LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MeinungenLesedauer: 5 Minuten

DJE-Experte Florian Bohnet Aktiv oder passiv – Konkurrenz beflügelt die Branche

Seite 2 / 2

Das richtige Timing ist entscheidend

Betrachtet man den Markt für ETFs mit etwas Abstand, fallen zwei Dinge auf: Erstens gibt es reichlich viele ETFs, weltweit etwa 5.000. Ein ETF sollte ein möglichst getreues Abbild des Markts sein. Das zumindest war die eigentliche Produktidee. Doch inzwischen wird für jede Nische und jeden Bedarf – ob sinnvoll oder nicht – ein eigenes Produkt beziehungsweise ein eigener Index geschaffen. Zweitens war der Ursprungsgedanke sicherlich auch nicht das aktive Timing von Börsentrends, sondern eine langfristige Partizipation an der Marktentwicklung. Bekanntlich ist Timing eine der schwierigsten Disziplinen an der Börse. In dem Wissen, dass sich kein Portfoliomanager aktiv um die Steuerung eines passiven Portfolios kümmert, agiert der mehr oder weniger erfahrene Privatanleger selbst. Üblicherweise passieren dabei die meisten Fehler, wenn nahe am Hoch gekauft und nahe am Tief verkauft wird.

Im Unterschied dazu investiert der Fondsmanager in der Regel deshalb in ein Portfolio ausgesuchter, gut analysierter Unternehmen, weil er das Geschäftsmodell verstanden hat und die Bewertung stimmt. Hier handeln Experten auf Basis ihrer Erfahrung und ihrer erprobten Analysemethoden und -instrumente. Sie nehmen den Anlegern die Entscheidung ab, warum, wann und wie lange in verschiedene Titel investiert wird. Das ist der Kern des aktiven Managements.

Ein ETF dagegen enthält einen „ganzen Markt“, zum Beispiel den deutschen, oder US-amerikanischen Aktienmarkt, Schwellenländeraktien oder vielleicht Rohstoffe. In jedem Fall aber immer alle Werte abhängig von dem abgebildeten Index. Anleger müssen bei ETFs selbst wissen, wann sie investieren. Beim Timing ist der Anleger hier stark abhängig von seinen individuellen Fähigkeiten, aber auch vom Herdentrieb und von Modetrends. Die Loyalität zum eingegangenen Investment dürfte oft erheblich geringer sein. Es verwundert daher nicht, dass Untersuchungen von US-Privatanlegerportfolios der vergangenen 30 Jahre ergaben, dass die Rendite des durchschnittlichen Depots vorwiegend wegen des falschen Timings mit 3,8 Prozent per annum weit unter dem Marktdurchschnitt lag.

Der Mehrwert eines guten, aktiven Vermögensverwalters kommt meist dann zum Tragen, wenn ein Anleger ihm dank guter, langfristiger Performance und diszipliniertem, transparentem Investmentprozess vertrauen kann. So wird der Anleger davor geschützt, in schwierigen Phasen nervös das Handtuch zu werfen. Ein erfahrener Vermögensverwalter mit dem entsprechenden technischen Rüstzeug wird die Aktienquote vielleicht nicht am Hoch, aber doch rechtzeitig reduzieren und bei günstigen Bewertungen attraktive Aktien kaufen bzw. nachkaufen. Ein Indexfonds dagegen ist nach oben wie nach unten immer voll dabei. Theoretisch könnten Anleger auch individuell am Indexhoch verkaufen und später wieder kaufen. Das ist aber leichter gesagt als getan und dürfte eher die Ausnahme sein.

Unser Fazit

Mit zunehmender Marktbereinigung um pseudoaktive Fondsanbieter und wachsendem Konkurrenzdruck durch ETFs steigt das Niveau der Branche. Das ist eine gute Nachricht für den Anleger. Für den Vermögensaufbau ist es langfristig besser, einen Indexfonds zu kaufen als gar keinen Zugang zum Kapitalmarkt zu haben. Mit einem erfahrenen aktiven Vermögensverwalter an der Seite sind aber vor allem unruhige Zeiten leichter durchzustehen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion