„Böse Überraschungen bei Prolongation“
„Was unser Verband von den Vermittlern und Beratern mit Zulassung zur Immobiliendarlehensvermittlung hört, ist eindeutig: Die Nachfrage nach Immobiliendarlehen ist stark eingebrochen“, ergänzt Oliver Mathais. Er ist Geschäftsführer des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte VGA, eines der Trägerverbände des Diva. „Das war zu erwarten.“
„Mit Sorge sehen wir Finanzierungen, die in den nächsten Jahren auslaufen – vor allem bei denen mit kürzerer Zinsbindung“, Mathais weiter. „Bei der Prolongation könnte es hier böse Überraschungen geben. Andererseits sehen wir am Markt einen fast schon extremen Anstieg des Neugeschäftes im Bausparen“, berichtet der VGA-Geschäftsführer aus der Praxis.
Nachfrage nach Immobiliendarlehen bricht ein
Das bedeute: Viele Kunden „gehen offensichtlich von weiter steigenden und anhaltend hohen Zinsen aus und sichern sich jetzt das aktuelle Zinsniveau, um vielleicht erst in einigen Jahren eine Immobilie zu erwerben“, erwartet Mathais. „Vielleicht auch in der Hoffnung, dass die Immobilienpreise sinken und eine rückläufige Inflation das Bauen wieder erschwinglich macht.“
Inflation und Geldanlage – viele Anleger passiv
Bei ihrer Geldanlage fallen die Reaktionen hingegen deutlich schwächer aus: In der aktuellen Diva-Umfrage sagte mehr als die Hälfte der Befragten, sich nicht um Inflation und Zinsen zu kümmern. Nur 13,4 Prozent agieren aktiv, 35,9 Prozent teilweise. Und das obwohl 89,8 Prozent mit einem weiter steigenden, anhaltend hohen oder höchstens leicht sinkenden Kaufkraftverlust rechnen.
„In diesem Marktumfeld nimmt der Druck auf die langfristige Geldanlage und Altersvorsorge deutlich zu, und dies umso mehr, als viele Banken und Sparkassen auf Einlagen nach wie vor nur magere Zinsen vergüten“, kommentiert Heuser. „Weil die Kunden tatenlos zusehen, können sie die Differenz zu höheren Leit- und Kreditzinsen in voller Höhe für sich einstreichen“.
„Viel Arbeit für die Berater der Finanzbranche“
„Letztlich ist der Gewinn der Kreditinstitute der Verlust der privaten Anleger“, sagt auch Mathais. Darüber müssten Finanzberater ihre Kunden jetzt besser aufklären: „Geldanlagen in Form von zinsarmen Einlagen verlieren durch die Inflation real massiv an Wert. Gleichzeitig werden Möglichkeiten ignoriert, diesen Realverlust durch festverzinsliche Papiere oder Aktien klein zu halten.“
Warum Kunden der Inflation nicht entgegenwirken
„Immerhin ließen sich hier Guthabenzinsen von bis zu 3 Prozent bei Termingeldern und Dividendenrenditen von bis zu 5 Prozent realisieren“, rechnet der VGA-Geschäftsführer vor. „Aber die Menschen handeln nicht, weil ihnen die notwendigen Kenntnisse fehlen und sie nicht wissen, was zu tun ist“, zitiert er aus der Umfrage für den Geldanlage-Index für das Diva.
Demnach wissen rund 54 Prozent der Befragten nicht, wie sie ihre Geldanlagen vor Inflation schützen können – oder beschäftigen sich nicht aktiv damit. Und mehr als 20 Prozent sagten, dass man mit Tagesgeld und Sparbuch der Inflation entgegenwirken könne. „Es ist derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Beraterinnen und Berater, hier tätig zu werden“, so Mathais weiter.