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Vermögensverwalter meint Dividende schlägt Zins – und das wohl noch lange

Skyline von Paris
Skyline von Paris: Europäische Unternehmensanleihen guter Bonität erbrachten vor zehn Jahren noch circa vier Prozent Zinsen pro Jahr. Heute sind es gerade einmal 0,6 Prozent. | Foto: imago images / IP3press
Jürgen Mehrbrei, Foto: Unikat

„Geld soll arbeiten und nicht ruhen. Denn wer sein Geld für sich arbeiten lässt, kann selber ruhen.“ Frei nach diesem Motto besteht ein Bedarf an regelmäßigen Einkünften, etwa um die Phase des Ruhestands finanziell abzusichern. Um dieses Ziel zu erreichen war es noch vor zehn Jahren für Anleger möglich, in europäische Unternehmensanleihen guter Bonität zu investieren und jährliche Zinszahlungen in Höhe von circa vier Prozent zu erhalten.

Doch seitdem hat sich vieles verändert. Ausgelöst durch die weltweit anhaltende ultra-lockere Geldpolitik der Zentralbanken. Dies hat zu einem deutlichen Rückgang der Verzinsung von Staatsanleihen geführt. Aber auch die Anleiherenditen börsennotierter Aktiengesellschaften konnten sich diesem Trend nicht entziehen.

So können Anleger, die im Frühjahr 2021 in europäische Unternehmensanleihen guter Bonität investieren möchten, im Durchschnitt nur noch mit jährlichen Zinszahlungen von circa 0,60 Prozent rechnen. Und das bei einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahren. Zieht man hiervon noch die jährliche Inflation von aktuell ein bis zwei Prozent ab, verlieren Anleger durch ein solches Investment real sogar an Kaufkraft.

Für all jene, die dennoch nicht auf regelmäßigen Ausschüttungen verzichten wollen, können Dividendenzahlungen eine interessante Alternative darstellen. So beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der 50 größten europäischen Aktiengesellschaften, welche im Index Euro Stoxx 50 zusammengefasst sind, aktuell circa 3,50 Prozent. Dabei sollten Anleger jedoch stets beachten, dass ein Investment in Aktien neben den zusätzlichen Ertragschancen auch mit höheren Risiken verbunden sein kann.

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Selten wurde dies so deutlich wie im Jahr 2020. Im Zuge der Corona-Krise und den damit verbundenen massiven Einschränkungen der Wirtschaft, kam es auch an den Kapitalmärkten zu heftigen Turbulenzen. Zahlreiche Unternehmen waren gezwungen, ihre Dividendenzahlungen zu kürzen oder sogar ganz auszusetzen.

Qualität entscheidet

Dies macht deutlich, dass sich Anleger unbedingt gründlich und fortlaufend über die wirtschaftliche Qualität ihrer im Depot befindlichen Unternehmen informieren müssen. Denn nur wer in bilanziell hervorragend aufgestellte Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen investiert, kann sich über nachhaltige Dividendenrenditen freuen. Je reifer und etablierter ein Unternehmen dabei ist, desto eher ist es in der Regel bereit, eine hohe Dividende zu bezahlen. Einige Branchen produzieren zudem planbare Einnahmen und Cashflows und sind dadurch eher in der Lage, regelmäßig und – im besten Fall – auch kontinuierlich steigende Dividenden zu zahlen.

Darüber hinaus können Dividendenaktien zur Stabilisierung des Gesamtdepots beitragen. Denn viele Anleger sind vor allem an den regelmäßigen Erträgen dieser Unternehmen interessiert und denken über einen möglichen Verkauf der Aktie nur selten nach. Dies hat zu Folge, dass auf kurzlebige Unternehmensnachrichten weniger stark reagiert wird – was extreme Kursschwankungen verringert.

Auch ein Blick in die absehbare Zukunft zeigt, dass die relative Attraktivität von Dividendenrenditen im Vergleich zu Anleiherenditen noch lange Bestand haben dürfte. An eine Abkehr von der durch die Notenbanken gelebten Nullzinspolitik ist auch in den nächsten Jahren nicht zu denken. Zu einschneidend wären die Folgen für Staat und Wirtschaft.


Über den Autor:
Jürgen Mehrbrei ist Gründer und Geschäftsführer der Unikat Vermögensverwaltung mit Sitz in Mannheim.


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