangenen Jahr ab. Der ETF wird in Deutschland nicht vertrieben. Es gibt allerdings einen von Woods Firma Ark Investment Management gelenkten Schwesterfonds: Der Nikko AM Ark Disruptive Innovation brachte 2020 eine Rendite von 125 Prozent – für 2021 steht ein Verlust von 20 Prozent zu Buche. Das Analysehaus Morningstar ordnet den Fonds, angesichts eines US-Anteils von derzeit rund 90 Prozent, in der Vergleichsgruppe Aktienfonds USA ein. Die mit Abstand größte Position war zuletzt Tesla, mit einem Gewicht von rund 9 Prozent im Nikko-Portfolio. Der Kurs der Tesla-Aktie ist – im Gegensatz zu den meisten anderen Positionen – auch 2021 gestiegen. Das Abrutschen des Nikko-Fonds und des Wood-ETFs konnte auch sie nicht verhindern.

Cathie Wood versucht, die Anleger zu beruhigen

Morningstar datiert den Großteil der Zuflüsse in den Ark Innovation ETF auf Ende 2020 und Anfang 2021. Also in einen Zeitraum, nachdem die Notierung bereits stark gestiegen war, aber bevor der Kurs infolge des Ausverkaufs bei Technologieaktien im Februar 2021 abstürzte. Die Enttäuschung vieler Investoren dürfte entsprechend groß sein. Sie hätten auf Jeffrey Ptak, Leiter des Global Manager Researchs bei Morningstar, hören sollen, der Anfang 2021 warnte: „Was ist von Fonds zu erwarten, die in einem Jahr um 100 Prozent oder mehr zulegen? Meistens Ärger.“

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