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DZ-Bank-Experte über Währungen Dollar-Imageschaden treibt Bitcoin-Kurs

Bitcoin-Automat in einem Einkaufszentrum in Singapur
Bitcoin-Automat in einem Einkaufszentrum in Singapur: Die Preise ziehen an. | Foto: Imago Images / Olaf Schuelke

Die weltweit bedeutendste Kryptowährung ist dynamisch in das neue Quartal gestartet. Ausgehend von Niveaus um 41.000 US-Dollar kletterte der Bitcoin-Kurs zu Beginn dieser Woche zeitweise auf knapp 58.000 US-Dollar. Dies entspricht nicht nur dem höchsten Stand seit Mitte Mai. Zugleich ist das Allzeithoch vom April dieses Jahres bei rund 65.000 US-Dollar – zumindest für Bitcoin-Verhältnisse – nicht mehr allzu weit entfernt. Dabei dominierte noch vor wenigen Wochen Skepsis das vorherrschende Bild bei den Kryptowährungen. Das weitreichende Verbot in China, der holprige Start von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador und Spekulationen über eine strengere Regulierung in den USA belasteten das Sentiment.

Mittlerweile hat sich das Bild gedreht. In den USA haben Notenbankchef Powell und der Vorsitzende der Aufsichtsbehörde Sec, Gary Gensler, klargestellt, dass sie dem Beispiel Chinas nicht folgen werden. Ein Verbot sei nicht geplant. Dies hat Hoffnungen Auftrieb, wonach sich Kryptowährungen dauerhaft als eigene Vermögensklasse an den Finanzmärkten etablieren könnten.

Gestützt wurde diese Erwartungshaltung zudem von entsprechenden Äußerungen einer großen US-Bank und der Aussicht auf die Genehmigung erster Exchange Traded Funds (ETFs) mit Bitcoin-Bezug in den USA. Nach jahrelangem Hin und Her erfüllen einige beantragte ETFs Kriterien, die der Sec-Vorsitzende zuletzt als Voraussetzung für eine Freigabe explizit genannt hatte. So basieren diese beispielsweise auf Bitcoin-Futures, ein direktes Engagement in der Kryptowährung ist hingegen nicht vorgesehen.

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Ein weiterer Treiber der aktuellen Kursgewinne dürften die weltweiten steigenden Inflationserwartungen sein. Hohe Energiepreise und Lieferengpässe in Kombination mit dem Eindruck, dass einige Notenbanken die vorherrschenden Inflationsrisiken nur unzureichend in ihrer geldpolitischen Ausrichtung berücksichtigen, nagen am Vertrauen in die langfristige (Preis-) Stabilität traditioneller Währungen.

So lassen beispielsweise wichtige Vertreter der Europäischen Zentralbank weiterhin keine Gelegenheit aus, die Notwendigkeit einer bis auf weiteres sehr lockeren Geldpolitik hervorzuheben. Erst gestern sprach EZB-Chefvolkswirt Lane von einem „mittelfristigen Inflationspuffer“, den es aufzubauen gelte – womit offenbar Preissteigerungsraten oberhalb des Zielniveaus der Notenbank über einen nennenswerten Zeitraum hinweg gemeint sind. Die türkischen Währungshüter haben zuletzt den Leitzins um 100 Basispunkte gesenkt, obwohl sich die Inflationsrate hartnäckig im Bereich von 20 Prozent (J/J) hält. 

Einen Hinweis darauf, wie weit eine Zentralbank von einer mit Blick auf den vorherrschenden Preisdruck angebrachten geldpolitischen Ausrichtung entfernt ist, gibt der sogenannte Taylor-Zins. Basierend auf der Kerninflation, einem „Gleichgewichtszins“, dem Inflationsziel einer Zentralbank und der Lage am Arbeitsmarkt wird dabei eine Orientierungsgröße für den „angemessenen“ Leitzins ermittelt. Da Sonderfaktoren wie die Corona-Pandemie keine adäquate Berücksichtigung finden, kann der Taylor-Zins zwar momentan nur sehr grobe Anhaltspunkte liefern.

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