DJ Börse Frankfurt/Anleihen: Ereignisreiche Woche am Rentenmarkt
DJ Börse Frankfurt/Anleihen: Ereignisreiche Woche am Rentenmarkt
16. Januar 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Weltwirtschaft krankt. Das ist zwar keine Neuigkeit, wohl aber die Reaktionen auf die Konjunkturprogramme, die Heilung bringen sollen. Die Bundesrepublik beschloss das zweite große Konjunkturpaket in einem Gesamtvolumen von 50 Milliarden Euro. "Der Staat nutzt die Ungunst der Stunde, Krankenhäuser, Schulen, Straßen und andere marode, öffentliche Bauwerke zu restaurieren", fasst Aleksandar Bakrac von Equinet die Maßnahme der Regierung zusammen, die die Wirtschaft ankurbeln soll. Auch in den USA wolle der designierte US-Präsident Barack Obama schon bald nach Übernahme der Amtsgeschäfte die nächsten 350 Milliarden aus dem Tarp-Programm in die immer noch am Boden liegende US-amerikanische Bankenlandschaft pumpen. "Ähnlich wie in Deutschland sollen diejenigen Banken, die diese Hilfe in Anspruch nehmen, ihrem Führungspersonal weniger Gehalt bezahlen und die Dividenden kürzen - ein logischer Schritt", sagt Bakrac. "Dass die auf solcherlei Hilfszahlungen zurückzuführende ausufernde Staatsverschuldung in Tateinheit mit nachlassendem Wachstum und zunehmender Arbeitslosigkeit auf die Bonitätseinstufung eines Landes nicht ohne Wirkung bleibt, zeigte sich am Beispiel Spaniens." Heute blieben den Spaniern nur trostlose Küstenstreifen voller Bauruinen aus der Zeit, in der man noch glaubte, halb Europa wolle eine Ferienwohnung am sonnigen Mittelmeer besitzen. Die Arbeitslosigkeit sei in den vergangenen Monaten bereits steil angestiegen, die Wirtschaft liege am Boden. Und so verwundere es nur wenig, dass die Rating-Agentur Standard & Poor"s bekannt gab, eine mögliche Herabstufung des Landes zu prüfen. Überraschend oder schockierend Die Deutsche Bank musste im vierten Quartal 4,8 Milliarden Rückstellungen bilden und "überraschte, ja man kann sogar sagen schockierte, die Marktteilnehmer", ergänzt Bakrac. Die Meldung bestätige, dass kaum eine Bank - sei sie auch noch so professionell verwaltet - den Turbulenzen, die seit der Pleite von Lehman Brothers am Markt herrschen, komplett ausweichen könne. "Erschreckender jedoch war das Gerücht, dass Irland beim Internationalen Währungsfonds um Hilfe nachgesucht haben soll. So mancher sah schon ein zweites Island am Horizont heraufziehen und betrachtete ein solches Hilfeersuchen der grünen Insel als einen Vorboten des Auseinanderbrechens der Eurozone", berichtet Bakrac über eine weitere Schockmeldung in dieser Woche. Doch glücklicherweise hätte sich dies als Ente entpuppt. Die Meldung sei sowohl von Irlands Regierung als auch vom IWF dementiert worden. Die irischen Staatsanleihen hatten zuvor kräftig an Wert verloren. Im bisherigen Verlauf der Woche weiteten sich die Renditeabstände irischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen in der Spitze um bis zu 40 Basispunkte aus. "Das Ende vom Lied: Die Aktienmärkte rund um den Globus verloren deutlich und Staatsanleihen bester Bonität haussierten", bringt der Anleihenspezialist die Woche auf den Punkt. Zinsen gesenkt wie erwartet Vor diesem Hintergrund verschwindet die Zinssenkung - um 50 Basispunkte auf nunmehr 2 Prozent - in der Eurozone in den Nachrichten beinahe. Wie Spiegel online berichtet, hätte sich am Markt sofort die Erwartung verbreitet, dass bald weitere Zinssenkungen bevorstehen könnten. Dies habe zunächst den Euro unter Druck gebracht, bis Jean Claude Trichet auf der EZB-Pressekonferenz erklärte, dass im Februar kein "wichtiges Treffen" der Notenbanker stattfinden sollte. Kurze Laufzeiten Im Handel mit Renten-ETFs verlief die Woche relativ ruhig, wie die Market Maker von der HypoVereinsbank berichten. Anleger zeigten vor allem an kurzen Laufzeiten Interesse, etwa unter drei Jahren, wie im iShares eb.rexx Government Germany 1,5-2,5, (WKN 628947). Allerdings wären in der Woche auch Jumbo-Pfandbriefe gut gelaufen (WKN 263526). Staatlich garantierte Bankanleihen Ebenfalls neu sind die beiden ersten vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) garantierten Anleihen der HSH Nordbank (WKN HSH253) und der Bayerischen Landesbank. "Die Emission der HSH Nordbank über drei Milliarden war dreifach überzeichnet, der Zinssatz liegt 28 Basispunkte über den durchschnittlichen Swaps und die Laufzeit geht über drei Jahre", berichtet Arthur Brunner von ICF. Das Papier der bayerischen Landesbank läuft ebenfalls drei Jahre und wird mit einem Zinssatz von 2,75 Prozent ausgestattet sein. Unternehmensanleihen gesucht Deutlich ruhigere Tage zum Jahresanfang spürt auch Daniel Förtsch von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Allerdings beobachtet er eindeutig mehr Aktivität bei Rentenanlegern als bei Aktieninvestoren. "Der wilde Handel zum Jahresende hatte sicherlich zum einen mit der Einführung der Abgeltungssteuer zu tun, zum anderen war auch die Börsensituation entsprechend", meint der Skontroführer. Das Interesse an Unternehmensanleihen sei aber durchaus weiterhin vorhanden. Weniger gefragt sind Bankanleihen. "Außer bei Papieren der Deutschen Bank sind Anleger in diesem Segment vorsichtig." Woge an Neuemissionen "Die Woche ist mit einer Flut von Neuemissionen gestartet, die durchaus auf Aufnahmebereitschaft am Markt treffen", berichten die Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Zudem plane die Fresenius AG für heute eine Bondemission in zwei Tranchen über eine Finanzierungstochter. "Dies wird die erste Emission im Nicht-Investmentgrade-Bereich der Hochverzinslichen seit Juli 2007 sein und somit Aufschluss darüber geben, zu welchen Konditionen sich Unternehmen mit Ratings schlechter als BBB- im Moment finanzieren können." "Neuemissionen werden gut aufgenommen. Die neuen Papiere haben durch die Bank kurze Laufzeiten von drei, fünf maximal sechs Jahren", erzählt Förtsch. Auf große Nachfrage stoße eine Emission der Volkswagen AG (WKN 780429). Das Papier läuft bis Januar 2014 und rentiert derzeit bei 6,54 Prozent. Bei einer Eon-Anleihe (WKN ENAG0N), die seit heute handelbar ist, belebe sich das Interesse der Privatanleger erst. Ruhe beim Risiko Bei Emerging Market-Papieren ist es zurzeit ruhig. Anleger scheinen das Risiko zu meiden, das verglichen mit der Zeit vor zwölf Monaten stark zugenommen hat. "Schwellenländer können sich in der Krise nicht mehr so einfach refinanzieren. Die USA haben eigene Probleme und sind wahrscheinlich gerade nicht breit, Geld zu leihen", fasst Förtsch die Situation bei Schwellenländer-Anleihen zusammen. Die Anleihen verharren dementsprechend auf tiefem Niveau. ® 16. Januar 2009/Dorothee Liebing Disclaimer Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von boerse-frankfurt.de bereitgestellt. 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January 16, 2009 11:02 ET (16:02 GMT)