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Doppelinterview mit Flossbach von Storch „Es gibt Wichtigeres als den Brexit!“

Herr Lehr, Herr Vorndran, welches Kapitalmarktthema stört Sie am meisten?

Thomas Lehr: Der Brexit.

Warum?

Philipp Vorndran: Weil unsere Branche, aber auch die Medien, Anleger mit diesem Thema geradezu penetriert und viele Ängste geschürt hat. So viel Energie und Gehirnschmalz wurden darauf verwendet – und wofür? Für nichts!

Lehr: Tausende Studien, unzählige Interviews und Analysen. Nichts von alledem, was von Vertretern unserer Branche prognostiziert und geweissagt wurde, ist eingetroffen oder hatte am Ende des Tages nennenswerte Auswirkungen. Ob harter oder weicher Brexit, Aufschub oder kein weiterer Aufschub, neue Verhandlungen oder deren Abbruch. Mögliche Wahrscheinlichkeiten zu den verschiedenen Szenarien – nichts von alledem hat Anlegern geholfen, ganz im Gegenteil.

Vorndran: Der Brexit, in welcher Form er auch kommen mag, oder auch nicht, ist langfristig schlicht irrelevant! Es gibt Wichtigeres als den Brexit!

Das Vereinigte Königreich mag nicht mehr Teil der EU sein – mit Verlaub, das ist doch durchaus relevant!

Vorndran: Verstehen Sie nicht falsch: Die Relevanz bezieht sich rein auf die ökonomische Komponente, nicht die politische. Das sind zwei grundverschiedene Dinge. Politisch ist der Brexit ein großes Problem. Er verstärkt langfristig die Fliehkräfte innerhalb der EU und damit auch in der Eurozone. Außerdem geht mit dem Vereinigten Königreich ein verlässliches Mitglied und ein wichtiger Partner verloren, gerade bei wirtschaftspolitischen Themen. Als überzeugte Europäer finden wir es sehr schade, dass sich die Briten so entschieden haben, müssen ihre Entscheidung aber akzeptieren und das Beste daraus machen.

Woran genau machen Sie die fehlende ökonomische Relevanz fest? Für viele Unternehmen ist der Brexit schließlich ein großes Thema ...

Lehr: An der Bedeutung der britischen Volkswirtschaft für die globale Konjunktur. Chinas Wirtschaft beispielsweise ist seit dem Brexit-Referendum im Sommer 2016 in einer Größenordnung gewachsen, die dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Großbritanniens, entspricht. Das verdeutlicht, wie wir finden, sehr gut, wer hier Mücke und wer Elefant, was langfristig relevant und weniger relevant für Anleger ist.

Vorndran: Im Grunde genommen ist das Brexit-Theater ein perfektes Beispiel dafür, wie viel störenden Lärm das Börsenumfeld tagtäglich produziert.

Hat der Lärm Ihrer Meinung nach zugenommen?

Vorndran: Eindeutig ja. Und das hängt im Wesentlichen mit der Umschlagsgeschwindigkeit von Informationen zusammen.

Lehr: Ich habe kürzlich auf einer der einschlägigen, gut beleumundeten Finanzwebseite einen Marktbericht gelesen, der überschrieben war mit „Dax bricht ein“. Die dahinterstehende Kursbewegung betrug gerade einmal minus ein Prozent. Ich frage mich, wie die Überschrift wohl lauten würde, wenn der Dax irgendwann fünf oder noch mehr Prozent an einem Tag verlieren würde, was er von Zeit zu Zeit gerne mal tut. Wäre das dann der ultimative Untergang?

Vorndran: Das kommt dabei heraus, wenn bei einem topaktuellen Medium wie dem Internet jede Kurswendung möglichst schnell kommentiert werden muss. Ein Wettbewerb der Superlative!

Die Autoren versuchen, Leseanreize zu setzen …

Lehr: Mit dem Ergebnis, dass die Anleger überfrachtet werden mit Informationen, von denen sie die meisten besser ganz schnell vergessen sollten.

Welche Lehren lassen sich daraus ziehen?

Vorndran: Tief durchatmen, sich nicht verrückt machen lassen, sich vergegenwärtigen, was langfristig wirklich wichtig ist – und was nicht. Geduldig sein.

Lehr: Und nicht jeden Online-Marktbericht lesen ...

Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins „Position“ erschienen, das Sie kostenlos abonnieren können. Hier geht es zum Abonnement.

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