Anspruch und Wirklichkeit: Beim Blick von außen auf die Versicherungsbranche scheiden sich die Geister. Viele sehen noch immer eine verstaubte, männerdominierte Branche. Und haben beim Blick, zumindest auf die Vorstandsriege der meisten Unternehmen, wohl auch recht. In der Außendarstellung könnten die Konzerne hingegen kaum moderner sein. Sie präsentieren sich im harten Wettbewerb um Fachkräfte als zukunftsorientierte, nachhaltige und diverse Arbeitgeber.

Vorteile vielfältiger Organisationen

Immer mehr in den Fokus rückt dabei das Thema Vielfalt beziehungsweise der soziologische Oberbegriff Diversität (englisch: Diversity). Lange Zeit wurde das Thema häufig vor dem Hintergrund des Verbots von Diskriminierung betrachtet. Doch immer mehr rücken die Chancen und Vorteile einer diversen Belegschaft in den Fokus der Arbeitswelt und die Frage, wie Unternehmen diese Chancen besser nutzen könnten.

Die Forschung ist sich einig, dass diverse Teams einen besseren Output erzielen als homogene Gruppen. Bei Diversität handelt es sich demnach um einen relevanten Wirtschaftsfaktor. Erfolg ist vielfältig und ohne diverse Belegschaft wird es in Zukunft für Unternehmen zunehmend herausfordernd, wettbewerbsfähig zu bleiben, so die Hypothese.

Keine Benachteiligung, mehr Chancengleichheit

Konkret geht es bei dem Konzept darum, Vielfalt zu erkennen und zu fördern, Benachteiligung zu vermindern und Chancengleichheit zu erreichen. Berücksichtigt werden ethnische, politische, kulturelle, weltanschauliche, altersbezogene, sexuelle, soziale, geistige und körperliche Aspekte. Die Gleichstellung von Frauen in der westlichen Welt wurde zu einem weiteren wesentlichen Bereich, ebenso die Einstellung von Behinderten.

Doch befänden sich Unternehmen aktuell in einem Diversitäts-Dilemma. So nennen es die Autoren der wissenschaftlichen Studie German Diversity Monitor, auf die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verweist. Denn einerseits sei es notwendig aktiv zu werden, aber auf der anderen Seite stellen die notwendige Diversitäts-Transformation einen kostenintensiven und langwierigen Kraftakt für die jeweilige Organisation dar.

Was Unternehmen für Diversität tun müssen

Laut dem German Diversity Monitor ist ein wichtiger Schritt, das Thema zur Chefsache zu erklären und ein explizites Diversitybudget zur Verfügung zu stellen. Diversity-Maßnahmen sorgten für ein Überwinden der Barrieren und für eine führende Rolle im internationalen Wettbewerb. Unerlässlich sei für die Umsetzung ein sogenanntes Diversity Management, das Teams entstehen lässt, in denen alle Mitarbeiter und ihre unterschiedlichen Perspektiven integriert und akzeptiert werden.

Es braucht die Vielfalt und Offenheit für andere Perspektiven, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die kundenzentrierter und digitaler sind oder die bei der nachhaltigen Transformation helfen, so der GDV. Kein Unternehmen könne es sich daher leisten, Talente bei Einstellungen oder bei internen Entwicklungsmaßnahmen zu übersehen, zum Beispiel durch unbewusste Stereotypisierungen von Menschen. Ein aktives Diversity Management mache Unternehmen attraktiver für potenzielle Bewerber.

Große und exklsuive Branchenumfrage

Eine große Branchenabfrage von DAS INVESTMENT aus Anlass des jährlichen „Diversity-Day“ zeigt nun, wie hoch der Stellenwert des Themas in den Unternehmen tatsächlich ist. Sie zeigt die institutionelle Verankerung von Diversität in der Unternehmenskultur und die Vielfalt der Fülle der Maßnahmen, das Konzept mit Leben zu füllen. Die Unterschiede stecken dabei eher in den Details, die Grundbotschaften ähneln sich. 14 von der 21 angefragten größten deutscher Erstversicherer beteiligten sich an der exklusiven Umfrage unserer Redaktion.